Wandbild an der Großen Freiheit bröckelt: Irrer Streit um Kultgemälde vom Kiez
St. Pauli –
Es ist vielleicht das größte Pop-Art-Gemälde Europas und schon seit Jahrzehnten bröckelt es an der Großen Freiheit vor sich hin. Doch nun bietet der Künstler Werner Nöfer (83) an, es neu zu schaffen. Aber das Denkmalschutzamt lehnt das ab.
Alles war so ein bisschen eine weinselige Idee im legendären Jahr 1968. Damals waren die Künstler Werner Nöfer und Dieter Glasmacher Stammgäste in der Kult-Kneipe „Cosinus“ an der Bundesstraße im Grindelviertel. Die gehörte dem Zahnarzt Karl Lehwald – einem 2019 gestorbenen kreativen Freigeist – und der hatte gerade das „Grünspan“ an der Ecke Große Freiheit / Ecke Simon-von-Utrecht-Straße eröffnet.
Damals, in den „68ern“, schien alles möglich und so bat der Dentist kurzerhand die Künstler, doch die Fassade und die etwa 40 Meter lange Seitenwand zu bemalen. Ein Honorar gab es nicht dafür, doch Nöfer und Glasmacher waren begeistert, sich einmal an so prominenter Kiez-Ecke austoben zu dürfen. Der Titel des farbenfrohen Werks: „Periskopisch.“
Kult-Kunstwerk an der Großen Freiheit: Risse im Mauerwerk
Inzwischen ist die Farbe extrem verblasst, tiefe Risse sind im Mauerwerk zu sehen, das Kult-Kunstwerk befindet sich in einem schlimmen Zustand. Eigentümer des Gebäudes ist die städtische Sprinkenhof AG. Die will das Kiez-Areal Große Freiheit 58-70 rund um die alte Fischräucherei behutsam entwickeln. Unter anderem sollen auch 37 preiswerte Mietwohnungen entstehen. So weit so gut. Und das legendäre Wandbild?
Die Sprinkenhof sieht, wenn auch mit ziemlicher Verspätung, endlich die große Bedeutung des Werks. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt soll das Wandbild saniert werden.
Kunstwerk soll saniert werden: Unverständnis beim Künstler Nöfer
Das aber stößt auf Unverständnis beim international angesehenen Künstler. Werner Nöfer sagte der „Welt am Sonntag“: „Eine solche Vintage-Version grenzt an Real-Satire“. Nöfer verweist darauf, das die starke Farbigkeit des Bildes wesentlicher Bestandteil des Werkes sei. Damals sollte ein bunter Kontrapunkt zum 1968 doch eher schäbigen St.Pauli gesetzt werden. Der würde bei einer schlichten Konservierung des inzwischen blassen Bildes wegfallen.
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Aus der für den Denkmalschutz zuständigen Kulturbehörde hieß es es: „Aus konservatorischen Gründen ist ein Neuanstrich problematisch“. Die Authentizität des Kunstwerks würde verloren gehen, was einer Entwertung gleich käme. Man werde aber das Gespräch mit dem Künstler suchen.