Ex-HSV-Sportchef: Arnesen: Darum drohen in Holland trotz des Abbruchs keine Pleiten
Seit Freitag ist es offiziell. In den Niederlanden wird es in dieser Saison keinen Profi-Fußball mehr geben. Die Spielzeit wurde abgebrochen. Es gibt keine Aufsteiger, keine Absteiger, keinen Meister. Für die Qualifikation für die internationalen Wettbewerbe gilt der aktuellen Tabellenstand. Die MOPO sprach mit dem ehemaligen HSV-Manager Frank Arnesen, der seit Ende vergangenen Jahres als Technischer Direktor bei Feyenoord Rotterdam arbeitet.
Aus sportlicher Sicht hätte Arnesen die Saison gerne fortgesetzt. Platz drei nach 25 Spieltagen und den Einzug ins Pokal-Finale hatte Feyenoord bislang erreicht. Der mögliche Titel und die auch noch machbare Qualifikation für die Champions League ist nun futsch. Für Arnesen nicht ideal, aber letztlich kann er mit dem Abbruch der Saison auch leben. „Es gibt Vereine, die sind jetzt böse, andere sind froh. Ich denke, es ist nicht möglich, in dieser Situation eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind“, sagt der 63-Jährige, der sich nun auf fünf Monate ohne Fußball einstellen muss. „Die neue Saison wird erst Mitte September beginnen können. Das ist eine sehr lange Zeit.“
Vereine wollen in Holland klagen
Wie sieht es wirtschaftlich für die Vereine in den Niederlanden aus? Können alle die Krise trotz des Saisonabbruchs überleben? Zwar haben einige Klubs bereits rechtliche Schritte angekündigt, akut von der Existenz bedroht ist zurzeit aber wohl noch kein Verein. Arnesen: „Bis Ende Juni kann alles bezahlt werden. Danach müssen wir uns zusammensetzen und eine einheitliche Lösung finden. Ein Punkt ist sicher der mögliche Gehaltsverzicht. Der sollte überall gleich sein.“
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TV-Geld macht nur zehn Prozent der Einnahmen aus
Das fehlende TV-Geld ist nicht so entscheidend wie in Deutschland. In den Niederlanden macht das nur etwa zehn Prozent der Einnahmen aus. Wichtiger sind unter anderem die Zuschauereinnahmen. „Wann es die wieder geben wird, kann im Moment noch keiner beantworten“, so Arnesen.
„Deutschland hat sehr schnell reagiert“
Etwas neidisch blickt der ehemalige HSV-Manager zurzeit Richtung Deutschland. Und das nicht nur beim Blick auf den Fußball, sondern vielmehr, wenn er sieht, wie in Deutschland mit dem Coronavirus umgegangen wird. Er sagt: „Deutschland geht da den richtigen Weg. Man hat sehr schnell reagiert. Außerdem sieht man jetzt, dass die Strukturen und die gesundheitliche Versorgung in Deutschland einfach die besten sind. Auch aus den Niederlanden werden immer wieder kranke Menschen nach Deutschland geschickt, weil dort die Versorgung besser ist. Ich bin gespannt, wie es dort nun auch mit Fußball weitergehen wird.“
Für Arnesen ist trotz Corona-Krise nicht alles negativ
Arnesen wird es aus der Ferne verfolgen. Gesundheitlich geht es ihm gut. Zusammen mit seiner Tochter und seinem Enkelkind ist er in seiner Wahlheimat Eindhoven. „Wir sind jetzt schon seit sechs Wochen zusammen und gehen viel spazieren“, erzählt er. „Ich sehe nicht alles negativ, es ist keine schlechte Zeit. Oft geht es im Leben immer nur ums Geld, jetzt stehen andere Dinge im Vordergrund. Man hat viel mehr Zeit füreinander.“