• Michael Engelhardt (56) verkauft Spieluhren mit der Stadionhymne.
  • Foto: Rosenfeld

Trotz Geisterspielen: Wie geht das denn? Hier spielt weiter „Das Herz von St. Pauli“

Wie alle Fußball-Anhänger in Deutschland leiden auch die Fans des FC St. Pauli unter den Geisterspielen. Sie vermissen ihr Millerntor, die Rituale vorm Abpfiff und während des Spiels. Der Hamburger Michael Engelhardt hilft in dieser Zeit der unfreiwilligen Abstinenz: Er bietet Spieluhren mit der Stadionhymne „Das Herz von St. Pauli“ an.

Die Uhren kosten zwischen 13 und 15 Euro, sind im Karoviertel bei „Hanseplatte“, „Zardoz“, „Groove City“ und beim „Grand Hotel van Cleef“ sowie im Museum des FC St. Pauli erhältlich. Über 700 der Holzkästchen wurden bisher verkauft.

FC St. Pauli: Spieluhren mit der Stadionhymne „Das Herz von St. Pauli“

Es gibt sie bereits seit Saisonstart, doch jetzt haben sie durch das Publikumsverbot immens an Bedeutung gewonnen – jeder kann an der kleinen Kurbel drehen, den alten Hit von Hans Albers hören und träumen. Engelhardt: „Es gab zum Glück schon vor Covid 19 eine Idee, wie jeder zumindest ein kleines bisschen Heimspiel-Atmosphäre in analoger Form selbst erzeugen kann.“

Michael Engelhardt (56) verkauft Spieluhren mit der Stadionhymne.

Michael Engelhardt (56) verkauft Spieluhren mit der Stadionhymne.

Foto:

Rosenfeld

Inspiriert wurde Engelhardt, der beim Independent-Musikvertrieb „Indigo“ in Hamburg arbeitet, durch die norwegische Band „Motorpsycho“: „Die hatten auch eine Spieluhr mit einem ihrer Songs auf den Markt gebracht.“

1984 kam der in Gevelsberg geborene Westfale nach Hamburg. Seitdem ist der Kiezklub aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken. Fast philosophisch erklärt Engelhardt schmunzelnd: „Der Verein hat mich ausgesucht! Wenn ich das Gelände am Millerntor betrete, dann ist das so, als wenn mir ein kuscheliger Mantel umgelegt wird.“

St. Pauli-Fan Engelhardt ist Fan von Carsten Pröpper

Es gehe ihm nicht nur um Fußball. Für ihn sind die Stadionbesuche viel mehr, als sich alle zwei Wochen in die angestammte Nordkurve zu stellen und die Kiezkicker zu unterstützen. Es ist für ihn die regelmäßige Arbeit in den Fanräumen bei Heimspielen und das Treffen interessanter Menschen aus dem Viertel, was für ihn die Faszination St. Pauli ausmacht.

Und: „Man ist auch Teil eines Regulativs, das zum Beispiel den Schwachsinn wie den Sportdome oder den Millerntaler verhindern konnte.“ Zudem gehe er mit seinen Mitstreitern aktiv gegen Schwarzhandel von Tickets und illegale Bierverkäufer vor.

Spielt James Lawrence nie wieder für den FC St. Pauli?

Vor gut fünf Jahren trat er dem 1996 gegründeten und mittlerweile 30 Personen starken Fanklub „Pröppers Vendetta“ bei. Der Name ist eine Hommage an den früheren Spielmacher Carsten Pröpper. Engelhardt: „Er war eine Identifikationsfigur, hat sich immer für seine Mannschaft und den Verein reingehauen.“

Interessant: Vendetta kommt aus dem Italienischen, heißt übersetzt „Blutrache“. Die Erklärung für den außergewöhnlichen Namen ist simpel: Die Gründungsmitglieder hatten sich bei den damaligen Auswärts-Mottofahrten als Mafiosi verkleidet. Engelhardt versichert lachend, dass es keine kriminellen Aktivitäten gibt. „Wir haben in meiner Zeit noch nie jemandem Betonschuhe verpasst und im Wasser versenkt.“

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