Trotz Corona: Wie geht das denn? St. Pauli trainiert wieder auf dem Platz
Wenn im Mai tatsächlich wieder Fußball gespielt wird in Deutschland, wie es die 36 Profi-Vereine planen, Elf gegen Elf und ohne Zuschauer, dann will der FC St. Pauli darauf bestmöglich vorbereitet sein. Die Kiezkicker haben in dieser Woche ihr Trainingsprogramm ausgeweitet. Motto: So viel und zugleich so sicher wie in der Corona-Krise nur möglich. Das ist eine logistische und disziplinarische Herausforderung, die ihre Tücken hat.
Der Himmel blau, der Rasen saftig grün und die vier Männer, die sich auf dem weiten Trainingsgelände an der Kollaustraße fast verlieren, stecken sichtlich voller Elan und sind gut gelaunt. Es ist kurz nach 13 Uhr.
St. Paulis Mittagsschicht hat soeben ihren Dienst angetreten. Marvin Knoll, Jan-Philipp Kalla, Ryo Miyaichi und Torwart Svend Brodersen laufen sich mit einem Sicherheitsabstand von eineinhalb bis zwei Metern nebeneinander warm. Dimitrios Diamantakos, der eigentlich auch dieser Gruppe angehört, ist heute nicht dabei.
FC St. Pauli: Training in festen Gruppen
Anschließend absolviert das Quartett unter Anleitung von Co-Trainer Markus Gellhaus einen einstündige Einheit mit Pass-Übungen und Zielschießen auf kleine Tore. Zum Abschluss wird auf die große Kiste von Brodersen geballert. Die MOPO ist Zaungast.
Es ist die dritte und letzte Gruppe von Spielern, die an diesem Tag an der Kollaustraße für jeweils eine Stunde trainiert. Die erste Gruppe war um neun Uhr morgens dran, die zweite mit den Leih-Spielern James Lawrence, Leo Östigard, Viktor Gyökeres, dem genesenen Christopher Avevor und Keeper Robin Himmelmann unter der Anleitung von Torwarttrainer Mathias Hain um 11 Uhr.
Zwei andere Mini-Gruppen trainierten am Millerntor, darunter Henk Veerman, der nach seiner Schulterverletzung wieder fit ist. „Für uns als Fußballer ist es besser, mit dem Ball auf dem Platz zu trainieren als durch den Wald zu laufen oder auf der Straße“, spricht der Sturm-Riese seinen Mitspielern aus der Seele. „Das ist sehr wichtig.“
Viermal pro Woche soll bis auf Weiteres auf diese organisatorisch herausfordernde Weise mit den fünf Gruppen und an zwei Standorten trainiert werden.
Von einer „Ausweitung“ des „individuellen“ Trainings, die die Kiezkicker nach zwei Wochen des Fit-Haltens im Homeoffice am Sonntag verkündet hatten, kann man nicht wirklich sprechen. Es ist Training in Klein-Gruppen, mit gemeinsamen Übungen, jedoch mit verordnetem Sicherheitsabstand, auf den die Trainer achten sollen.
Unterläuft der FC St. Pauli damit seine Selbstverpflichtung?
Noch vor einer Woche hatte der Kiezklub mit dem HSV und den Basketballern der Hamburg Towers öffentlichkeitswirksam gemeinsam den Verzicht auf Mannschaftstraining erklärt. Die 36 Vereine haben zudem am Dienstag ihr Bekenntnis offiziell erneuert, damit bis zum 5. April zu warten.
„Unsere aktuelle Regelung ist weit entfernt von einem Mannschaftstraining“, erklärt Sportchef Andreas Bornemann gegenüber der MOPO. „Damit bewegen wir uns absolut im Rahmen dessen, worauf sich alle 36 Vereine verständigt haben.“ St. Pauli gehört jedoch zu den Klubs, die die Möglichkeiten dieses Rahmens bislang am weitesten ausreizen.
Abstand halten? Nicht so einfach für Fußball-Profis
Der Verein legt Wert darauf, dass spezielle Sicherheits-Standards und Hygiene-Regelungen gelten. Die Klein-Gruppen trainieren räumlich und zeitlich voneinander getrennt, haben jeweils nur einen zuständigen Trainer, eigene Kabinen, geduscht wird nacheinander. Nach jeder Einheit werden die Kabinen desinfiziert.
Auch bei den Einheiten auf dem Rasen sind alle Spieler bemüht, Abstand zu halten, doch das ist nicht immer so leicht getan wie gesagt. In unbedachten Momenten kann es auch mal vereinzelt zu Berührungen kommen, wie die bisherigen Einheiten gezeigt haben. Die Sinne der Spieler müssen noch mehr geschärft werden, aber es sind eben auch keine Maschinen – jedoch gerade in diesen Zeiten Vorbilder.