Der Youtuber Lefloid
  • Florian Diedrich, alias Youtube-Urgestein Le Floid (35)
  • Foto: IMAGO/Panama Pictures

Youtube-Urgestein LeFloid: „Um Gotteswillen, geh‘ ins Handwerk“

Seit 2007 ist Florian Diedrich als LeFloid auf YouTube unterwegs, erreicht mit seinem Hauptkanal 2,8 Millionen Abonnenten und sorgte 2015 mit einem Merkel-Interview auch außerhalb der Influencer-Blase für Aufsehen. Von der eigenen Nachrichtensendung über sein eigenes Modelabel („Died.rich“) bis hin zur Rettung der Welt – der ehemalige Psychologiestudent und Familienvater ist ein echter Tausendsassa und tritt auf der OMR-Messe als einer der Speaker auf. Die MOPO sprach mit dem 35-jährigen Berliner über seinen Traum, als Hausmann zu leben, darüber, was Elon Musk mit seinem Reichtum anfangen sollte – und warum seine Kinder lieber keine Influencer werden sollen.

Deine Nachrichtensendung „LeNews“ ist für die neue Generation zur Anlaufstelle für Nachrichten und Entertainment geworden. Was ist dein Rat an die alten Medien, um auch Menschen zu erreichen, die die traditionellen Medien nicht mehr konsumieren?

Florian Diedrich: Es ist mittlerweile einfach wahnsinnig wichtig, dass Leute sich nicht nur Gedanken machen können zu dem, was auf der Welt passiert, sondern dass sie sich in Echtzeit mitteilen und austauschen können. Ich glaube, das ist der nächste Schritt, dass alles mehr in Richtung Partizipation und Mitmachen geht.

Vor vier Jahren hast du in einem Interview gesagt, dass du 70 Stunden die Woche gearbeitet hast, diese immense Belastung hat schließlich zum Alkoholmissbrauch geführt. Was hast du geändert?

Mein Leben habe ich nur dahingehend drastisch geändert, dass ich eine Obsession mit einer anderen ersetzt habe. Also im Prinzip das, was ich immer mache. Mir war absolut bewusst, dass ich nicht einfach mit irgendetwas aufhören kann, sondern dass dafür etwas anderes her muss. Dann habe ich mich dem Sport gewidmet, mich da komplett reingesteigert und habe daraus neue Inhalte geschaffen. Jetzt mache ich an der Fachhochschule gerade meinen Schein als Personal-Trainer. Wenn ich zu Hause bin, bin ich der Family-First-Mensch, aber alles, was ich tagsüber liegen lasse, wird halt nachts weiterbearbeitet. Die Arbeitsstunden haben sich nicht reduziert, irgendwas fällt am Ende immer hinten runter und meistens ist es der Schlaf.

Wenn du dein Leben im Internet aufgeben müsstest, was würdest du dann machen?

Das klingt ein bisschen „weird“, aber ich hatte sehr viel Spaß im Einzelhandel. Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich auch einfach ein paar Jahre als Hausmann einlegen. Dann hätte ich vielleicht endlich mal so was wie Hobbys.

Du wirst auch auf dem OMR Festival sein. Was macht es so besonders und welche Chancen ermöglicht die Messe?

Ich glaube, bei der OMR geht es wirklich darum, dass das „Who is who“ der Szene vor Ort ist. Und das birgt natürlich immer Chancen, sich entweder als interessantes Medium, interessante Plattform oder interessante Person zu etablieren.

Viele kennen dich von dem Interview mit Angela Merkel, hast du noch weitere Ausflüge in die Politik geplant? Wird LeFloid unser nächster Kanzler?

Um Gotteswillen, ich denke nicht. Ich wüsste nicht, was mich dazu berechtigt, so einen Posten anzutreten, aber in Deutschland muss ich ja keine Berufserfahrung nachweisen, um einen Ministerposten oder so zu haben. Ich muss ja nur alt genug sein. Die Sache ist, man hat immer eine sehr romantische Vorstellung davon, was man alles ändern würde. Aber prinzipiell sehe ich mich einfach nicht in so einer Position. Ich glaube, in die Politik geht es für mich dann doch nicht mehr.

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Wenn du den Reichtum eines Elon Musks hättest, was würdest du damit machen?

Ab einem gewissen Punkt macht es keinen Unterschied mehr, wie viel Geld man hat. Irgendwann ist man an einem Punkt angekommen, an dem man sich alles materiell Wünschenswerte kaufen kann und trotzdem noch unendlich viel Geld übrig hat. Dann wird es Zeit, dass man medienwirksam Beispiele für das Zusammenleben einer Gesellschaft mit einem bedingungslosen Grundeinkommen schafft. Dass man das als Sozialprojekt für sich in Angriff nimmt. Oder dass man sich ernsthaft darauf fokussiert, sowas wie erneuerbare Energien zu subventionieren. Ich denke, dass man ab einem gewissen angehäuften Reichtum einfach verpflichtet ist, sich für das Wohlergehen der Gesellschaft einzusetzen. Dem sollte man sich nicht entziehen dürfen.

Florian Diedrich alias „LeFloid" und YouTuber „Der Olli" auf der Videospielemesse Gamescom in Köln. imago/MIS
Florian Diedrich alias "LeFloid" und YouTuber "Der Olli" auf der Videospielemesse Gamescom
Florian Diedrich alias „LeFloid“ und YouTuber „Der Olli“ auf der Videospielemesse Gamescom in Köln.

Du bist dafür bekannt, kein Blatt vor dem Mund zunehmen. Hast du schon mal Ärger bekommen und war es das wert?

Das ist es immer wert. Entweder, weil ich noch was dazu lerne, vor allem aber, weil man oftmals so ein bisschen dieses schöne bestätigende Gefühl kriegt, dass man in ein Wespennest gestochen hat und dass sich entweder Leute, Organisationen oder idealerweise sogar Parteien oder Politiker angegriffen fühlen. Im optimalen Fall zu Recht.

Influencer ist für viele mittlerweile ein Traumjob geworden, was hältst du davon?

Wer heute weiß, er will später ein gutes Leben haben, vernünftige Arbeitszeiten und auch richtig gut Kohle machen, dem sage ich: „geh‘ um Gotteswillen ins Handwerk, geh‘ doch bitte unbedingt ins Handwerk“. Nicht jeder Mensch in Deutschland muss auf Krampf Akademiker werden und um Gotteswillen schon gar nicht Influencer. Es ist schön, wenn es Influencer gibt, es ist schön, wenn Leute für sich verstehen, „ich kann mit dem, was ich tue, Menschen unterhalten“. Das ist super, das ist absolut top. Aber ich persönlich wünsche es mir für meine Kinder nicht.

Florian Diedrich „LeFloid" als Gast bei der „YouTube Originals-Party" im Festsaal Kreuzberg. picture alliance/dpa | Carl Seidel
Florian Diedrich Mundt "LeFloid" als Gast bei der "YouTube Originals-Party" im Festsaal Kreuzberg.
Florian Diedrich „LeFloid“ als Gast bei der „YouTube Originals-Party“ im Festsaal Kreuzberg.

Wieso nicht?

Weil ich weiß, was das auch für ein unglaublicher Druck ist, auch mental, aber eben auch, was das für Arbeitszeiten mit sich bringt. Und das ist nicht leicht. Das ist nicht leicht für Familien, das ist nicht leicht für einen selber.

Also ist das Influencer-Leben nicht so glamourös, wie viele Menschen vielleicht denken mögen?

Nicht, wenn man langfristig erfolgreich sein möchte!

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