„Gestern waren wir tot“: St. Pauli steht wieder, verbannt aber das A-Wort
Die Erleichterung war greifbar, als Referee Max Burda aus Berlin die 95 am Ende unnötig spannenden Minuten beendete. Mit dem hochverdienten 2:1 (0:0) gegen Arminia Bielefeld konnte der FC St. Pauli einen Haken hinter das bittere 3:4 vom Derby beim HSV machen. Dass das kein Selbstläufer war, sondern eine echte Herausforderung, ließen die Protagonisten hernach durchblicken – und erstickten alle Versuche, das A-Wort wieder hoffähig zu machen, gleich im Keim.
„Der Sieg war unglaublich wichtig“, gestand Leart Paqarada, der durch seinen traumhaften Pass vorm 1:0 durch Marcel Hartel (53.) großen Anteil hatte. „Alle wissen, wie schnell es in der 2. Liga gehen kann, wie man auf einmal in dieses Hamsterrad kommst und dich fragst: Was passiert hier eigentlich gerade“, erklärte er in Anbetracht der zwei Niederlagen gegen Braunschweig und beim HSV nach der Zehn-Spiele-Siegesserie. Zu sagen – wie es Trainer Fabian Hürzeler getan hatte -, dass man die Saison nicht austrudeln lassen wolle, sei etwas anderes, als es dann tatsächlich auch zu zeigen. „Das hat die Mannschaft gut auf den Platz gebracht. Und das hat auch das Publikum gemerkt, dass wir gespielt haben, als wenn es noch um alles geht.“
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Ohne Frage. St. Pauli erdrückte die abstiegsbedrohten Gäste im ersten Durchgang nahezu, verpasste allerdings den Lohn in Form von Toren. Die fielen dann nach dem Seitenwechsel, Lukas Daschner hatte das vermeintlich vorentscheidende 2:0 besorgt (69.). Mit Consbruchs Anschluss aus dem Nichts (73.) begann das große Zittern, aber am Ende brachten die Braun-Weißen die Nummer über die Ziellinie.
Derby-Niederlage hat St. Pauli lange verfolgt
„Das schwierigste war, die ersten Tage danach mit der Niederlage zu kämpfen“, gestand Paqarada in Bezug auf das Derby. „Das saß brutal tief, das muss ich ganz ehrlich sagen. Da war es extrem schwer, wieder rauszukommen.“ Was auch am Coach nicht vorbeigegangen war. „Es war schon ein Nackenschlag, das Spiel gegen den HSV, da müssen wir nicht drumherum reden“, sagte Fabian Hürzeler. „Wir haben schon lange gebraucht. Ich hab viele Gespräche mit den Spielern geführt und auch im Training gemerkt, dass sie nicht ganz da sind. Aber dann musste ich ihnen Orientierung geben, wo es hingeht.“
Fabian Hürzeler lobt St. Paulis Charakter
Nämlich vorwärts. „Eine Reaktion zu zeigen, gehört zu einem Prozess dazu, aufzustehen nach zwei vermeidbaren Niederlagen. “ Und da sei gegen Bielefeld „ein Schritt in die richtige Richtung erfolgt“. Der 30-Jährige zeigte sich hocherfreut, „dass wir Charakter gezeigt haben, dass wir eine super Einstellung zum Spiel hatten. Wie aktiv sie waren, wie gut sie im Gegenpressing waren, wie aggressiv sie waren, wie sie auch als Team zusammengestanden haben – das spricht schon für die Charaktere“.
St. Pauli verbannt das A-Wort
Und die wollten – wie ihr Coach („Wenn wir alle vier Spiele gewinnen, sitzen wir am Ende des letzten Spiels hier, gucken uns gemeinsam die Tabelle an und dann wissen wir, wo wir stehen“) – gar nichts hören davon, dass der Stadtrivale wieder halbwegs in Sichtweite ist. Dass der HSV verloren hatte in Magdeburg, „habe ich gehört“, sagte Paqarada. „Aber ich glaube, es bringt jetzt gar nichts zu sagen, wir sind jetzt wieder da oder wir sind nicht da oder wir waren weg. Gestern waren wir tot, jetzt sind wir wieder halbwegs am Leben.“ Nicht weniger, mehr aber eben auch nicht. „Am Ende“, schloss Paqarada, „spielen wir Fußball, weil es Spaß macht. Und es macht nichts mehr Spaß als zu gewinnen.“