Elias Saad bejubelt sein Tor zum 2:0 in Darmstadt
  • Freude pur: Gerade hat Elias Saad das 2:0 in Darmstadt erzielt, auch Jackson Irvine ist die gute Laune anzusehen.
  • Foto: WITTERS

Partycrasher vom Kiez! St. Pauli siegt in Darmstadt 3:0 und ist wieder dran

Wahnsinn! Mit einem 3:0 (1:0)-Sieg bei Spitzenreiter Darmstadt 98 meldet sich der FC St. Pauli doch noch einmal furios im Aufstiegsrennen zurück, erhöht den Druck auf den HSV und hat den „Lilien“ die vorzeitige Aufstiegsparty versaut. Und wie!

Noch kein Heimspiel hatte Darmstadt in dieser Saison verloren, St. Pauli noch nie am Böllenfalltor gewonnen – bis zum Samstagabend. Die Kiezkicker schenkten der besten Abwehr der Liga drei Buden ein, hielten ihrerseits die Null (auch das war einem Gegner in Darmstadt in dieser Spielzeit noch nicht gelungen), verbesserten den vereinsinternen Rückrunden-Rekord (bisher 34 Punkte) auf 36 Zähler, was zeitgleich die Einstellung der besten braun-weißen Halbserie bedeutete. Und: Es sind noch drei Partien!

St.Pauli-Coach Fabian Hürzeler ist stolz auf sein Team

„Heute Abend kann ich sagen, dass ich stolz bin“, sagte St. Pauli-Trainer Fabian Hürzeler, der die gleiche Startelf wie beim 2:1-Heimsieg gegen Bielefeld ins Rennen geschickt hatte. Abwehrchef Eric Smith hatte es nicht geschafft, rechtzeitig spielfit zu werden und war in Hamburg geblieben. Afeez Aremu trat die Reise krankheitsbedingt nicht an, auch der eigentliche Reservekeeper Sascha Burchert war krankheitsbedingt nicht dabei. Auf der Bank saß St. Paulis Nummer drei, Sören Ahlers, der gerade erst seinen Vertrag verlängert hat.

Kurios: Bei den Gastgebern saß Mathias Honsak überraschend nur auf der Bank. Er hatte nach dem Gassigehen mit seinem Hund muskuläre Probleme, wie SVD-Trainer Torsten Lieberknecht vor dem Spiel erklärte. Die wohl verrückteste Verletzung der Saison.

St. Pauli und Darmstadt liefern rasante Partie

Von Anpfiff an bekamen die Zuschauer eine rasante und auch hochklassige Partie geboten, das die Bezeichnung Topspiel absolut verdiente. Ein Duell auf Augenhöhe. Beide Mannschaften spielten druckvoll nach vorne, suchten den schnellen Abschluss und hatten schon in den ersten zehn Minuten gute Gelegenheiten. Die beste – einen gefährlich abgefälschten Distanzschuss von Darmstadts Schnellhardt – konnte St. Pauli-Keeper Nikola Vasilj entschärfen (8.). Auf der Gegenseite traf Oladapo Afolyan nach einem blitzschnellen Angriff der Kiezkicker über die linke Seite und toller Vorarbeit von Marcel Hartel im Strafraum den Ball nicht richtig (11.).

Das könnte Sie auch interessieren: Die Noten zu St. Paulis Husarenstück in Darmstadt

Aufregung gab es nach einer halben Stunde. Darmstadt-Stürmer Philip Tietz drang mit Schwung in den Sechzehner ein, ging auf dem Weg an Karol Mets zu Boden und forderte vehement einen Elfmeter – so wie das ganze Stadion (exklusive St. Pauli-Bank und Gäste-Fanblock versteht sich). Doch die Pfeife von Schiedsrichter Tobias Reichel blieb stumm und auch der VAR meldete sich nicht aus dem Keller. Dafür kriegte sich Tietz nicht ein, fluchte und diskutierte noch einige Zeit mit dem Referee und zeigte immer wieder auf sein Schienbein, wo Mets ihn getroffen haben sollte.

Eigentor! Darmstadts Tietz bringt St. Pauli in Führung

Ironie der Geschichte: Kurz vor dem Pausenpfiff hatte Tietz dann endlich seinen großen Moment im Strafraum und traf sogar ins Tor – es war das eigene. Einen scharf auf den ersten Pfosten geschlagenen Freistoß von Leart Paqarada hatte der einlaufende Adam Dzwigala in Richtung Tor geköpft, wo wiederum Tietz den Ball aus kurzer Distanz auf den Kopf bekam und in die Maschen wuchtete. Des einen Pech, des anderen Freud.

Kiezklub-Coach Hürzeler: „Das Tor hat uns in die Karten gespielt“

Die Führung war nicht unverdient, aber zu diesem Zeitpunkt glücklich, denn der Tabellenführer hatte in den 20 Minuten vor der Pause mehr und mehr das Zepter in die Hand genommen und den Druck auf St. Paulis Defensive erhöht, ohne jedoch zwingende Chancen herausspielen zu können. „Das Tor hat uns in die Karten gespielt“, befand Hürzeler, der mit Durchgang eins „nicht ganz zufrieden“ gewesen war, mit der zweiten hingegen sehr: „Da haben wir das gespielt, was wir uns vorgestellt haben, haben nichts zugelassen. 

Kurz nach der Pause hätte Marcel Hartel auf 2:0 erhöhen können, fast müssen, konnte seinen Kopfball aus fünf Metern jedoch nicht platzieren und scheitere an SVD-Schlussmann Schuhen (47.). St. Pauli dachte gar nicht daran, das 1:0 irgendwie über die Zeit zu mauern, sondern spielte schwungvoll nach vorne – und legte nach.

Elias Saad erhöht auf 2:0 für St. Pauli

Vor dem Sechzehner nahm Paqarada einen hohen Ball direkt aus der Luft und zwang Schuhen zu einer Glanzparade, allerdings kam Lukas Daschner an den Ball, brachte die Pille vors Tor, wo Elias Saad zum 2:0 abstaubte (57.). Das Stadion war auf einmal mucksmäuschen – nur im Gästeblock war Party. „Ich bin einfach stolz, ich freue mich, dass wir gewonnen haben“, frohlockte der Schütze.

Und die braun-weiße Sause wurde noch besser. Zwar warfen die Gastgeber immer wütender alles nach vorne, bekam einen Treffer von Tietz wegen einer Abseitsstellung von Honsak zurückgepfiffen (59.) und forderten gefühlt im Minutentakt Elfmeter, doch die Kiezkicker verteidigten ihr Tor mit Mann und Maus und konterten gefährlich. Wie in der 84. Minute. Der eingewechselte Lars Ritzka schickte Daschner („Es hat einfach Bock gemacht“) auf die Reise, der bediente nach einem Vollsprint über den halben Platz den mitlaufenden David Otto der eiskalt zum 3:0 einschoss – die endgültige Entscheidung. Otto war erst drei Minuten zuvor eingewechselt worden.

St. Pauli noch vier Punkte hinter dem HSV

Durch den Sieg hat St. Pauli den Rückstand auf Relegationsrang drei und den HSV auf vier Punkte verkürzt, da der Stadtrivale am Freitagabend gegen Paderborn 2:2 gespielt hatte. Am kommenden Samstag steigt das nächste Abend-Topspiel am Millerntor gegen Fortuna Düsseldorf.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp