• Bernd Nehrig (M.) im August 2016 mit Kumpel Robin Himmelmann (r.) im Spiel gegen seinen jetzigen Klub Braunschweig (l. Kumbela).
  • Foto: WITTERS

Ex-St. Paulianer Nehrig: Zwischen Kurzarbeit und Sehnsucht nach Hamburg

Eigentlich sollte es für ihn am heutigen Sonntag wieder losgehen. Doch Bernd Nehrig wird sich weiter gedulden müssen und notgedrungen die Laufstrecken längs des Mittellandkanals im Landkreis Peine nutzen. St. Paulis ehemaliger Kapitän darf mit Eintracht Braunschweig erst in ein paar Tagen trainieren, final klar ist ein Datum noch nicht – genauso wie der weitere Saisonverlauf in der 3. Liga.

Immerhin: Gesundheitlich geht es dem 33-Jährigen, der zuletzt an einem Muskelfaserriss laborierte gut. „Ich hatte immer wieder ein paar Kleinigkeiten, das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison“, erklärt er. Die Zwangspause jetzt hilft ihm natürlich, „aber sie ist auch Fluch und Segen zugleich“. Dadurch, dass beim Deutschen Meister von 1967 derzeit alle in 100 Prozent Kurzarbeit sind, stehen natürlich auch weder Physios noch Fitnesscoach zur Verfügung.

Nehrig wird von seiner Tante fitgemacht

Nehrig machte das Beste aus der Not, begab sich zu seiner Familie nach Heidenheim und dort unter die Fittiche seiner Tante. „Sie ist Physiotherapeutin“, erzählt er, „und das Laufprogramm, das wir mitbekommen haben, konnte ich dort auch durchziehen.“ Inzwischen ist Nehrig wieder zurück in seinem Wohnort nordwestlich von Braunschweig. „Gut“ gefällt es ihm dort, doch die Vergangenheit hat ihn noch lange nicht losgelassen – und wird es wohl auch nicht mehr.

Ex-St. Paulianer ist dem Kiezklub weiter eng verbunden

„Hamburg ist dann doch eine andere Hausnummer“, sagt der Mittelfeldmann. „Und wenn man dann auch noch so verwachsen ist mit dem Verein …“ Von Sommer 2013 bis zum Januar 2019 stand Nehrig in 117 Partien für den FC St. Pauli auf dem Platz und hat noch so viele Verbindungen an die Elbe, dass er sich sicher ist: „Das wird immer so bleiben!“ Neben Menschen außerhalb des Fußballs steht er mit Ryo Miyaichi, Robin Himmelmann oder Johannes Flum noch in regelmäßigem Kontakt, zudem mit  den Zeugwarten Siegmar Krahl und Andy Kreft.

Bernd Nehrig droht mit Braunschweig der Saisonabbruch

Der Austausch über aktuelle Spiele fällt in diesen Tagen natürlich flach. Und während die DFL verzweifelt versucht, die 1. und 2. Liga irgendwie bald wieder an den Start zu kriegen, ist es in der 3. Liga noch viel komplizierter. Acht Klubs plädieren bereits offen für einen Saisonabbruch, eine andere Fraktion will auf jeden Fall zu Ende spielen. Braunschweig hat sich noch nicht kundgetan, und auch für die Spieler ist Meinungsfindung komplex und schwierig.

Bernd Nehrig hält einen Konsens für ausgeschlossen

„Es wird da nie einen Konsens geben“, ist sich Nehrig sicher. „Es gibt Vereine wie Magdeburg oder uns, die sehr viele Zuschauer haben und wo diese Einnahmen ein großer Bestandteil der Planungen sind. Diese Klubs würden unter Geisterspielen natürlich extrem zu leiden haben.“ Andere wiederum seien auf die TV-Gelder angewiesen und hätten entsprechend ganz andere Sichtweisen. „Dazu kommt: Wenn man abbricht, welchen Tabellenstand nimmt man dann? Den aktuellen? Den nach der Hinserie? Gibt es dann nur Auf-, aber keine Absteiger? Stockt man die Liga auf? Da sind so viele Fragen offen.“

Auch Nehrig sieht bei Saisonfortführung ein Argumentationsproblem

Und dann ist da noch ein Aspekt, der unter Fußballern viel verbreiteter ist, als viele es glauben: „Wenn wir wieder spielen sollten, wie willst du das rechtfertigen, wenn zeitgleich Gottesdienste abgesagt und Restaurants geschlossen werden?“ Eine Frage, die längst nicht nur Bernd Nehrig beschäftigt. Und auf die es zurzeit noch keine schlüssige Antwort gibt

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