• Aus Sicht von Ex-St. Pauli-Profi Bernd Nehrig müssen Spieler aus wie Daniel Buballa, Marvin Knoll, Philipp Ziereis, Robin Himmelmann und Christopher Avevor (v.l.n.r) „dreckiger“ auf dem Feld agieren.
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Zu brav?: St. Paulis Suche nach einem „Drecksack“

Die Stoßrichtung ist eigentlich die richtige. Der FC St. Pauli spielt grundsätzlich mutigen, attraktiven Fußball. Doch jetzt kommt das große Aber: Die Kiezkicker hatten auch vor dem letzten Spiel schon zu wenig Punkte, nun stehen sie nach dem Total-Blackout beim 0:3 gegen Karlsruhe in der Länderspielpause auf einem Abstiegsplatz. Das tut weh – auch wenn erst der 7. Spieltag absolviert wurde.

Denn was man nicht vergessen sollte: Am 21. November muss St. Pauli nach zu Bundesliga-Absteiger Paderborn, der gerade 4:0 in Darmstadt gewonnen hat. Danach kommen die rotzfrechen Osnabrücker, die aktuell die Liga aufmischen und Zweiter sind.

Schultz bedient: „So kenne ich die Mannschaft nicht“

„So kenne ich die Mannschaft nicht, das waren nicht wir”, urteilte Trainer Timo Schultz nach dem Debakel – in der Hoffnung auf einen Ausrutscher. Bernd Nehrig pflichtet ihm bei. Der 34-Jährige, der fünf Jahre am Millerntor spielte (2013 bis 2018), danach Braunschweig vorm Abstieg in die Regionalliga rettete und nun mit Viktoria Berlin in die 3. Liga aufsteigen will.

„Manchmal kann es helfen, mal richtig einen in die Fresse zu kriegen. Der Dämpfer kam zur richtigen Zeit – so kann kann kein Spieler mehr sagen: ‘Wir haben ein geiles Derby gespielt und nun läuft alles vor allein.’ Jetzt sind die Sinne geschärft.”

Nehrig bittet um Geduld: Spieler „brauchen Zeit“

Den eingeschlagenen Weg findet der Routinier gut, genau wie alle Zugänge. Jedoch: „Ein Daschner kommt aus der 3. Liga, Dittgen und Kyerek haben gerade einmal ein Jahr in der 2. Liga gespielt und sind abgestiegen. Das sind alles super Jungs. Doch sie strotzen aufgrund ihrer Vergangenheit nicht vor Selbstvertrauen und brauchen Zeit – zumal ja auch der Trainer und die Mannschaft neu sind.”

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Seine Empfehlung: Ruhe bewahren! Nicht wegen einer bitteren Momentaufnahme alles über den Haufen werfen. Man habe das Team für eine gewisse Art, Fußball zu spielen, zusammengestellt. Da könne man jetzt nicht gänzlich anders auftreten, sich hinten reinstellen und mauern, um die Gegentorflut zu stoppen.

Nehrig: „Das Dreckige ist trainierbar“

Als Soforthilfe rät Nehrig, der St. Pauli als seine große Liebe bezeichnet: „Der Truppe fehlt das Dreckige, ein Drecksack.”

Bernd Nehrig im Trikot von Viktoria Köln

Bernd Nehrig (rechts) spielt mittlerweile für Viktoria Köln in der Regionalliga Nordost.

Foto:

imago images/Jan Huebner

So aggressiv und zielstrebig, wie die Hamburger oft nach vorne spielen, müssten sie auch die Wege nach hinten machen: „Bei aller fußballerischen Qualität ist es auch möglich, wie Karlsruhe zu kratzen, zu beißen und zu hauen. Das ist trainierbar.”

In erster Linie erwartet Nehrig das von den Routiniers: „Da sind Robin Himmelmann, aber noch mehr die Feldspieler Marvin Knoll, Daniel Buballa, Christopher Avevor und und auch Philipp Ziereis, wenn er denn wieder fit ist, in der Pflicht.”

Was wird aus Neuzugang Aremu?

Aber es dürfe auch gern ein jüngerer Profi sein. Wie Afeez Aremu (21), der bislang nur 21 Minuten beim 4:2 gegen Heidenheim ran durfte.

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Afeez Aremu (rechts) im Zweikampf mit Bremens Kevin Möhwald.

Foto:

WITTERS

Eigentlich sollte er eine Soforthilfe sein. Ein Sechser, der knallhart dazwischentritt, der Angst einflößend ist, den Ballführenden beim Gegner aufhält. 

Doch der Nigerianer fiel in ein Loch, kämpft sich da gerade heraus. Nehrig glaubt an eine schnelle Wende zum Guten: „Ich vertraue den Jungs. Sie haben genügend Qualität.“

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