• HSV-Party: Bastian Reinhardt, Thimothee Atouba, Guy Demel, Khalid Boulahrouz, und Sergej Barbarez (v.l.) tanzen in der verschneiten Allianz Arena.
  • Foto: WITTERS

Demel über sein größtes HSV-Spiel: „Es war ein Traum, wir haben im Schnee getanzt“

Von 2005 bis 2011 spielte Guy Demel für den HSV. In dieser Zeit standen die Hamburger am Ende jeder Saison auf einem einstelligen Tabellenplatz in der Bundesliga, im DFB-Pokal und Europa-Cup wurde gleich drei Mal ein Halbfinale erreicht. Und ganz neben gehörte der FC Bayern München zu den Lieblingsgegnern der Rothosen.

Die jüngste HSV-Bilanz in Liga-Spielen gegen den FC Bayern liest sich wie die Eckdaten eines Horrorfilms. In den vergangenen zwölf Bundesliga-Spielen gegen den Rekordmeister gab es für den HSV elf Niederlagen und nur ein Remis. Das Torverhältnis lautet 5:50. Den letzten Sieg gegen die Münchner holte der HSV 2009.

Guy Demel über sein größtes HSV-Spiel gegen Bayern München

Es war damals das Ende einer Phase, als die Hamburger von neun Liga-Spielen gegen die Bayern nur eins verloren. Alles begann 2005 mit dem Wechsel von Demel aus Dortmund zum HSV.

Demel gewann sein erstes Liga-Spiel mit dem HSV gegen die Bayern im September 2005 im Volkspark mit 2:0. Sehr speziell wurde dann das Duell in der Rückrunde. Die Hamburger legten einen Auftritt in München hin, den Demel nie vergessen wird. Für ihn hat es sogar die Bezeichnung „Das HSV-Spiel meines Lebens“ verdient.

Es war der 4. März 2006. Erstmals trat der HSV zu einem Liga-Spiel in der neuen Allianz Arena in München an. Kein Spiel hatten die Bayern in diesem Stadion bislang verloren. Der letzte Sieg des HSV bei den Bayern war über 20 Jahre her (ein 4:3, 1982).

HSV: Demel musste in München als Innenverteidiger aushelfen

In München schneite es. Demel musste beim HSV in der Innenverteidigung ran, weil Abwehrchef Daniel van Buyten gesperrt war. „Unser Trainer Thomas Doll hatte mich in der Woche gefragt, ob ich im Abwehrzentrum spielen kann. Wir haben das zwei, drei Mal trainiert. Ich hatte dabei ein gutes Gefühl und habe ihm gesagt, ok, lass es uns so machen. Wenn ich damit der Mannschaft helfen kann, dann mache ich das gerne“, erinnert er sich.

Selbst Oliver Kahn hatte Demel mit seinem Tor überrascht

Demels Gegenspieler auf dem Platz waren Roy Makaay und Claudio Pizarro. Beide blieben ohne Tor, dafür traf Demel für den HSV. In der 16. Minute köpfte Bayerns Michael Ballack einen HSV-Freistoß direkt vor Demels Füße, er traf aus spitzen Winkel zum 1:0. Nicht nur Bayern-Torhüter Oliver Kahn war ziemlich verdutzt. Demel: „Viele Leute haben hinterher gesagt, dass ich das so nicht gewollt hatte. Auch Oliver Kahn wollte das nicht einsehen. Man kann aber unseren Torhüter Stefan Wächter fragen, in der gleichen Woche habe ich das gleiche Tor gegen ihn im Training gemacht. Ich wollte es so, es gab in der Mitte keinen Spieler, den ich anspielen konnte. Es war ein Traum, dieses Tor in München so zu schießen.“

Guy Demel über HSV-Sieg in München: „Es war ein emotionaler Moment“

Mehmet Scholl gelang in der zweiten Halbzeit noch der Ausgleich für die Bayern, doch den Sieg holte sich am Ende der HSV, weil Nigel de Jong kurz vor Schluss zum 2:1 traf. Demel: „Es war ein sehr gutes Spiel von der ganzen Mannschaft. Ich kann mich noch erinnern, wie wir nach dem Schlusspfiff zu unseren Fans im Stadion gegangen sind. Die ganze Mannschaft war da. Es war ein sehr emotionaler Moment. Wir haben auf dem Rasen vor unseren Fans im Schnee getanzt.“

Für die Bayern war es die erste Niederlage in der Allianz-Arena, für den HSV der Auftakt einer ganz starken Serie gegen den Rekordmeister. „Dieses Spiel hat uns sehr viel Vertrauen gegeben. Auch bei den nächsten Spielen gegen Bayern hatten wir immer wieder diese Bilder im Kopf. Es waren tolle Momente, es Bayern immer wieder so schwer zu machen. Wir haben wirklich sehr oft gegen sie gewonnen“, erinnert sich Demel, der mit dem HSV in acht Liga-Spielen gegen Bayern fünf Siege feierte, zwei Remis holte und nur ein Spiel verlor. Wobei er die Niederlage (ein 0:1 im Jahr 2010 in München) gerne verdrängt. Er sagt: „Als Spieler gibt es immer diese eine Mannschaft, wenn du gegen die spielst, läuft alles gut. Bei mir war das München. Ich kann mich an keine Niederlage gegen Bayern erinnern.“

Der HSV hatte damals das Ziel, der zweitgrößte Verein hinter den Bayern in Deutschland zu werden. Über viele Jahre war man dabei auf einem richtig guten Weg, bevor es dann ab 2011 langsam immer weiter bergab ging. Mittlerweile trennen den HSV und die Bayern Welten.

Beim HSV hatte Demel die beste Zeit seines Lebens

Demel war in den guten Zeiten dabei. Nur allzu gerne erinnert er sich daran. Der Rechtsverteidiger hatte Erfolg, spielte in einer starken Mannschaft und war dabei auch noch ein Publikumsliebling. „Es ist traumhaft, wenn du spielst und merkst, dass du die Liebe der Fans hast. Wir haben immer versucht, 100 Prozent zurückzugeben. Leider hat am Ende ein Pokal gefehlt. Das wird immer in meinem Herzen und meinem Kopf sein. Mit einem Titel hätten wir eine richtige Marke für den HSV gesetzt“, erzählt Demel, der selbst den Gewinn der Meisterschaft mit Dortmund für einen Erfolg mit dem HSV eingetauscht hätte. „Die Meisterschaft in Dortmund kann ich mir auf die Visitenkarte schreiben. Aber ich habe in der Saison nur wenig gespielt. Ich hätte den Titel mit Dortmund gerne getauscht und mit dem HSV einen Titel geholt. Beim HSV war es meine beste Zeit als Fußballer. Es war die beste Zeit in meinem Leben. Wenn du als Spieler auf dem Platz zufrieden bist und alles gut läuft, bist du auch als Mensch sehr glücklich. Hamburg wird immer in meinem Herz sein. Es ist mein Zuhause.“

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