Starkes Teenie-Theater am Ohnsorg — nach einem Hamburger Bestseller
Hamburg, 1961: Karin, 13 Jahre alt, lebt mit ihrer Familie in einer Behelfsheim-Siedlung im Grünen und genießt den Sommer. Schulferien und jeden Tag mit der Freundin zum Baden an die Dove Elbe – so sieht das Paradies des Teenagers in „Ringel, Rangel, Rosen – vörbi is man nich vörbi“ aus. Im Ohnsorg-Studio wird das Buch von Bestsellerautorin Kirsten Boie zu einem intensiven Theatererlebnis über das Erwachsenwerden und den Umgang mit Leid.
Denn es ist auch der Sommer, in dem Karins Kindheitsparadies erste Risse bekommt und schließlich zerbricht. Es geht um Konflikte mit der strengen Mutter (Vivien Mahler), bald aber auch um die Suche nach Antworten auf das, was im Zweiten Weltkrieg passiert ist. Wie haben ihre Eltern den Nationalsozialismus überlebt und was hatten sie mit der „Judensache“ zu tun, die Karin zutiefst erschüttert?
„Ringel, Rangel, Rosen“ nach dem Roman von Kristen Boie
Im kleinen Bühnenraum sind die Zuschauer gute 80 – pausenlos packende! – Minuten lang in das Geschehen verstrickt (Regie: Kathrin Mayr). Das Herauslösen aus der Geborgenheit der Familie endet dramatisch. Die Nacht der Sturmflutkatastrophe im Februar 1962, die Karin (Sofie Junker) allein mit Oma Domischkat (Tanja Bahmani) in Eiseskälte bis zur Rettung am nächsten Tag auf dem Dach verbringt, verändert ihr Leben und ihre Haltung gegenüber Mutter und Vater (Jochen Klüßendorf, auch Musiker und Erzähler).
Nationalsozialismus und Sturmflutkatastrophe
Das Darsteller-Quartett ist einfach großartig und wird mit viel Applaus bedacht. Es stellt ans Ende der vielschichtig-düsteren Geschichte die Hoffnung, dass wir uns möglicherweise ein anderes Paradies zurückholen können: durch ein Mehr an prägenden Erfahrungen, vermittelt durch den ehrlichen Austausch zwischen den Generationen.
Ohnsorg-Studio: bis 31.5., 19 Uhr, ab 28 Euro; auf Hoch- und Plattdeutsch