• Beim HSV zählt Stephan Ambrosius bislang zu den großen Überraschungen dieser Saison. Zuletzt fehlte er wegen seiner Corona-Erkrankung.
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Es geht um seine Zukunft: HSV-Profi Ambrosius muss schwere Entscheidung treffen

Nach und nach klettert er die Erfolgsleiter hinauf. Mit der Nominierung für die deutsche U21 hat Stephan Ambrosius (21) die nächste Sprosse genommen, der HSV-Abwehrspieler ist momentan in aller Munde. Schon in Kürze dürfte es richtig wild um ihn werden – dann muss sich Ambrosius entscheiden, ob er künftig für Ghana oder Deutschland auflaufen will. Seine Tendenz scheint dabei klar zu sein.

Er wird es spüren, dieses feine Kribbeln in der Magengegend. Wenn Ambrosius am Donnerstag gemeinsam mit seinen Kollegen den Flieger nach Chisinau betritt, beginnt das Abenteuer für ihn so richtig. Die Reise zum EM-Qualifikationsspiel in Moldau (Freitag) ist Ambrosius erster Länderspieltrip, wie gut, dass mit Manuel Wintzheimer gleich noch ein anderer HSV-Kollege an Bord ist, das macht die Sache einfacher. Fragt sich nur, wie oft die beiden Reisen dieser Art noch gemeinsam antreten werden.

Charles Akonnor

Ghanas Nationalcoach Charles Akonnor spielte früher u.a. für Wolfsburg in der Bundesliga.

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imago/Eibner

Zwei HSV-Profis sollen für Deutschlands U21 spielen

Wintzheimer könnte künftig ein fester Bestandteil der DFB-Junioren werden, Bundestrainer Stefan Kuntz hat ihn schon länger im Blick. Ambrosius aber wird sich demnächst entscheiden müssen, welchen Weg er gehen will. Deutschland oder Ghana lautet die Frage, die man aber auch anders stellen könnte: Olympia oder WM?

In der zweiten Oktober-Hälfte, nach dem HSV-Auftritt in Fürth (17.10.), will sich Ghanas Nationaltrainer Charles Akonnor mit Ambrosius treffen. Dann wollen beide die Perspektiven des Abwehrspielers ausloten, künftig für Ghanas A-Team auflaufen zu können.

Ambrosius bestätigt Kontakte zu Ghanas Nationaltrainer

„Ich habe Kontakt zum Nationaltrainer“, bestätigte Ambrosius der MOPO. Erstmals spricht er öffentlich über das Interesse des ghanaischen Verbandes, das er als große Ehre empfindet. Ambrosius ist zwar gebürtiger Hamburger, seine Eltern aber stammen aus dem westafrikanischen Land. Für ihn steht deshalb fest: „Ich kann mir auf jeden Fall gut vorstellen, für Ghana zu spielen, denn es wäre auch das Größte für meine Eltern.“ Dazu kommt: „Ich war schon sechs Mal da und habe einen Bezug zu Ghana. Und ich habe noch viel Familie dort.“

Was auch für die Afrikaner sprechen dürfte: Während Ambrosius dort direkt für das A-Team auflaufen könnte, ist der Weg in die Qualitativ deutlich besser besetzte DFB-Auswahl um ein Vielfaches steiniger, wenn nicht sogar unerreichbar. Mit Ghana könnte sich Ambrosius den Traum einer WM-Teilnahme erfüllen, bei drei der letzten vier Turniere (2006, 2010, 2014) waren die „Black Stars“ dabei.

Kuntz und der DFB können Ambrosius mit Olympia 2021 locken

Allerdings: Auch Kuntz und der DFB haben einen Trumpf in der Hand. Im kommenden Sommer startet Deutschland bei den Olympischen Spielen, der überwiegende Kern des Teams soll in Tokio von der U21 gebildet werden. Auch ein lohnendes Ziel für Ambrosius, das Kuntz ihm schmackhaft machen könnte. Ohnehin will der Bundestrainer während der Tage im Trainingslager in Herzogenaurach ausloten, wie Ambrosius seine Zukunft sieht.

Wie wird er sich entscheiden? Klar ist: Der Abwehrmann hat Zeit. Auch wenn er jetzt für die DFB-Junioren auflaufen sollte, dürfte er anschließend noch für Ghana spielen. So steht es in den Statuten des Weltverbandes FIFA. Nach seinem Treffen mit Akonnor dürfte zeitnah eine Entscheidung fallen. Und dann ist da ja noch der Vertragspoker mit dem HSV. Zum Saisonende läuft Ambrosius Vertrag aus, die Gespräche über eine Verlängerung laufen gerade an. Tendenz: Beide Seiten wollen verlängern, sind aber noch ein gutes Stück von einer Einigung entfernt.     

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