Am „Ort des Grauens“: Zverev kann wieder lachen – und begeistert mit Showeinlage
Alexander Zverev besteht die erste Bewährungsprobe bei seiner Rückkehr zu den French Open. Knapp ein Jahr nach seiner schweren Knöchelverletzung läuft jedoch noch nicht alles rund.
Der 26-Jährige hatte am Dienstag beim 7:6 (8:6), 7:6 (7:0), 6:1 gegen Lloyd Harris zunächst zwar einige Mühe, erreichte am Ende nach 2:43 Stunden und Verletzungsproblemen des Südafrikaners aber souverän die zweite Runde. Dort trifft Zverev auf den Slowaken Alex Molcan, muss sich trotz seiner erneuten Favoritenrolle aber deutlich steigern.
Zverev freute sich über Comeback bei den French Open
„Es ist sehr, sehr schön, wieder zurück zu sein“, sagte Zverev auf dem Platz. „Es war ein großer Spaß da draußen.“ Er sei allerdings nicht zufrieden mit seinem Spiel gewesen. „Ich bin aber zufrieden, dass ich in drei Sätzen gewonnen habe. Ich weiß, dass ich besser spielen muss.“
Von Berührungsängsten mit der Anlage von Roland Garros, die Boris Becker für Zverev angesichts des Unfalls im Vorjahr als „Ort des Grauens“ bezeichnete, war keine Spur. Schon nach dem zweiten Satz nutzte der frühere Weltranglistenzweite eine Behandlungspause des Gegners zur Freude der Zuschauer für eine kleine Showeinlage. Mehrfach ließ er den Ball auf seinem Schlägerrahmen springen und musste dabei schmunzeln. „Die Zuschauer freuen sich, dass er wieder bei uns ist und gewonnen hat – das ist die wichtigste Überschrift“, sagte Eurosport-Experte Becker.
Zverev: Letzter French-Open-Auftritt endete katastrophal
Vor 361 Tagen war Zverev beim Sandplatzklassiker im Halbfinale gegen den Spanier Rafael Nadal schwer umgeknickt und mit mehrfachem Bänderriss mehr als ein halbes Jahr ausgefallen. Seit seinem Comeback Ende vergangenen Jahres sucht der Hamburger noch seine alte Form und konnte noch nicht wieder gegen einen Top-Profi gewinnen.
Auch gegen den Weltranglisten-294. ließ Zverev bei böigem Wind lange Zeit die Konstanz und Sicherheit vermissen – erst mit zunehmender Spieldauer dominierte er mehr und mehr. Für Zverev war es der vierte Sieg im vierten Duell mit dem 26-jährigen Südafrikaner.
Mit weißer Kappe saß sein Vater Alexander Zverev senior in der ersten Reihe und feuerte als Trainer an. Diesen Monat hatte sich der Hamburger vom Spanier Sergi Bruguera nach „Meinungsunterschieden“ in der Ausrichtung getrennt, mehr Mut wünscht sich Zverev in seinem eigenen Spiel. Er wolle es Kritikern wie Becker und Michael Stich „relativ zeitnah beweisen“, dass er wieder an der Spitze spielen könne.
Zverev leistete sich einige Fehler
Zunächst war der Auftritt auf dem Court Simonne-Mathieu ganz im Westen des Stade Roland Garros jedoch noch von einigen Unsicherheiten geprägt. Zverev schlug mit starker Quote auf, erlaubte sich jedoch vor allem in langen Ballwechseln noch reichlich unnötige Fehler. Im zweiten Spiel rutschte er bei einem Stopp des Gegners leicht weg, musste sich mit der Hand auf der roten Asche abstützen.
Beim Stand von 5:5 wehrte Zverev zwei Breakbälle ab. Als im Tie-Break das Sirenengeheul von den umliegenden Straßen am Bois de Boulogne bis in die Arena wehte, donnerte Zverev einen Überkopfball weit ins Aus. Kurze Zeit später nutzte er jedoch nach 68 Minuten den dritten Satzball durch einen Vorhandfehler des Gegners.
Auch Harris war vergangenes Jahr lange wegen einer Operation am Handgelenk ausgefallen und muss sich wieder in der Weltrangliste nach oben kämpfen. In seiner kompletten ATP-Karriere konnte der 26-Jährige erst sechs Spiele auf Sand gewinnen. Doch Zverev hatte auch weiter Mühe, konnte den Südafrikaner bei dessen Aufschlag zu wenig unter Druck setzen.
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Es blieb ein emotionales Auf und Ab. Nachdem er zwei Satzbälle abgewehrt und sein erstes Break geschafft hatte, gab Zverev bei 6:5-Führung seinen Aufschlag zu null ab. Doch Harris hatte immer mehr mit Wadenproblemen zu kämpfen, so dass sich Zverev den Tie-Break ohne Punktgewinn des Gegners sicherte. Im dritten Satz war die Gegenwehr von Harris vollends gebrochen. (dpa/ds)