Das OMR Festival ist ein Riesen-Event – im vergangenen Jahr kamen rund 70.000 Besucher. Mit einer ähnlichen Anzahl wird auch in diesem Jahr gerechnet. (Archivbild)
Foto: Julian Huke/OMR
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8.05.2023 / 20:07
Hotelpreise, Jobs, Einnahmen: Das bedeutet das Mega-Event OMR für Hamburg
Es ist gewaltig: 70.000 Besucher ballen sich an zwei Tagen des OMR Festivals. Dazu noch 800 Speaker, 1000 Aussteller und Partner, Foodtrucks und Pop-Up-Restaurants – und das alles mitten in der City. So wirkt sich das Spektakel auf unsere Stadt aus.
In den Messehallen wird es voll: OMR hat wieder alle Hallen belegt. Wie schon im letzten Jahr wird das Event riesig. „Das OMR Festival ist auch für uns etwas Besonderes“, sagt Messe-Sprecher Karsten Broockmann der MOPO. „Mit dem Bühnenkonzept und dem Charakter als Party und Treffpunkt ist es anders als klassische Messen.“ Dieser Event-Charakter werde immer mehr zum Messe-Trend – das sei auch von OMR inspiriert.
OMR in Hamburg: Messe sorgt für Riesen-Umsätze
Die bloße Anzahl, also 70.000 erwartete Besucher:innen, ist für die Verantwortlichen der „Hamburg Messe“ allein noch nicht besonders – die Gastro-Messe „internorga“ lockte vor Corona sogar bis zu 100.000 Besucher:innen an. Sie waren aber auf fünf Tage verteilt. Bei dem großen Andrang an nur zwei Tagen wird es auf dem Skywalk (die gläserne Verbindungsbrücke zwischen den Hallen) eng. Diesmal werden die Besucher extra über die vielbefahrene Karolinenstraße geführt, die dafür gesperrt wird.
Das ist aus Sicherheitsgründen nötig, für die Anwohnenden aber eine Belastung, denn für manche bedeutet das einen Umweg. OMR bietet ihnen einen kostenfreien Zugang aufs Gelände und einen Shuttle-Service, um diese Auswirkungen so weit es geht abzumildern.
In einer Großstadt gebe es bei solchen Events stets unterschiedliche Interessen, sagt Broockmann. Aus seiner Sicht kommen sie der Stadt aber mehr zugute als dass sie schaden. Wegen einer guten Außenwirkung. Und weil die vielen Besucher auch abseits der Messe viel Geld in der Stadt lassen: Sie essen und trinken, shoppen vielleicht – und übernachten. Harte Zahlen zu den wirtschaftlichen Folgen sind schwer zu fassen. OMR selbst schätzt anhand eigener Berechnungen und Gesprächen auch mit Gastro- und Hotelpartnern, dass 100 Millionen Euro rund ums Festival in Hamburg ausgegeben werden.
Wenn OMR Festival ist, sind nicht nur Hotelbetreiber happy
Kein Wunder also, dass sich viele Hoteliers über ein lukratives Geschäft freuen. Laut dem Statistikamt Nord gibt es fast 74.000 Betten in Hotels und anderen Unterkünften in Hamburg. Die sind flott gefüllt. Schon 2022 stiegen deshalb die Zimmer-Preise bis ins Umland hinein. Auch dieses Jahr liegen die wenigen freien Zimmer bei einer Stichprobe kurz vor der Messe bei Drei-Sterne-Hotels bei beachtlichen 1000 Euro pro Nacht.
Margareta Lüthje (71) ist AirBnB-Host – und hat selbst gemerkt, wie begehrt Betten über den Zeitraum der Messe sind: Ihr Zimmer sei generell gut nachfragt, sagt sie der MOPO. Genau über die OMR-Festivaltage war es aber außergewöhnlich schnell gebucht. „Ich habe gedacht, dass in Hamburg etwas los sein muss“, sagt die Rentnerin aus Bramfeld. „Erst danach ist mir klar geworden, dass es wahrscheinlich etwas mit der Messe zu tun hat.“ Lüthje hat mit OMR eigentlich wenig am Hut, aber AirBnB-Host ist sie gern. „Wir mögen Menschen und andere Kulturen und wir haben den Platz“, sagt sie. Seit elf Jahren vermietet sie jetzt schon das ausgebaute Dachgeschoss in ihrem Reihenhaus. Bis zu 5000 Euro im Jahr hat sie vor Corona so dazu verdient – und jetzt laufen die Vermietungen wieder sehr gut an.Patrick Sun
Dass die Speaker unterkommen, dafür ist zwar gesorgt – für sie ist das Hotel „Vier Jahreszeiten“ an der Binnenalster komplett reserviert. Bei OMR sieht man die Entwicklung trotzdem kritisch: „Es ist natürlich nicht schön, wenn unsere Besucherinnen und Besucher viel bezahlen müssen, um hier dabei sein zu können“, sagt OMR-Gründer Philipp Westermeyer der MOPO.
Florian Alisch (27) ist schon das dritte Mal dabei. 2019 betreute er noch Masterclasses, mittlerweile ist er Teamleader. „Das Festival ist ein guter Ort, um sich deutschlandweit und international zu vernetzen und eine gute Zeit zu haben“, sagt er der MOPO. Der Finanzberater ist auch diesmal als Helfer dabei – nicht aus finanziellen Gründen, sondern weil man sich als Besucher auf dem riesigen Gelände auch etwas erschlagen fühlen könne. „Als Teammitglied ist man schon früher da und kann sich orientieren – und man kommt mit vielen Gästen in Kontakt“, sagt er. Besonders eine familiäre Stimmung und „verbindender Spirit“ haben es dem 27-Jährigen angetan. Co-Helfer sind Freunde geworden – mit einem machte sich Alisch sogar selbstständig. Sein Fazit: „Es lohnt sich für mich, immer wieder zu kommen.“Florian Quandt
Die Lösungen? Die Ideen von einem riesigen Zeltlager oder Hotelschiff im Hafen kursierten schon. Jetzt soll aber eine „Zimmer frei“-Initiative mit Airbnb helfen, die Hamburger motivieren sollte, freie Zimmer anzubieten. So können auch Privatleute aus Hamburg etwas dazu verdienen.
OMR als Arbeitgeber: Beim Festival arbeiten tausende Helfer
Apropos verdienen: Rund 12.000 Menschen helfen auf dem Festival, bauen auf und ab, kümmern sich um den Ablauf und das Außenlager. Die Jobs sind so beliebt, dass es sogar eine Warteliste gibt. „Fast die Hälfte der Bewerber kommen aus Hamburg”, sagt Aileen Sickert vom OMR-Crew-Management-Team der MOPO. 50 Prozent davon seien Studierende, es gebe auch viele Rentner:innen und Schüler.
Aileen Sickert (24) fing 2019 als Helferin beim OMR-Festival an. Sie bewarb sich eine Woche vorher ganz spontan mit einer Freundin – einfach, weil sie Eventmanagement studierte und neugierig war. Was OMR eigentlich ist, konnte sie erst vor Ort richtig greifen. Dienstbeginn um 5 Uhr morgens, Mülltonnen hin- und herschieben – das Festival begeisterte sie trotzdem. „Allein die Ausmaße, wie groß das ist, und wie nett alle waren“, sagt sie der MOPO. „Es war einfach nur voll und alle waren gut drauf.“ Vor allem die Gruppendynamik fasziniert Sickert: „Es kommen so viele verschiedene Menschen und Charaktere zusammen und müssen miteinander arbeiten. Es ist für eine kurze Zeit eine ganz eigene Welt. Das finde ich total spannend.“ Nach ihrem Einsatz war sie so angefixt, dass sie selbst bei OMR arbeiten wollte. Es klappte: Heute betreut sie im OMR-Crew-Management-Team selbst die Helfer rund ums Festival.Julian Huke
Einige würden sich sogar Urlaub nehmen, oder – noch kurioser – sogar anbieten, umsonst zu arbeiten, obwohl OMR alle Mitarbeiter bezahlt. Warum? „Viele wollen Teil des großen Ganzen sein“, sagt Sickert. Aber auch Networking sei eine hohe Motivation. Und, dass man sich so kein Ticket kaufen muss.