Schwarz-weißes Missverständnis: Was es mit „#challengeaccepted“ wirklich auf sich hat
Menlo Park –
Es ist wieder so weit: Eine neue virale Bewegung erobert Instagram. Dieses Mal geht es um Frauen-Power. Aber: Was steckt wirklich hinter der „Women supporting Women“ Challenge?
Jennifer Aniston, Natalie Portman, Lilly Becker: Sie alle stellen Schwarz-Weiß-Porträts samt der Hashtags „challengeaccepted“, „womensupportingwomen“ oder „blackandwhitechallenge“ ins Netz. Aber nicht nur Promis beteiligen sich – auch Normalo-Frauen laden Bilder hoch.
Die Idee: Unter jedem Post sollen vier weitere Frauen markiert und zum „Empowerment“ via Schwarz-Weiß-Foto aufgerufen werden. Auf Instagram gibt es mehr als fünf Millionen Ergebnisse allein zu #challengeaccepted (dt. „Herausforderung angenommen“).
USA: Fotos auf Instagram sollen Frauenrechte stärken
Aber was steckt dahinter? Über die Ursprünge der Bewegung gibt es verschiedene Theorien. So soll sie in der Türkei entstanden sein – als Form des Protests gegen die dortige massive Zunahme von Morden an Frauen. Allein 2019 gab es fast 500 verbriefte Femizide.
Andere spekulieren, dass die Rede der US-Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez im Repräsentantenhaus vergangene Woche verantwortlich sein könnte. Ein republikanischer Politiker hatte Ocasio-Cortez zuvor als „fucking bitch“ (dt: „verdammte Schlampe“) beschimpft – die 30-Jährige ließ den Affront nicht unkommentiert.
Oder hat der Post einer brasilianischen Journalistin mit #challengeaccepted die Bewegung ausgelöst?
Instagram: Unklarheit über „Herausforderung“
Auch Schauspielerin Jennifer Aniston scheint es nicht zu wissen: Sie schrieb unter ihr Bild, dass sie die Herausforderung „nicht ganz versteht“, aber dennoch mitmache, denn: „Wer liebt keine guten Gründe, Frauen zu unterstützen!“
Doch es gibt auch Kritik: „Ich bin auch total dafür, dass Frauen sich gegenseitig bestärken. Aber ernsthaft, inwiefern bestärkst du andere, indem du ein glamouröses Porträt von dir selbst hochlädst?“, fragte etwa die New Yorker Instagrammerin Rachel Tuchman. „Frauen zu stärken, das heißt: ihnen Respekt zollen, Gehör schenken, Entwicklungsmöglichkeiten und eine Stimme geben.“
Türkische Aktivistinnen beklagen „gekaperten“ Hashtag
Türkische Aktivistinnen sind enttäuscht, dass der Hashtag in ihren Augen „gekapert“ wurde. Während es bei vielen der Bilder darum gehe, Frauen zu bestärken, „sterben unsere türkischen Schwestern“, schrieb etwa die türkischstämmige Instagrammerin Cheryl Braggs.
„Türkische Menschen wachen jeden Tag auf und sehen ein Schwarz-Weiß-Foto einer Frau, die ermordet wurde, auf ihrem Instagram-Feed, in den Zeitungen oder im Fernsehen.“ Es sei daher wichtig, dass der „ursprüngliche Gedanke dieses Hashtags nicht begraben“ werde.