Hamburg: Blick auf den Eingang des Kinder-Hospizes Sternenbrücke.
  • Hamburg: Blick auf den Eingang des Kinder-Hospizes Sternenbrücke.
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Hamburger Kinderhospiz Sternenbrücke: Mehr als nur ein Ort für Trauer

Seit 20 Jahren unterstützt das Kinder-Hospiz Sternenbrücke Familien. Dabei bietet das Hospiz in Hamburg-Rissen beides: Entlastung in schweren Krankheitsphasen und die Begleitung bis zum Tod. Ganz besondere Plätze geben hier Raum für Trauer und Erinnerung.

Im „Garten der Erinnerung“ des Hamburger Kinder-Hospizes Sternenbrücke brennen alle Lampen. Das Ritual zeigt: Kurz zuvor hat sich eine Familie von ihrem Kind verabschieden müssen. Es ist eines von mehr als 200 Jungen und Mädchen, die seit Eröffnung des Hospizes am 17. Mai 2003 in dem idyllisch gelegenen Haus im Stadtteil Rissen gestorben sind. Beim Start vor 20 Jahren sei das Kinder-Hospiz erst die zweite Einrichtung dieser Art bundesweit gewesen, sagt Mitbegründer Peer Gent, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kinder-Hospiz Sternenbrücke. Das Haus sei damals Pilotprojekt für Norddeutschland gewesen. Am Montag (1. Mai) soll das 20-jährige Bestehen mit einem Tag der offenen Tür gefeiert werden.

Familien können im Hospiz gemeinsam Kraft schöpfen

Hilfe bekommen Familien in der Einrichtung nicht nur in der letzten Lebensphase ihres Kindes. Auch während der oft Jahre dauernden Krankheit sorgen Pflegekräfte, Ärzte, Physiotherapeuten und Sozialpädagogen für Entlastung. Aufgenommen werden können unheilbar Erkrankte bis zu einem Alter von 27 Jahren. Gemeinsam können die Familien im Hospiz Kraft schöpfen. Zum Angebot gehören auch Ausflüge, auf der Wiese werden einige Tiere gehalten. So gibt es neben der Trauer auch viel Freude und Lachen in dem Haus, in denen viele Räume in den Farben Gelb und Blau gestaltet sind. „Wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben“, lautet der Leitspruch.

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Auch Familie Migge aus Hamburg-Bramfeld war mit ihren drei Kindern Gast in der Einrichtung. „Das hat nichts von Krankenhaus“, sagt Mutter Angela. Um ihren Hals trägt die 52-Jährige eine Kette mit dem Namen ihres Sohnes Justian – ein Geschenk des Hospizes nach dem Tod des Elfjährigen. Justian hatte eine Stoffwechselstörung, war schwerst- und mehrfachbehindert, wie seine Mutter erzählt. In den Ferien kam die Familie über Jahre immer wieder zur sogenannten Entlastungspflege. „Da haben sich viele Freundschaften entwickelt“, sagt Vater Tobias. Vor allem den „Snoezelen-Raum“ mit einem warmen Wasserbett und Lichteffekten liebte Justian.

Blick in den Abschiedsraum im Kinder-Hospiz Sternenbrücke in Hamburg. picture alliance/dpa/Ulrich Perrey
Blick in den Abschiedsraum im Kinder-Hospiz Sternenbrücke in Hamburg.
Blick in den Abschiedsraum im Kinder-Hospiz Sternenbrücke in Hamburg.

Rund 700 Familien bekommen hier Unterstützung

2011 wurden seine epileptischen Anfälle immer schlimmer. Er bekam hohes Fieber, die Lebenskraft begann zu schwinden. „Wir haben das Gefühl, er macht sich langsam auf den Weg“, an die Worte der Hospiz-Mitarbeiter erinnert sich die Mutter noch genau, ihre Augen füllen sich mit Tränen. Nach seinem Tod konnte Justian fünf Tage im Abschiedsraum aufgebahrt werden – im „Sternenbett“, das eine Kühlfunktion hat. Das gab der Familie die Zeit, die sie brauchte.

Das Kinder-Hospiz Sternenbrücke betreut derzeit rund 700 Familien, im Haus gibt es Platz für einen Aufenthalt von zwölf Familien. Ein Großteil der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben Stoffwechsel- und Muskelerkrankungen, aber auch Tumorpatienten sind unter ihnen.

Vor 20 Jahren: Sternenbrücke wird eines der ersten Hilfsangebote in Hamburg

„Die Bedeutung des Hauses strahlt (…) über Hamburg hinaus und bekommt bundesweit die Anerkennung, die es verdient“, sagt Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD). „Noch um die Jahrtausendwende gab es kaum Hilfsangebote für schwerstkranke Kinder und ihre Familien.“ Durch die Gründung des Kinder-Hospizes Sternenbrücke habe Hauptinitiatorin Ute Nerge gemeinsam mit anderen Engagierten einen ganz wichtigen Beitrag geleistet, um diese Lücke zu schließen.

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Zwei Millionen Euro Spenden pro Jahr braucht die Einrichtung nach Angaben von Gent, um die Arbeit zu finanzieren. Während der Corona-Pandemie und nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine habe man einen Rückgang der Spendenbereitschaft gespürt, berichtet er. Inzwischen gehe es wieder bergauf. (dpa/mp)

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