Und das ohne Fans: Luhukay: Es geht für St. Pauli immer noch gegen den Abstieg
Wirklich normal ist noch lange nichts in Fußball-Deutschland. Doch immerhin ist seit einigen Tagen Mannschaftstraining gestattet, und am Wochenende wird die Saison mit Geisterspielen fortgesetzt. Der FC St. Pauli startet am Sonntag am Millerntor gegen den 1. FC Nürnberg. Grund genug für Trainer Jos Luhukay auf die sportlich immer noch gefährliche Situation hinzuweisen.
In den vergangenen Wochen ging es fast ausschließlich um den alltäglichen Umgang mit der Corona-Krise. Durch den Neustart rückt die sportliche Thematik endlich wieder mehr in den Vordergrund. Was für Luhukay Priorität genießt, weil der Abstand zu Relegationsplatz 16 lediglich fünf Punkte beträgt: „Wir müssen die Klasse sichern!“ Als Elfter dürfe man sich nicht zu sicher fühlen: „Wir müssen deshalb schnell in die Form kommen, um schnellstmöglich die notwendigen Punkte zu sichern.“
FC St. Pauli vor wichtiger Woche
Das ist nicht ganz so einfach, weil die gesamte 2. Liga eine Wundertüte ist. Das gilt laut Luhukay auch für die eigene Truppe. Er weist auf die gute Basis durch die Arbeit der Athletiktrainer hin, die in den ersten Wochen der Zwangspause für Ausdauer, Kraft und körperliche Stabilität sorgten, gibt aber zu bedenken: „Wir haben sieben Wochen lang kein Mannschaftstraining, keine Spielformen, keine Zweikämpfe bestreiten können. Diese Woche ist ganz wichtig um in den Rhythmus und in eine gute Form zu kommen. Aber man kann nicht sagen, wo man jetzt steht. Das gilt im Prinzip für alle Mannschaften. Es ist spannend und eine große Herausforderung, wenn man das im gesamten Paket sieht.“
Er würde Nürnberg schätzen und respektieren, aber man müsse sich eher mit sich selbst beschäftigen, weil Formation und Taktik des Gegners nicht einzuordnen seien: „Ab sofort wird es sehr wichtig sein, dass wir uns mit unserem eigenen Plan tagtäglich auseinandersetzen und intensiv arbeiten, um am Sonntag an unsere Leistung anzuknüpfen.“
FC St. Pauli muss ohne Fans siegen
Wie alle Protagonisten ist Luhukay gespannt, wie sich das Geisterspiel gegen Nürnberg anfühlen wird: „Nicht nur die Qualität der Spieler wird eine große Rolle spielen. Wenn wir aus der Kabine kommen, dann haben wir normalerweise eine fantastische Atmosphäre und Stimmung mit 30.000 eigene Fans im Stadion. Am Sonntag sind unsere Fans nicht da, da spielt man vor leeren Rängen. Da geht es auch um mentale Stärke, um sich im Spiel zu fokussieren und bis zur letzten Minute zu konzentrieren.“
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Auch Luhukay selbst kann nur mutmaßen, wie er sich in einem Meisterschaftsspiel ohne Publikum präsentieren wird, wenn jedes einigermaßen laute Wort auf dem Platz und außerhalb zu hören ist. Wird er sich mit seinen Assistenten zurückhalten, wollte die MOPO von ihm wissen. Luhukay verneint: „Wir werden und müssen uns nicht verstellen, wie wir uns an der Seitenlinie aufstellen oder äußern. Fußball bedeutet auch Emotionen. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass man normal coacht, alles andere muss man sehen. Das ist für uns alle eine neue Situation ab Sonntag. Ich habe es noch nicht erlebt ohne Fans zu spielen.“
Der 56-Jährige hofft, dass die Anhänger der Braun-Weißen vernünftig sind, am Sonntag nicht vorm Millerntor erscheinen werden. Sein Appell: „Ich würde mir wünschen, dass unsere Fans das Spiel im Fernsehen ansehen, dass die Vorschriften und Maßnahmen nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb eingehalten werden. Das ist extrem wichtig für uns alle.“