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Wegen Corona: Hamburg: Der Rettungsdienst kollabiert – Feuerwehr dementiert

Akute Notlage: Der Rettungsdienst in Hamburg ist wegen der Corona-Pandemie am Limit. Wie die MOPO aus Feuerwehr-Kreisen erfuhr, ist die Einsatzzentrale momentan auf allen Plätzen doppelt besetzt, um die Rettungswagen- und Notarzt-Einsätze auch koordinieren zu können. Immer öfter fallen trotzdem Wagen aus, weil sie erst aufwändig desinfiziert werden müssen – Anrufer berichten von teilweise weit mehr als zehn Minuten Wartezeit nach Absetzen eines Notrufs. Die Feuerwehr wiegelt auf Nachfrage ab, sagt: „Ein Fahrzeugmangel liegt aktuell nicht vor.“ 

Die Hamburger Feuerwehr verfüge über eine „taktische“ Reserve und könne im Bedarfsfall zusätzliche Rettungswagen besetzen. „Die Besetzung erfolgt im Rahmen einer ad hoc Alarmierung durch Einsatzkräfte aus dem Bereich des Brandschutzes“, teilte Sprecher Jan Ole Unger mit. Wie oft es zu besagten Bedarfsfällen kommt, lässt er offen, fügt aber noch hinzu: „Auch die im öffentlichen Rettungsdienst eingebundenen Hilfsorganisationen können im Rahmen des ungeplanten Sonderbedarfes noch weitere Rettungswagen in Dienst stellen.“

Corona: Rettungsdienst in Hamburg kollabiert – Feuerwehr dementiert

Zur Wahrheit gehört aber offenbar auch: Trotz doppelter Besetzung und „taktischer Reserve“ müssen die sogenannten Calltaker und Retter in der Einsatzzentrale oft noch kurzfristig umdisponieren, weil Fahrzeuge noch nicht ausreichend desinfiziert sind – wegen Corona.

Die teils gewaltige Wartezeit zwischen Notruf und Ankunft des Rettungswagens lässt Feuerwehr-Sprecher Unger in seiner Beantwortung einer MOPO-Anfrage außer Acht. Er betont stattdessen, dass die Feuerwehr für die Desinfektion ihrer Fahrzeuge, insbesondere nach Corona bedingten Einsätzen, ihre Desinfektionskapazität verdoppelt habe. „Aktuell stehen zwei vollwertige Desinfektionsmöglichkeiten (eine an der Feuer- und Rettungswache Altona, die andere an der Akademie) zur Verfügung, die täglich rund um die Uhr einsatzbereit sind.“

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Das ist gut, scheint aber nicht das Problem zu lösen: Feuerwehrmänner, die unbekannt bleiben wollen, beklagen die Mehrarbeit, aber vor allem die Tatsache, dass man bei der Vielzahl an Einsätzen gar nicht mehr hinterherkomme. Auch das Schutzziel, unter acht Minuten am Einsatzort zu sein, erreiche man oft nicht mehr.

„Auch wir merken deutlich, dass die Sekundäreinsätze, also die Krankenbeförderungen, zunehmen“, so Daniel Dahlke, Landesvorsitzender der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft – nicht zuletzt wegen der angespannten Corona-Lage.

Daniel Dahlke, Vorsitzender der Feuerwehr-Gewerkschaft

Daniel Dahlke, Vorsitzender der Feuerwehr-Gewerkschaft

Foto:

RUEGA/ Ruediger Gaertner

Dahlkes Vorschlag: „Man könnte Rettungswagen in den Dienst nehmen, die als Krankenbeförderungsfahrzeuge laufen und mit Sanitätern besetzt sind. So wären die anderen Rettungswagen frei für echte Notfall-Einsätze, mit entsprechend hochqualifiziertem Personal.“

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