Mann, der verzweifelt aussieht, hält Geldscheine in den Händen
  • Spieler Alexej (Jascha Schütz) steuert auf den Abgrund zu.
  • Foto: G2 Baraniak

„Der Spieler“ am Altonaer Theater: Fieberhafter Rausch am Roulette-Tisch

„Der Spieler“ schürft am Altonaer Theater jetzt tief in der menschlichen Seele: Nach dem autobiografisch geprägten Romanklassiker von Dostojewski zeichnet das am Premierenabend umjubelte Drama das beklemmende Psychogramm einer Glücksspielleidenschaft.

Alexej, ein mittelloser junger Mann, begleitet als Hauslehrer die Familie eines hochverschuldeten Generals in ein deutsches Spielerparadies. Aus grenzenloser Liebe zu dessen Nichte Polina (Isabella Victoria Ginocchio) versucht er, das nötige Geld zum Leben für sie im Kasino zu erspielen – und wird hineingerissen in den fieberhaften Rausch am Roulette-Tisch. Getrieben von seiner Sucht und sich selbst belügend („Morgen, morgen wird alles zum guten Ende kommen“) steuert Jascha Schütz als zunehmend verzweifelter Alexej auf den Abgrund zu.

Jascha Schütz ist „Der Spieler“ am Altonaer Theater

Um dessen tragisches Schicksal herum gruppierte Regisseur Georg Münzel eine schrille, in die Dekadenz abgedriftete Gesellschaft: Egoistisch nach Gewinnen strebende, auf Pump lebende und von Geldsorgen und Intrigen gebeutelte Menschen bevölkern die Bühne.

Allen voran ist es der hochverschuldete General (Dirk Hoener), der dringend neues (Spiel-)Geld braucht und daher ungeduldig auf eine Nachricht aus Moskau wartet: vom Tod der alten Erbtante. Doch statt eines Telegramms erscheint die Großtante selbst. Wunderbar skurril: Steuert Jacques Ullrich in der Rolle des höhnischen „Großmütterchens“ im Rollstuhl den extralangen Spieltisch an, um Unsummen ihres Vermögens zu verzocken, kippt die Szene ins Dämonische. „Wir alle werden, wenn wir weitermachen wie bisher, alles bis auf den letzten Groschen verspielen“, warnt Alexej. Allerdings vergebens.

Drama fordert Aufmerksamkeit des Publikums

Die verstrickte Geschichte über (finanzielle) Abhängigkeiten und Obsessionen fordert die Aufmerksamkeit der Zuschauerinnen und Zuschauer, aber der Theaterabend ist auch ein großes Vergnügen: Mit Energie und grotesker Komik gespielt, klug erzählt und mit „Helden“, die uns unter historischen Kostümen und Perücken ähnlicher sind, als uns lieb sein kann.

Altonaer Theater: bis 14.5., diverse Uhrzeiten, 24-43 Euro, Tel. 39 90 58 70

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