Timo Schultz von A bis Z: Bier für Bubu, Ostfrieslands Nationalflagge und die Liebe
Ostfriesisch herb. Vor allem aber witzig. Als die MOPO St. Pauli-Trainer Timo Schultz mit einem Otto-Waalkes-Pappaufsteller zum Exklusiv-Termin begrüßt, lacht sich der 43-Jährige schlapp. Es beginnt die launige Vorstellung des Ostfriesen-Jungen. Von A wie Aufstieg bis Z wie Zeitungen.
Aufstieg
2007 und 2010 waren geile Erfahrungen für das Leben. 80 000 Menschen auf dem Kiez. Jubel, Trubel, Heiterkeit. Geil. Gänsehaut. Jetzt auch wieder. Ich würde das auch als Trainer irgendwann gern noch mal erleben.
Bubu (Claus Bubke)
Er sieht besser aus als vor 15 Jahren, meine allergrößte Bewunderung für seinen Lebensweg mit allen Tief- und Rückschlägen, die er erlitten hat. Ohne dass es mir bitte die jetzigen Zeugwarte übel nehmen mögen – das war mein bester Zeugwart aller Zeiten. Ich habe ihm mal Anfang Dezember eine Bierkiste geschenkt, habe auf jede Flasche eine Zahl von eins bis 24 draufgeschrieben – als Adventskalender. Am 6. Dezember rief er an: „Hey, Schulle, heute ist Weihnachten.“ Da habe ich ihm noch eine mitgebracht.
Corny Littmann
Er ist der Präsident, der hier den Turnaround geschafft hat, der dem Verein in einer unfassbar schwierigen Zeit unter die Arme gegriffen hat – mit all seinen Verbindungen, seinem Mut und seiner Klarheit. Durch ihn ist hier alles in die richtige Richtung gegangen.
Darts
Ich gucke es tatsächlich zwischen Weihnachten und Neujahr. Das ist eine kleine Tradition, weil wir da in der Heimat in Ostfriesland sind. Aber ich bin kein Spieler und auch kein großer Fan.
England
Da denke ich in erster Linie an Liverpool und Jürgen Klopp. Das ist eine unfassbar coole Geschichte. Er hat damals bei seinem Einstand gesagt: „Wenn ich hier in vier Jahren noch sitze, dann haben wir verdammt viel richtig gemacht und Titel gewonnen.“ So ist es gekommen.
Fahrrad
Hab ich, ich fahre gern! Meistens mit meiner Tochter Frieda, auf einem alten traditionellen Rad ohne E davor. Nur Bike. Manchmal gibt es eine Tour durchs Alstertal zur Eisdiele, manchmal fahre ich auch zum Trainingsgelände.
Glücksbringer
Wenn ich clever bin, dann sage ich jetzt: meine Frau (lacht). Aber nein, da muss ich passen. Den habe ich einfach nicht.
Holger Stanislawski
Der beste Trainer, den ich jemals hatte. Es war die schönste Zeit, die ich als Fußballer erleben durfte mit ihm. Ich habe bis heute ein tolles Verhältnis zu ihm. Was ihn ausgezeichnet hat: Jeder Spieler mochte ihn, egal ob er gespielt hat oder nicht. Das liegt daran, dass er immer klar kommuniziert hat.
iPhone
Die Zeit ist halt so, dass man überall erreichbar sein/soll/darf/kann/muss. Man darf sich dem nicht verschließen, darf es aber auch nicht übertreiben.
Jugend
Die habe ich in Ostfriesland verlebt und war wunderschön. Es hat mir an nichts gefehlt, es war eine richtige Bilderbuch-Jugend zwischen Bauernhof und Fußballplatz. Ich bin froh, dass ich das damals in Esens erleben durfte mit all meinen Kumpels, zu denen ich heute noch Kontakt habe. Ich bin aber auch froh, dass ich irgendwann rausgekommen bin aus Esens.
Kinder
Das ist eine Lebensaufgabe. Hannah ist 14, Paul ist 12 und Frieda ist fünf Jahre alt. Sie füllen das Leben von morgens bis abends – sind manchmal zu früh und zu spät noch wach.
Lelle
Florian Lechner ist einer meiner engsten Freunde aus dem Fußball-Geschäft. Ich freue mich, dass er dabei ist, auch schon bevor ich hier war. Er ist seinen Weg zum Osteopathen unfassbar cool gegangen, wusste immer genau, was er will, was er kann.
Mareelke
Meine Frau, meine Sandkastenliebe. Meine erste und letzte große Liebe. Ich liebe sie jeden Tag ein bisschen mehr.
Netflix
Ist überhaupt nicht mein Ding, ich gucke keine Serien. Die letzte Serie, die ich geguckt habe, war Colt Seavers („Ein Colt für alle Fälle“). Ich gucke nur Fußball oder Kika – den Kinderkanal.
Ostfriesennerz
Den besitze ich komischerweise nicht. Bei schlechtem Wetter trage ich eine normale Regenjacke.
Pokalserie
Wir könnten jetzt eine E-Serie starten. Wenn Elversberg das einzige E ist, haben wir ein Problem (lacht). Für den Verein war es ein Glücksfall, dass wir so weit gekommen sind und uns komplett entschuldet haben. K.o.-Spiele sind Spiele, die du nicht vergisst. Damals auch noch unter ganz anderen Umständen – mit einer Schlammwüste, mit einem Schneeplatz. Das würde ja heute nicht mehr infrage kommen. Wenn man sich die Aufnahmen vom Hertha-Spiel ansieht – da war der Platz braun. Der Ball ist geflogen und einfach nur liegengeblieben.
Quiz
Sehr gerne! Ich bin ein absoluter Quiztyp. Ich bin montagabends häufiger in der Schanze gewesen, wenn da ein Fußball-Quiz war. Ich veranstalte gerne selbst ein Quiz. Ich habe mit vielen ehemaligen Trainern aus dem NLZ noch eine Quiz-Gruppe.
Raver
Rave-Base – früher war ich komplett dabei. In den 90ern mit WestBam und und Mark ‘Oh, das war total mein Ding, auch die Loveparade.
Säbelbeine
So bin ich halt. In Bremen wurde sogar mal gemessen, dass im rechten Bein mehr O ist als im linken. Flo Lechner sagt immer zu mir: Wenn sie gerade wären, könnte ich Basketball spielen.
Tee
Jaaaa! Thiele Broken Silver, sonst nichts. Das ist meine Marke, die trinke ich schon mein ganzes Leben. Die kriegt man auch nur zu Hause bei mir. Kaffee trinke ich nur in Ausnahmefällen.
Unterschied Kiezklub damals und heute
St. Pauli war damals dreckig, witzig, chaotisch, durcheinander. Aber immer irgendwie positiv, kraftvoll und spontan. Immer nach vorne denkend. Der Spagat, gerade wenn wir unser Stadion angucken, ist uns richtig gut gelungen: dass wir uns auf der einen Seite dieses Ursprüngliche, das Andere, Rebellische und Alternative erhalten haben und trotzdem versuchen müssen, im Wettbewerb zu bleiben. Wir verzichten auf viel Sachen, die Geld bringen könnten, ganz bewusst, müssen dann aber auch mal in Kauf nehmen, dass man dann in anderen Bereichen in den sauren Apfel beißen und sagen muss, wir machen das.
Vater und Mutter
Meine Eltern, Toni und Reinhard, sind neben meiner Frau der große Rückhalt in meinem Leben. Auf sie konnte ich mich immer zu 110 Prozent verlassen. Für mich ist Heimat, wenn ich zu Hause bei uns am Küchentisch sitze und mein Papa Frikadellen mit Kartoffeln macht.
Waalkes
Ich liebe Ottos Sketche. Mir gefallen die alten Sachen allerdings besser als die neuen. Über seine Filme konnte ich auch immer lachen. Ostfriesische Staatsflagge – weißer Adler auf weißem Hintergrund, das finde ich einfach geil.
XL-Kleidung
Normal brauche ich M, aber die Corona-Zeit hat mich schon zurückgeworfen, ich bin auf dem Weg zu L. Grundsätzlich bin ich zufrieden, tue aber auch was dafür, dass es so bleibt. Ich halte mich fit durch Laufen, Tennis und ab und zu mal Kraftübungen. Ich esse tatsächlich weniger Schokolade als früher, und es muss auch nicht jeden Tag ein Feierabendbierchen sein.
Yps-Hefte
Habe ich nie gelesen. Auch keine Comics. Ich habe mich immer nur mit dem Kicker beschäftigt, seitdem ich lesen kann.
Zeitungen
Natürlich, nur die Mopo. Alle anderen sind blöd (lacht herzhaft). Im Ernst: Ich habe immer noch gern Papier in der Hand. Ich bin für Facebook und alle anderen Sachen nicht gemacht. Dieses anonyme Gekritzel ist nicht mein Ding.