• Nach dem Abpfiff brannten bei einigen Dynamo-Fans die Sicherungen durch.
  • Foto: WITTERS

Ekel-Vorwürfe und Fake News: Was passierte vor den Schlägen auf St. Pauli?

In der Woche des Stadt-Derbys sollte es beim FC St. Pauli eigentlich nur ein Thema geben: das Derby. Die Ausschreitungen nach dem 0:0 gegen Dynamo Dresden aber verhindern das. Es gibt neue Vorwürfe von beiden Seiten. Die Frage, wie es zu der Eskalation der Gewalt kommen konnte, ist noch immer nicht geklärt.

Mehrere Dresdner Anhänger behaupten, dass St. Pauli-Fans mit Urin gefüllte Becher in den Dynamo-Block geworfen hätten. Dies wird als entscheidender Auslöser für den versuchten Blocksturm und die Schläge und Tritte gegen Ordnungskräfte angeführt.

Keine Bestätigung für angebliche Urinbecher-Würfe

Diese Darstellung wurde der MOPO gegenüber weder von der Polizei noch vom FC St. Pauli bestätigt. Der Nachweis über die Ekelvorwürfe dürfte schwer zu führen sein. Fans des Kiezklubs, die sich in der Nähe des Geschehens befanden, dementieren die Dresdner Darstellung vehement. Klar aber ist, dass Getränkebecher in den Dynamo-Block flogen.

St. Paulis „Bomben-Aufkleber“ sind offenbar drei Jahre alt

Ein weiterer Aufreger, der ebenfalls als Erklärung für die entfesselte Gewalt angeführt wird, sind die viel zitierten „Bomben-Aufkleber“ mit Dynamo-Logo. Der FC St. Pauli hatte sich von den Stickern in einer Stellungnahme distanziert. Der Verein könnte dabei aber wie eine Vielzahl der Medien (darunter die MOPO) zum Fake-News-Opfer geworden sein. Es erhärtet sich der Verdacht, dass die Aufkleber bereits drei Jahre alt sind. Und es gibt bislang keinen Hinweis darauf, dass auch nur einer dieser Sticker am Freitag im Umfeld des Stadions in Umlauf gebracht worden ist. Bei Kontrollen, die nach dem Spiel durchgeführt worden sind, wurden solche Aufkleber zumindest nicht gesichtet. Möglich ist, dass es sich um eine gezielte Falschmeldung handelt, um die Stimmung rund um das Spiel anzuheizen.

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Dynamo-Fans verwüsten erneut sanitäre Anlagen am Millerntor

Festgestellt wurde hingegen einmal mehr, dass die sanitären Anlagen im Gästebereich völlig verwüstet wurden. Bei Spielen gegen Dynamo gehört das am Millerntor offenbar aber schon zur traurigen Routine.

Dynamo Dresden will sich erst in den kommenden Tagen äußern

Von Dynamo Dresden gibt es bisher mit Ausnahme einer kurzen Mitteilung vom späten Freitagabend kein offizielles Statement, keine Entschuldigung. Der Verein will zunächst eine Befragung unter Fans auswerten, bevor er sich äußert.

Sicherheitskonzept bei Spielen gegen Dynamo Dresden muss überdacht werden

Recht wahrscheinlich ist, dass die Vorkommnisse vom Freitag dazu führen, dass das Sicherheitskonzept des FC St. Pauli bei solchen Hochsicherheitsspielen erneut überdacht wird. Fans des Kiezklubs waren nur durch wenige freie Sitzreihen vom Dynamo-Block getrennt. Das ermöglichte einerseits offenbar heftige Provokationen und brachte andererseits die St. Pauli-Anhänger beim versuchten Blocksturm und dem Abfeuern einer Rakete durch Dresdner in Gefahr.

Verhängt Dynamo Dresden Stadionverbote gegen die Gewalttäter?

18 Verletzte (zwölf Ordner, sechs Polizisten) forderten die Ausschreitungen des entfesselten Dynamo-Mobs. Viele Gewalttäter können durch Fotos und Videos identifiziert werden. Bei der Suche nach dem Strafmaß könnte Dresden ja mal einen Blick nach Münster werfen. Dort brauchte Drittligist Preußen nur drei Tage, um ein bundesweites Stadionverbot über drei Jahre gegen einen Fan zu verhängen, der einen Würzburger Spieler rassistisch beleidigt hatte.

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