Bitter! Deutscher Rad-Star fährt Triumph bei legendärem Rennen entgegen – und stürzt
John Degenkolb rollte mit gesenktem Kopf durch das legendäre Velodrom von Roubaix. Der Applaus des Publikums und die Anerkennung von Sieger Mathieu van der Poel für eine herausragende Leistung konnten den deutschen Radprofi nicht trösten. Ein Sturz in der Schlussphase hatte Degenkolb beim Klassiker Paris-Roubaix um alle Chancen auf den zweiten Sieg nach 2015 gebracht und die „Hölle des Nordens“ zu einem Drama für ihn werden lassen.
„Es ist nicht einfach zu beschreiben, wie groß die Enttäuschung ist“, sagte Degenkolb, der über „ziemlich starke Schmerzen“ in der Schulter klagte: „Sicherlich war ich nicht der Stärkste in dieser Gruppe, aber Roubaix ist Roubaix und alles kann passieren, wenn man in dieser Gruppe ist und so kurz vor dem Finale steht.“
Van der Poel wird zum Profiteur der Kollision
Jubeln durfte stattdessen van der Poel, mit dem Degenkolb auf der letzten schweren Kopfsteinpflaster-Passage kollidiert war. Der Niederländer hielt sich auf dem Rad und raste anschließend als Solist zu seiner ersten Pflasterstein-Trophäe. „Unglaublich. Ich hatte einen der besten Tage auf dem Rad. Es ist unglaublich und schwer zu beschreiben“, sagte van der Poel.
Im Ziel hatte der 28-Jährige vom Team Alpecin-Deceuninck 46 Sekunden Vorsprung auf seinen belgischen Teamkollegen Jasper Philipsen. Dritter wurde Mitfavorit Wout van Aert (Belgien/Jumbo-Visma). Für van der Poel war es nach dem Gewinn von Mailand-Sanremo im März der zweite große Triumph des Jahres.
John Degenkolb kommt als Siebter ins Ziel
Degenkolb konnte nicht mehr in den Platzierungssprint eingreifen. Mit 2:35 Minuten Rückstand wurde der DSM-Profi als bester Deutscher Siebter. Max Walscheid (Neuwied/Cofidis) belegte mit einer knappen Minute Rückstand den achten Rang.
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„Es ist mein Lieblingsrennen. Alles daran fasziniert mich“, hatte Degenkolb, dem der 3,7 Kilometer lange Pave-Sektor 17 zwischen Hornaing und Wandignies gewidmet ist, vor dem Start gesagt. Am Ende lag Degenkolb entkräftet und enttäuscht auf dem Boden. In einer äußerst schnellen Anfangsphase wurden zunächst alle Fluchtversuche unterbunden. Erst wenige Kilometer vor dem ersten von 29 Pave-Sektoren setzte sich eine kleine Gruppe ab, zu der auch die deutschen Fahrer Jonas Koch (Bora-hansgrohe) und Juri Hollmann (Movistar) zählten.
54,5 Kilometer Kopfsteinpflaster werden zum Verhängnis
Am Abschnitt zwischen Troisvilles und Inchy – den ersten 2,2 von insgesamt 54,5 Kilometern Kopfsteinpflaster – entwickelte das Rennen eine neue Dynamik. Stürze und Defekte blieben nicht aus. Auch Nils Politt (Bora-hansgrohe) wurde von einem mechanischen Problem aufgehalten. Der Kölner kehrte zwar ins Hauptfeld zurück, verpasste im entscheidenden Moment aber den Anschluss.
Degenkolb dagegen spielte schon vor dem berüchtigten Wald von Arenberg – der ersten Schlüsselstelle des Rennens – seine Erfahrung aus. Der gut positionierte DSM-Profi setzte sich mit den Top-Favoriten van Aert und van der Poel ab und überstand auch die brutale Arenberg-Schneise schadlos. Für Vorjahressieger Dylan van Baarle (Jumbo-Visma) endeten dort alle Sieghoffnungen nach einem Sturz.
Degenkolb stürzt nach Kollision mit van der Poel
Die nun hochkarätig besetzte 13-köpfige Spitzengruppe, der zunächst vier Deutsche angehörten, schrumpfte im Ausscheidungsfahren in Richtung Ziel. Degenkolb überzeugte dabei mit Einsatz, Willen und Cleverness. Attacken des Duos van der Poel und van Aert fing der 34-Jährige teils im Alleingang ab.
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Der Lohn für seine herausragende Leistung blieb Degenkolb jedoch verwehrt. Auf dem letzten Fünf-Sterne-Sektor Carrefour de l’Arbre kam es bei einem Überholmanöver van der Poels zum Kontakt mit Degenkolb. Auf einer Wiese neben dem Kopfsteinpflaster verlor Degenkolb die Kontrolle über sein Rad und stürzte bei hoher Geschwindigkeit.
Zwar konnte er das Rennen fortsetzen, alle Chancen auf den Sieg waren aber dahin. Diesen ließ sich van der Poel nicht mehr nehmen, auch, weil van Aert von einem Hinterradschaden ausgebremst wurde. (sid/lmm)