Die Hamburger Lernferien gehen in die siebte Runde – und werden bis Ende 2022 verlängert, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD).
  • Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD)
  • Foto: dpa | Marcus Brandt

„Hingerotztes Gelaber“: Schulsenator Rabe irritiert mit Corona-Kritik an Medien

Es sind harsche Worte, mit denen Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) vor wenigen Tagen beim Hamburger Landesfinale von „Jugend debattiert“ auffiel. „Hingerotztes Gelaber“ warf er den Medien bezüglich der Corona-Berichterstattung vor. Und „immer die gleiche Meinung“. Fakten und Studien hätten kein Medium gekümmert, als es damals um Schulschließungen ging, so sein pauschaler Vorwurf. Eine Schülerin war so irritiert, dass sie dem „Spiegel“ einen Mitschnitt der Aussagen übergab – und der zeigt einen Senator, der seinem Frust freien Lauf lässt.

Rabe hatte sich während der Pandemie mit aller Kraft dafür eingesetzt, die Schulen möglichst offen zu halten, hatte stets darauf verwiesen, dass Schulen keine Pandemietreiber seien, die Kinder aber bei langen Schulschließungen jede Menge negative Folgen zu tragen haben. Die Medien, so Rabes Rundumschlag vor den Jugendlichen, hätten zu dem Thema nicht ausreichend recherchiert: „Gab es jemals jemanden, der sich darum gekümmert hat, dass es Studien gibt? Dass es Fakten gibt? Ich vermisse es, dass man sich dann meinungsfrei prüft. Und da sind alle ganz engagiert, jeder weiß Bescheid – aber keiner hat die Konzentration, den mal zu hinterfragen und zu überprüfen, ob das alles richtig ist und ob das stimmt und ob das nicht stimmt.“

Ties Rabe: „Hingerotztes Gelaber“

Auf den Aufzeichnungen, die der Spiegel als Transskript veröffentlicht hat, ist auch ein Vorwurf Rabes zu hören, den Rechtspopulisten im Zusammenhang mit Corona gerne verwenden: den der gleichgeschalteten Presse. „Ich mache mir manchmal schon Sorgen. Ich hab ja selber… bin ja insgesamt, hab ja ein Abonnement von der Zeitschrift ,Die Zeit‘, dem ,Spiegel‘, ,Süddeutsche‘ und ,FAZ‘ und so weiter: Es macht mich schon nachdenklich, dass alle immer die gleiche Meinung haben und dass sie vor allem diese vielen Detailfragen nicht richtig klären. Denn das zeichnet eine gute Debatte aus: Sich nicht zufriedenzustellen mit dem ersten hingerotzten Gelaber, ich muss das mal so scharf formulieren, sondern mal genau nachzufragen: Ist das wirklich richtig? Ist das wahr?“

Rabe war selbst wegen einer Studie in der Kritik

Wie kommt es zu einer solchen pauschalen Medienschelte? Der Senator habe sich in einer kurzen „Talkrunde“ spontan zum Thema „Schulschließungen während der Corona-Zeit“ geäußert, erklärt sein Sprecher auf MOPO-Nachfrage. Dabei habe er „für seine Äußerung sehr viel Applaus der Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte bekommen.“ Dass seine Worte aufgezeichnet wurden, sei Rabe nicht bewusst gewesen.

Hintergrund seiner Worte sei die aktuelle Diskussion zur Rolle der Medien während der Pandemie gewesen, in der sich auch Journalisten kritisch mit der fehlenden Meinungsvielfalt beim Thema Corona auseinandersetzen.

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Bemerkenswert: Ties Rabe war am Ende des ersten Coronajahres, im Dezember 2020, selbst in die Kritik geraten, weil er Daten, die seinem Kurs („Jugendliche stecken sich nicht in den Schulen an“) widersprachen, nicht „meinungsfrei geprüft“, sondern angeblich zurückgehalten hatte. Damals hatte eine Studie des Heinrich-Pette-Instituts und des UKE ergeben, dass sich bei einem Corona-Ausbruch an der Heinrich-Hertz-Schule durchaus zahlreiche Schüler innerhalb der Schule mit dem Coronavirus infiziert haben.  

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