„Querdenker-Ikone“ Bhakdi: bizarre Szene vor Gericht, dann Freispruch
So einen Menschenauflauf hat das Amtsgericht in Plön noch nicht erlebt. Im Nieselregen und unter dem lauten Jubel seiner Anhänger erscheint „Querdenker-Professor“ Sucharit Bhakdi zu seinem Prozess. Der lief gut für den Mediziner: Erst huldigte ihm eine Anhängerin. Und abends kam der Freispruch.
Vor dem Gericht in der Kreisstadt warteten schon frühmorgens Bhakdi-Anhänger, viele unterm Regenschirm und mit bunten Transparenten. Bis zum Beginn des Prozesses waren es mehr als 300 Menschen. „Wer die Wahrheit sagt, wird angeklagt“, war da unter anderem zu lesen. Die Polizei setzte rund 50 Beamte ein, auch die Justiz verstärkte ihr Personal. Die Lage blieb glücklicherweise aber friedlich.
Laut Anklage soll Bhakdi im April 2021 die Impfpolitik Israels heftig attackiert haben und zum Hass gegen in Deutschland lebende Juden aufgestachelt haben. Obendrein soll er sich böswillig und verächtlich über die jüdische Religion gesprochen haben. Doch das sah der Richter anders: Am Abend kam der Freispruch.
In der Begründung heißt es, bei mehrdeutigen Aussagen müssten auch andere Deutungen berücksichtigt werden. Es sei nicht vollständig auszuschließen, dass Bhakdi mit seinen Äußerungen nur die israelische Regierung und nicht das Volk meinte. Die Vertreterin der Generalstaatsanwaltschaft kündigte Rechtsmittel an.
Vor Prozessbeginn: Frau kniet vor Angeklagtem
Irritierend war eine Szene zu Beginn des Prozesses: Vor den Augen von mehr als 40 Journalisten und Zuschauern schritt eine weiß gekleidete Frau zum Angeklagten, fiel vor ihm auf die Knie. Bhakdi lächelte huldvoll, hielt die flachen Hände vor der Brust gegeneinander und sprach ein paar Worte mit der selig lächelnden Verehrerin.
Dieser Moment und auch der Jubel seiner Anhänger zu Beginn machte ganz deutlich: Der zarte Mann mit dem zurückhaltend wirkenden Lächeln gilt in gewissen Kreisen als eine Art Guru. Bhakdi, der im Kreis Plön wohnt, ist aber mehr als ein pensionierter Mediziner mit Eso-Touch. In seinen Bestseller-Büchern zur Pandemie, in Interviews und Reden verbreitete er immer wieder Corona-Falschinformationen. Die Universitäten in Mainz und Kiel, an denen er früher arbeitete, haben sich von Bhakdis Äußerungen distanziert.
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(dpa/miri)