Vier-Tage-Woche
  • In der Stahlindustrie gibt es bereits eine 35-Stunden-Woche.
  • Foto: picture alliance / Julian Stratenschulte/dpa

Vier-Tage-Woche: So facht die IG Metall die Diskussion neu an

Seit einiger Zeit kocht sie immer mal wieder hoch, die Diskussion über die Vier-Tage-Woche. Pilotprojekte in Großbritannien und anderswo zeigen: Das Konzept funktioniert erstaunlich gut. In Deutschland facht nun die Gewerkschaft IG Metall den Diskurs neu an. NRW-Verhandlungsführer Knut Giesler fordert: von 35 Stunden in der Stahlindustrie runter auf 32, und das bei gleichem Lohn.

Vor einigen Wochen begeisterte Malermeisterin Jessica Hansen das Publikum der ARD-Sendung „Hart aber fair“. In ihrem Betrieb in Osterby bei Eckernförde lautet das Motto: „Jede Woche langes Wochenende“ – Vier-Tage-Woche! Und die Mitarbeitenden sind begeistert. Während Hansen zuvor Monate vergeblich nach Fachkräften suchte, nimmt eine neue Mitarbeiterin etwa nun einen 45-Minuten-Pendelweg in Kauf. Seit Einführung wuselt es nur so in der Malerwerkstatt. Die Produktivität blieb, die Krankheitstage wurden weniger.

Malermeisterin Jessica Hansen bei „Hart aber Fair“ IMAGO/Eibner
Vier-Tage-Woche
Malermeisterin Jessica Hansen bei „Hart aber Fair“

IG-Metall-Chef will weniger Arbeitszeit bei gleichem Lohn

Kann das also funktionieren mit der Vier-Tage-Woche? Der NRW-IG-Metall-Chef Giesler glaubt: ja. „Wir wollen eine echte Entlastung für die Beschäftigten erreichen, ohne dass sie deshalb weniger verdienen“, sagte Giesler der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Ein solcher Schritt sei ein großer Fortschritt für die Lebensqualität und die Gesundheit der Beschäftigten. Andere Gewerkschafter begrüßten den Vorstoß. Er könne auch auf andere Branchen ausstrahlen, hieß es.

NRW-IG-Metall-Chef Knut Giesler picture alliance / Caroline Seidel/dpa
Vier-Tage-Woche
NRW-IG-Metall-Chef Knut Giesler

Allerdings dürfte die Sache noch dauern: Die nächste Verhandlungsrunde der Stahlindustrie steht erst Ende des Jahres an. Auch Giesler sagt: In der Verwaltung und im Zwei-Schicht-Betrieb sei seine Idee von 32 Stunden Arbeit sicher leicht umzusetzen. In Drei-Schicht-Betrieben aber könne das eventuell Jahre dauern.

Arbeitgeber: „Forderung kommt zur Unzeit“

Arbeitgeber hielten in einer ersten Reaktion nichts von dem Vorschlag: „Die Forderung kommt völlig zur Unzeit“, sagte Gerhard Erdmann vom geschäftsführenden Vorstand des Arbeitgeberverbands Stahl. Bereits jetzt hätten Unternehmen mit Energiekostensteigerungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine zu kämpfen. Hinzu kämen die Kosten für die Transformation der Branche.

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Dabei zeigen die Pilotstudien, etwa in Großbritannien, Irland oder Belgien, tatsächlich fast nur positive Effekte: Im Vereinigten Königreich hatten 61 Firmen an dem Test teilgenommen. Nach sechs Monaten sagten 56 davon: Wir wollen an dem Konzept festhalten! Im Schnitt war der Umsatz um 1,4 Prozent gestiegen. Krankheitstage gingen um 65 Prozent zurück, und 57 Prozent weniger Mitarbeitende verließen die Unternehmen. Kein Wunder. Vier von zehn sagten: ich fühle mich deutlich weniger gestresst.

Die Diskussion in Deutschland dürfte gerade erst angefangen haben. (km)

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