Umbruch in Corona-Zeiten: Reicht St. Pauli der Abstiegskampf der 2. Liga?
Am 1. August startet das erste offizielle Training des FC St. Pauli. Nach der chaotischen Vorsaison unter Jos Luhukay hoffen alle auf eine sportlich bessere und harmonischere Zukunft. Wie die tatsächlich aussieht, steht in den Sternen. Stand heute vermag keiner genau zu sagen, wohin die Reise geht. Quo vadis, St. Pauli?
Nachdem der letzte Bundesligaaufstieg exakt zehn Jahre zurückliegt, es nach dem Abstieg zwölf Monate später viel zu oft ums Überleben in der 2. Liga ging, wünschen sich nicht wenige Fans, dass die Braun-Weißen endlich mal wieder „angreifen“. Aber danach sieht es jetzt nicht aus.
St. Pauli-Sportchef Bornemann: „Demütige Zielformulierung”
Sportchef Andreas Bornemann über Vergangenheit und Zukunft: „Die Grundsubstanz des Kaders hätte die Möglichkeit geboten, etwas weiter vorne zu landen. Das heißt aber nicht, dass wir Timo einen großen Rucksack auf die Schultern packen, dass er oben mitspielen muss. Nach den letzten Jahren ist der Zeitpunkt gekommen, ein bisschen demütiger in der Zielformulierung zu sein. Wir werden einen Umbruch mit vielen jungen Spielern haben. Und auf dieser Basis müssen wir uns durch harte Arbeit eine bessere Perspektive erarbeiten.“
Reicht St. Pauli Abstiegskampf? Keiner weiß, wie der Kader beim Zweitligastart am 18. September aussieht. Es wird wohl noch ein wochenlanges, nervenaufreibendes Geduldspiel geben, bis der Kader steht. Bislang hat es nur Abgänge gegeben.
Gibt es Chancen, Gyökeres und Östigard erneut zu holen?
Die Leihspieler James Lawrence, Matthew Penney, Viktor Gyökeres und Leo Östigard sind weg – wobei St. Pauli hofft, Gyökeres und Östigard vielleicht doch für ein weiteres Jahr „pumpen“ zu können. Die Verträge von Johannes Flum, Waldemar Sobota, Marc Hornschuh und Jan-Philipp Kalla wurden nicht verlängert, Yi-Young Park (Türkgücü München) und Florian Carstens (Wiesbaden) werden ausgeliehen, weitere Akteure wie beispielsweise Jakub Bednarczyk, Mert Kuyucu oder Ersin Zehir könnten folgen. Dimitrios Diamantakos, Christian Conteh und der bereits im Winter nach Belgien gewechselte Mats Möller Daehli zog es selbst weg.
Der Umbruch wird so groß wie nie sein. Klar ist: St. Pauli braucht für höhere Ansprüche dringend Qualität – in allen Mannschaftsteilen. Bestenfalls auch prominente Namen, die Signalwirkung haben, vielleicht sogar eine Aufbruchstimmung auslösen können. Nur Ergänzungen helfen nicht weiter.
Fehlende Ticket-Einnahmen: „Kennen Auswirkungen nicht”
Was aber ist der Kiezklub, der rund 2,5 Millionen Euro für Möller Daehli kassierte, in den schwierigen Corona-Zeiten bereit zu investieren? Bornemann: „Jeder wird sich ausrechnen können, dass es nicht optimal ist, wenn wir monatelang ohne Zuschauer spielen. Die letzten Auswirkungen kennen wir alle noch nicht. Wir dürfen im Moment nicht davon ausgehen, dass zeitnah wieder Zuschauer zugelassen werden. Deswegen müssen wir uns den Gegebenheiten anpassen und daraus den bestmöglichen Fußball organisieren.“
Was die Personalplanungen der sportlichen Leitung erschwert: Es ist derzeit nicht abzuschätzen, in welchem Zustand die zum Saisonende nicht einsatzfähigen Philipp Ziereis, Daniel Buballa, Christopher Buchtmann und Ryo Miyaichi sowie Christopher Avevor (kam zum Schluss noch zu zwei Kurzeinsätzen) sind.
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St. Pauli-Trainer Schultz freut sich auf sein Debüt
Schultz sagte bei seiner Vorstellung: „Ich freue mich auf mein Debüt, das erste Training, das erste Testspiel und irgendwann auch das erste Pflichtspiel.“ Hoffentlich hat er dann eine Truppe zur Verfügung, die viel mehr als nur Überlebenskampf kann. Den will am Millerntor keiner mehr sehen.