• Der deutsche Torschütze Leroy Sané (r.) im Zweikampf mit dem Ukrainer Mykola Matviyenko
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Ukraine-Kick trotz Corona: Basketballer attackiert DFB: „Könnt ihr nicht ernst meinen!“

Mit dem 3:1 gegen die Ukraine in Leipzig übernahm die DFB-Elf die Führung in ihrer Nations-League-Gruppe. Doch in den Erfolg mischen sich kritische Stimmen: Hätte das Spiel angesichts von fünf Corona-Fällen beim Gegner tatsächlich stattfinden sollen? Ein Basketball-Profi übt jetzt scharfe Kritik an der vermeintlichen Sonderrolle des Fußballs. 

„Fünf positive Fälle und wir überlegen noch, ob wir das Spiel noch irgendwie anpfeifen können“, twitterte Bundesliga-Basketballer Benjamin Lischka. Aber „wehe ein Team“ aus den Profiligen im Handball oder Basketball habe einen positiven Fall im Team.

Ukraine-Spiel trotz Corona: Basketball-Profi Benjamin Lischka attackiert DFB

„Könnt ihr halt nicht ernst meinen“, kritisierte Lischka. Schon zuvor hatte der Bonner getwittert: „Falls wir die Regelungen für positive Fälle in der Basketball-Bundesliga nicht ändern oder Kompromisse eingehen mit den zuständigen Gesundheitsämtern, spielen wir im nächsten Oktober noch um die Meisterschaft. Warum gelten für den Fußball andere Regeln?“ 

Basketballer attackiert DFB

Benjamin Lischka spielt in der Bundesliga für die Telekom Baskets Bonn

Foto:

imago images/Jürgen Schwarz

Für den Bundestrainer geht diese Frage an seiner Zuständigkeit vorbei. „Ich bin eigentlich der falsche Ansprechpartner. Ich habe nicht diese Entscheidungsgewalt, das macht das Gesundheitsamt, die UEFA. In der Bundesliga wird auch gespielt, in den anderen Ligen auch. Wir halten uns an die Vorgaben. Wenn Spiele angesetzt sind, können wir nicht im Hotel bleiben“, entgegnete Joachim Löw: „Ich kann verstehen, dass die Leute im Moment andere Gedanken und Sorgen haben. Die Nations League hat nicht unmittelbar mit Corona zu tun. Aus meiner Sicht als Trainer war es gut, dass wir gespielt haben.“

Politikerin Freitag: „Entscheidung zu spielen war problematisch“

Die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses widerspricht. „Ich halte die Entscheidung, das Spiel gegen die Ukraine stattfinden zu lassen, für mindestens problematisch“, sagte Dagmar Freitag.

„Ganz offensichtlich zieht die UEFA ihr erklärtes Ziel, alle Spiele austragen zu lassen, wenn wenigstens zwölf Feldspieler sowie ein Torwart zur Verfügung stehen, durch“, erklärte die SPD-Politikerin: „Die Reißleine müssen andere ziehen. Und dass man auch anders entscheiden kann, hat Norwegen gezeigt.“ 

Corona: Norwegen verhängt Ausreiseverbot für Nationalelf

Die norwegische Regierung hatte nach einem Coronafall ein Ausreiseverbot verhängt, das Spiel in Rumänien wurde abgesagt. Nach der Isolierung des norwegischen Teams um Dortmundes Stürmerstar Erling Haaland muss die UEFA nun entscheiden, ob Rumänien in der Nations League drei Punkte am Grünen Tisch bekommt. Das hat möglicherweise Auswirkungen bis hin zu den WM-Chancen der Norweger für 2022.

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„Wichtig ist, dass jeder gesund bleibt und UEFA und das Gesundheitsamt wissen, was sie machen“, sagte Torschütze Leroy Sané. „Ein Gesundheitsamt ist keine Polizei“, betonte allerdings Leipzigs Stadtsprecher Matthias Hasberg.

Die Corona-Diskussion wird Rekordtorwart Manuel Neuer und seine Kollegen am Montag mit auf die Reise ins Risikogebiet Andalusien begleiten. „Während Dienst- und Urlaubsreisen praktisch auf null sinken, reisen die Nationalmannschaften weiter durch Europa“, kritisierte Freitag: „Ohne zu wissen, welche Folgen das Spiel gegen die Ukraine aufgrund der mehrtägigen Inkubationszeit möglicherweise hat.“

Corona-Regeln: Auch der Handball verzichtete auf Gruppen-Quarantäne

Bei allen Vorwürfen gegen eine vermeintliche Sonderrolle des Fußballs: Auch in anderen Sportarten wurde auf Gruppen-Quarantäne wie für die Ukraine in Leipzig verzichtet. Die deutschen Handballer wurden nicht isoliert, obwohl sie gemeinsam in einem kleinen Flieger aus Estland zurückreisten und infizierte Spieler an Bord waren.

Kapitän Uwe Gensheimer durfte schon wieder in der Bundesliga auflaufen, obwohl er beim DHB-Team mit dem später positiv getesteten Torwart Johannes Bitter ein Zimmer teilte.

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