„König Lear“ im Thalia-Theater: Dieser Typ ist ein Ereignis!
Nicht nur die Verbraucherzentrale rät: Ordnen Sie rechtzeitig Ihren Nachlass! Insofern handelt der alte Lear vorbildlich. Er ruft seine drei Töchter zusammen und möchte sein Reich unter ihnen teilen, „um zu verhindern zukünftigen Streit“. Leider grätscht ihm die eigene Eitelkeit dazwischen, als Cordelia ihm nicht wie die älteren Schwestern Honig ums Maul schmiert. Lear verstößt seinen Liebling – dann geht’s bergab. Auftakt zu einer der größten Shakespeare-Tragödien!
Regisseur Jan Bosse und sein Team präsentieren im Thalia-Theater zunächst eine silbern glitzernde Bühnenwelt, bis hin zu genderfluiden Paillettenkleidern. Erst allmählich merkt Lear, welchen Fehler er begangen hat. Dass er den Töchtern Goneril und Regan nur lästig ist, er aber alle treuen Gefolgsleute in die Pampa geschickt hat (in diesem Fall die stürmische Heide).
Herausragend: Wolfram Koch spielt den König Lear
Dort landet er auch selbst: zerzaust, wütend, verrückt. Der Lack ist ab. Nun verändert sich auch die Bühne ins Dunkle, Bedrohliche. Ein passendes Ambiente für das große Sterben zum Schluss.
Vor allem ist dieser „König Lear“ ein prächtiges Schauspieler:innentheater. Wolfram Koch in der Titelrolle ist ein Ereignis, als Staatsmann, Kotzbrocken, Jammerlappen, Wahnsinniger. Die Szenen mit ihm und dem Narren (fantastisch: Christiane von Poelnitz) sind herausragend.
Prächtiges Shakespeare-Theater: Stark!
Dazu gesellen sich unter anderen in den „Nebenrollen“ ein extrem fieser Edmund (Johannes Hegemann), Pauline Rénevier als Cordelia und Edgar sowie Tilo Werner in der Rolle des Kent und mit der Live-Band am Schlagzeug. Ein satter Shakespeare in relativ kompakten zweieinhalb Stunden. Stark!
Thalia-Theater: 4./5./23.4., 19 Uhr, und 15.4., 14 Uhr, 8-41 Euro