• Wird es bei Geisterspielen am Millerntor statt echter Fans bald virtuelle Gesänge geben?
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Stadion-Atmosphäre per App: Gruselig! Gibt es bald virtuelle Fan-Gesänge am Millerntor?

Die Heimspiele des FC St. Pauli leben vor allem von der einzigartigen Atmosphäre am Millerntor. Bei Geisterspielen droht diese Stimmung bald zu fehlen – oder vielleicht doch nicht? Mit einer neuen App sollen Jubel und Gesänge der Fans beinahe in Echtzeit virtuell ins Stadion gespielt werden können.

Die Idee stammt von den beiden Fußballfans Viktor Mraz und Michael Theumert. Das Duo aus München hat die App „MeinApplaus.de“ entwickelt, die auch ohne „reales“ Publikum für Stimmung in den Bundesliga-Stadien sorgen soll. Wegen der Corona-Krise droht der Bundesliga Geisterspiele bis mindestens Ende August.

St. Pauli-Fans sollen per App für virtuelle Stimmung sorgen 

„Wir helfen den Fans, mit der Situation besser umgehen zu können“, sagt Theumert der Nachrichtenagentur AFP. Fans könnten mit dem Tool „positive Gefühle zeigen“ und zusätzlich das in der Corona-Krise immer wieder hervorgehobene Gemeinschaftsgefühl spüren.

Immerhin ist das Prinzip der App denkbar einfach: Für 99 Cent kann sich jeder die Anwendung herunterladen und sich seinen Lieblingsverein aussuchen. Während des Spiels können Fans dann beinahe in Echtzeit mit verschiedenen Fingerbewegungen jubeln, klatschen, singen oder pfeifen.

Jubel und Gesänge sollen per App ins Stadion gespielt werden

Je mehr User drücken, desto lauter wird die Emotion ins jeweilige Stadion übertragen und dort über die Lautsprecher ausgespielt. Damit bekommen die Spieler auf dem Platz die Illusion einer Stadion-Atmosphäre. „Wir können bis zu 350.000 Mitstreiter bedienen, wären aber auch in der Lage, eine Million pro Spiel abzudecken“, sagt Theumert.

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Gibt es also bald virtuelle Fan-Gesänge am Millerntor? Das Duo versichert, dass die Vereine  nicht abgeneigt seien. „Wir haben mit allen Klubs gesprochen. Viele haben positiv reagiert“, erzählt Mraz. Theumert ergänzt, dass die Gespräche mit einigen deutschen Vereinen sogar bereits „konkret“ seien.

Virtuelle Gesänge: Nicht alle Fans sind begeistert

Die Fans sind davon aber nicht unbedingt begeistert. „Das wird es hier nicht geben, das ist nicht authentisch. Wir haben eine eigenständige Fankultur, und die wollen wir erhalten“, stellt etwa Thomas Weinmann, Fanbeauftragter von Borussia Mönchengladbach, gegenüber dem SID klar. Ein Problem sei vor allem die Zeitverzögerung: „Wie soll das gehen: In der Stadionatmosphäre schießt man ein Tor, kassiert aber im echten Spiel eines?“

Zeitverzögerung im TV könnte zum Problem werden

In der Tat könnte das zum Haken werden. „Wir haben eine Verzögerung von 0,1 Sekunden zwischen Tastenbetätigung und Reaktion“, sagt Theumert. In der Regel hinkt auch das TV-Bild dem Spiel in der Realität um einige Sekunden hinterher. Bis die Emotionen also vom Spielfeld zu den Fans und zurück ins Stadion transportiert werden können, wird etwas Zeit vergehen. Eine echte Live-Reaktion zu imitieren wäre daher nur schwer denkbar.

Mraz glaubt dennoch an die Idee – auch für andere Bereiche als nur den Fußball. „Wir sind auch für andere Sportarten wie Basketball oder Handball offen“, sagt er. Sein Partner Theumert erinnert zudem daran, es gebe im gesamten Sport derzeit ein Vakuum, „und wir bieten eine Lösung an.“

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