Bilanz des FC St. Pauli: Neuer Kader im Check: Frisches Blut und geballte Routine
Die hektische Betriebsamkeit hielt man beim FC St. Pauli passend zu diesen Zeiten auf Distanz. Während viele andere Vereine am Montag noch einmal shoppen gingen, ließ der Kiezklub Transfermarkt Transfermarkt sein.
Aus nachvollziehbaren Gründen, denn Andreas Bornemann und Co. haben diese denkwürdige Wechselphase gefühlt mit Bravour gemeistert und schlicht keine Not für Kurzschlüsse. St. Pauli wirkt in allen Bereichen gut bis sehr gut aufgestellt, auch wenn der Sportchef mahnt: „Das eine ist das auf dem Papier, das andere dann das, was auf dem Platz funktioniert. Aber zusammen mit dem neuen Trainer-Team macht das alles einen guten Eindruck.“
Das Tor des FC St. Pauli
Da Stammkeeper Robin Himmelmann und am Ende auch der wechselwillige Svend Brodersen blieben, musste nur Korbinian Müllers Posten neu besetzt werden. Dies gelang mit Dennis Smarsch (21, Hertha BSC) mindestens gleichwertig:
Die Abwehr des FC St. Pauli
Darauf, dass Wunschkandidat Leo Östigard weiter am Millerntor kickt, hatten Bornemann und St. Pauli keinen Einfluss. Es klappte bekanntlich nicht, was intern durch die Rückkehr der lange verletzten Christopher Avevor und Philipp Ziereis aufgefangen wurde. James Lawrence‘ Rückholaktion war ein Coup, der noch richtig wichtig werden kann. In Marvin Senger wurde ein eigenes Talent hochgezogen, bei der Beförderung von Jannes Wieckhoff bewies Trainer Timo Schultz einmal mehr seinen guten Riecher für fähige Nachwuchsakteure. Und auch wenn Leart Paqarada noch nicht zu 100 Prozent ins Rollen gekommen ist, macht dessen Verpflichtung aus Sandhausen absolut Sinn.
Das Mittelfeld des FC St. Pauli
Dem Herzstück einer jeden Mannschaft wurde quasi ein Bypass gelegt. Routiniers wie Johannes Flum (32) oder Waldemar Sobota (33) gingen, dafür gab’s die radikale Verjüngungskur. Christian Viet aus der eigenen U23 hatte schon in der Vorsaison reinschnuppern dürfen, Afeez Aremu (Kristiansand) und Rodrigo Zalazar (Frankfurt, alle 21) dürfte zuvor kaum jemand gekannt haben. Mit Lukas Daschner (22, Duisburg), einem der begehrtesten Drittliga-Strategen, sowie „Maschine“ Max Dittgen (25, Wiesbaden) gab es weiteres frisches Blut. Große Namen fehlen, dafür hat St. Pauli an Physis, Tempo und fußballerischer Klasse hinzugewonnen.
Der Angriff des FC St. Pauli
Das große Sorgenkind nach den Abgängen von Viktor Gyökeres und Dimitrios Diamantakos. In Schultz‘ Wunschkandidat Daniel-Kofi Kyereh zog Bornemann – wie man spätestens jetzt weiß – einen Hauptgewinn an Land. Trotzdem sah es lange dünn aus, zumal sich dann auch noch Hoffnungsträger Henk Veerman verabschiedete. Das ging freilich nur, weil St. Pauli in Simon Makienok bereits einen Nachfolger parat hatte. Fraglos das Highlight der Arbeit war die Personalie Guido Burgstaller, ein echtes Ausrufezeichen.
Fazit zu den Transfers des FC St. Pauli
Für vergleichsweise kleines Geld hat St. Pauli ein Aufgebot zusammengebastelt, das sich zwar erst als Gruppe noch finden und ordnen muss, aber einen starken Mix aus Qualität, Talent, Ehrgeiz, Leistungsbereitschaft und Erfahrung als Basis und eine echte Perspektive hat. „Wir sind ein Stück weit dahingekommen, wo wir hinwollten“, freute sich Bornemann. „Wir wollten den Kader umbauen, verjüngen und ein bisschen verschlanken.“ Dadurch, dass Florian Carstens (Wiesbaden), Yi-Young Park (Türkgücü München), Ersin Zehir (Lübeck) und Maximilian Franzke (Magdeburg) zwecks Spielpraxis sammeln verliehen wurden, ist letzteres ebenfalls gelungen.