Causa Hopp: Rettig kritisiert DFB-Boss Keller und Fadenkreuz-Plakate
Er ist im Thema, keine Frage. Vielleicht wäre Andreas Rettig der richtige Mann, der zumindest mal die Schaufeln an beide Seiten verteilen könnte, um diesen tiefen Graben zwischen aktiver Fanszene auf der einen und Verbänden bzw. Vereinen auf der anderen Seite zuzuschütten. In einem Gastbeitrag für „11Freunde“ analysierte der ehemalige St. Paulianer die aktuellen Vorkommnisse in der Causa Hopp.
„Die Ereignisse sind der (vorläufige) Höhepunkt sich immer weiter voneinander entfernenden Protagonisten“, schreibt Rettig. „Es ist das Ergebnis eines fehlenden Dialoges, einer ungeklärten Verbandsstrategie, der es an tauglichen Argumenten, Formen der Ansprache und Empathie für die Fanszene fehlt.“
Die Fluktuation an der Verbandsspitze mit vier DFB-Präsidenten seit 2006 zur Formulierung und Verkörperung einer kontinuierlichen, berechenbaren Politik sei „sicher keine Hilfe. Die Fußball-Fans, genauso bunt wie unsere Gesellschaft, leiden an einem Bedeutungsverlust, der in den letzten Jahren rasant zugenommen hat“.
Ex-St. Pauli-Boss Rettig kritisiert Fadenkreuz-Plakate
Die Aversion bestimmter Fanszenen gegenüber Herrn Hopp, den er persönlich kenne und schätze, sei eine gewachsene und habe sich durch unkluge Aktionen auf beiden Seiten hochgeschaukelt. Sie sei aber nicht originär der Anlass der – aus seiner Sicht misslungenen – Aktionen des Wochenendes. „Jemanden ins Fadenkreuz zu stellen, ist natürlich inakzeptabel und aufs Schärfste zu verurteilen. Hier hätte ich mir mehr einen kreativeren Protest mit Augenzwinkern gewünscht“, schrieb Rettig.
Bei Rassismusvorfällen gab es keinen solchen Aufschrei
Er glaube daran, dass die Fans das rückblickend ähnlich empfinden würden, wies dann aber auch darauf hin, dass all die Rummenigges, Seiferts und Co. bei einem anderen Problem dezent im Hintergrund blieben: „Vor Augen führen sollten wir uns jedoch, dass bei den jüngsten Rassismusvorfällen von der um sich greifenden überhitzten Empörungskultur derjenigen, die sich nun lautstark melden, wenig zu vernehmen war“, kritisierte der 56-Jährige.
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Auch der komplett misslungene Auftritt des neuen DFB-Bosses Fritz Keller im ZDF-Sportstudio sei „im Sinne einer Deeskalation nicht zielführend“ gewesen und habe „die fehlende Tiefe im Umgang mit diesem Problem“ gezeigt.
Andreas Rettig: Es geht nur über Gespräche
Am Ende appellierte Rettig an die Dialogbereitschaft der Protagonisten. „Beide Seiten sollten nun schleunigst den Gesprächsfaden wieder aufnehmen, sich ggf. eines externen Mediators bedienen und konstruktiv nach für beide Seiten gesichtswahrenden Lösungen suchen“, schrieb er. „Zur Aufrechterhaltung der Kommunikation und vor allem des gegenseitigen Zuhörens gibt es keine Alternative.“