Vor dem Stadion ist die Stimmung ruhig.
  • Vor dem Volksparkstadion ist die Stimmung ruhig.
  • Foto: Florian Boldt

Hamburger Stadtderby: Pyros, Buttersäure und Ärger um Seelers Fuß

Es war das vielleicht wichtigste Stadtderby in der Geschichte beider Vereine: Noch nie trafen der HSV und der FC St. Pauli so spät in der Saison aufeinander. St. Pauli wollte mit einem Sieg auf drei Punkte an den Dauerrivalen aufrücken. Die Stimmung war dementsprechend aufgeheizt, die Polizei mit einem Großaufgebot im Volkspark. So verlief das Derby bis zum Abpfiff und die Nacht danach.

Für den ersten Ärger sorgten höchstwahrscheinlich Gäste-Fans bereits in der Nacht zu Freitag: Mehrere Aufkleber wurden am Uwe-Seeler-Fuß am Stadion angebracht, sie zeigten das Logo des FC St. Pauli.

Uwe-Seeler-Fuß mit St. Pauli-Stickern. Twitter/Zwulfulf
Uwe-Seeler-Fuß mit St. Pauli-Sticker
Uwe-Seeler-Fuß mit St. Pauli-Stickern.

HSVer revanchierten sich offenbar für die Aktion, verteilten am Derby-Morgen Buttersäure vor dem „Jolly Roger“, der Stammkneipe der St. Paulianer auf dem Kiez, direkt am Millerntorstadion. Die Feuerwehr entfernte die Flüssigkeit, die Polizei ermittelt.

Die St.-Pauli-Fankneipe Jolly Roger wurde vor dem Derby mit Buttersäure attackiert Blaulicht-News
Vor der St.-Pauli-Fankneipe Jolly Roger steht ein Feuerwehrfahrzeug
Die St.-Pauli-Fankneipe Jolly Roger wurde vor dem Derby mit Buttersäure attackiert

HSV gegen FC St. Pauli: Fans zünden Pyro–Technik

Schon am frühen Nachmittag versammelten sich Hunderte Anhänger des HSV im Bereich des Bahnhofs Stellingen, standen bei strahlender Sonne mit Snacks und Getränken vor Imbissbuden und Kiosken.

Der HSV-Fanmarsch trifft am Stadion an. Ruediger Gaertner
HSV-Fans
Der HSV-Fanmarsch trifft am Stadion an.

Um 15.45 Uhr zogen sie über den Binsbarg und die Schnackenburgallee in die Sylvesterallee direkt zum Stadion. Vereinzelt wurden Farbtöpfe und Böller gezündet, auch Raketen in die Luft gejagt. Auf die Fotos Unbeteiligter reagierten die Fans teils aggressiv, zu Auseinandersetzungen kam es nicht. Laut Polizei nahmen 7000 Menschen an dem Marsch teil.

Die St. Pauli-Fans wurden in Sonderzügen vom Bahnhof Jungfernstieg nach Othmarschen gefahren, von dort von zahlreichen Polizeikräften zum Südwest-Eingang des Stadions geführt. Das oberste Ziel der Beamten: die Trennung beider Fan-Lager.

Hamburger Stadt-Derby: Handgreiflichkeiten zwischen Fans

Bei dem FCSP-Marsch kam es ebenfalls zum Abbrennen von Pyrotechnik, einige Anhänger vermummten sich, legten die Maskierung aber nach Aufforderung der Polizei wieder ab. Doch auch der Marsch der rund 4000 Gästefans verlief weitestgehend ruhig.

St. Pauli-Fans haben auf dem Weg zum Stadion Pyrotechnik gezündet. Marius Röer
St. Pauli-Fans
St. Pauli-Fans haben auf dem Weg zum Stadion Pyrotechnik gezündet.

Nur in einem Fall musste die Polizei, die von Kräften aus Berlin und Schleswig-Holstein unterstützt wurde, eingreifen: Zwischen einem HSV- und einem St. Pauli-Fan kam es zum Streit, weil der HSVer ein Foto von dem Kiezkicker-Anhänger gemacht haben soll.

Es kam zu Handgreiflichkeiten, der Kiezkicker-Fan wurde von Polizisten weggezogen. „Im Anschluss wurden seine Personalien aufgenommen“, so ein Polizeisprecher. „Wir ermitteln wegen Körperverletzung.“

HSV-St. Pauli: Tickets auf Schwarzmarkt für bis zu 180 Euro

Der Einlass beider Fan-Lager verlief dann reibungslos. Vor dem Stadion versuchten noch viele Anhänger, eine oder mehrere Karten zu ergattern. Die meisten mussten sich aber den Wucherpreisen von bis zu 180 Euro pro Ticket geschlagen geben. Ein St. Pauli-Fan zur MOPO: „In der Hinrunde war es noch total einfach. Heute hat man keine Chance.“

Ein Fan will vor dem Stadion noch Tickets kaufen. Marius Röer
Fan will Ticket kaufen.
Ein Fan will vor dem Stadion noch Tickets kaufen.

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Im Stadion wurden ebenfalls Rauchtöpfe gezündet, die Spieler des Gästeteams mit lautstarken und eindeutigen Parolen empfangen („Scheiß St. Pauli! Scheiß St. Pauli!“). Die Polizei hielt sich für das Spiel in Alarmbereitschaft. Auch für die Nacht waren zahlreiche Hundertschaften zur Überwachung eingeplant.

Doch aus Polizeisicht blieb es weiterhin ruhig: Die Anhänger beider Vereine verließen das Stadion „ohne besonderen Vorkommnisse“, so der Sprecher weiter. Auch danach hätte man keine nennenswerten Einsätze mit Derby-Bezug im Bereich der Innenstadt gehabt.

Bei Derby-Einsatz: Sechs Polizisten leicht verletzt

Lediglich an der Simon-von-Utrecht-Straße (st. Pauli) sollen Fans gegen 22.15 Uhr versucht haben, eine direkte Konfrontation zu suchen. Die Polizei verhinderte eigenen Angaben nach ein Aufeinandertreffen, setzte dazu auch Pfefferspray ein. Mehrere Menschen wurden in Gewahrsam genommen.

Die Polizei leitete mehrere Ermittlungsverfahren an diesem Derby-Tag ein, vor allem wegen gezündeter Pyrotechnik. Von vier Männern wurden die Personalien festgestellt, sechs Polizisten im Einsatz leicht verletzt. Insgesamt waren 1800 Beamte im Dienst, davon 460 auswärtige.

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