ein Organspendeausweis
  • Der Organspendeausweis kann Leben retten, doch in Deutschland gibt es immer weniger Spender.
  • Foto: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Zu wenig Organspenden: Hamburger Politiker schlagen Alarm

Tausende Schwerkranke warten auf lebensrettende Spenderorgane – und das oft schon sehr lange. In einem offenen Brief in Richtung Berlin fordern Hamburger Abgeordnete jetzt die Widerspruchslösung.

Rund 60 Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete setzen sich in einem offenen Brief an den Bundestag für die sogenannte Widerspruchslösung bei der Organspende ein. „Die Chance, in Deutschland ein lebensrettendes Organ zu bekommen, ist im europäischen Vergleich schon seit vielen Jahren erschreckend gering“, sagte die Abgeordnete Gudrun Schittek (Grüne) am Mittwoch in Hamburg. Es brauche eine neue Debatte und eine Gesetzesinitiative zur Einführung der Widerspruchsregelung im Deutschen Bundestag. Am 3. Juni ist der bundesweite Tag der Organspende.

Hamburger Abgeordnete setzten sich für Widerspruchslösung ein

Die Widerspruchslösung sieht vor, dass jeder als Organspender gilt, wenn er nicht ausdrücklich widersprochen hat. „Der europäische Standard zeigt: Wenn nicht die Bereitschaft, sondern die Ablehnung der Organspende dokumentiert werden muss, können mehr Transplantationen realisiert werden“, heißt es in dem offenen Brief von Abgeordneten verschiedener Fraktionen.

Die Zahl der Organspenden in Deutschland war im vergangenen Jahr nach Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation um 6,9 Prozent im Vergleich zu 2021 gesunken. Nur noch 869 Menschen spendeten nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe – nach 933 Spendern 2021 und 913 im Jahr 2020. Rund 8500 Menschen stehen auf Wartelisten.

Organspenden: Deutschland verliert Anschluss an europäischen Standard

„Es ist nicht zu übersehen, dass Deutschland als einziges Land ohne Widerspruchslösung im Eurotransplant-Verbund den Anschluss an den europäischen Standard bei der Organspende schon seit vielen Jahren nicht herstellen kann“, sagte Schittek weiter.

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„Das Thema Organspende stößt in Deutschland leider bei immer noch viel zu wenig Menschen auf Interesse“, sagte Stefan Kluge vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Die Gründe seien vielfältig. „Die Widerspruchslösung wäre eine kleine Stellschraube, an der man drehen könnte und mit der zudem alle gut leben könnten.“

Neuer Anlauf für Widerspruchslösung in Bayern bereits gestartet

Bayern hatte bereits Ende März erklärt, zusammen mit anderen Bundesländern einen neuen Anlauf für eine Widerspruchslösung bei der Organspende zu starten. „Eine Entscheidung über eine mögliche Beteiligung Hamburgs an dieser Initiative kann erst erfolgen, wenn uns die genauen Inhalte der Initiative bekannt sind“, teilte die Hamburger Gesundheitsbehörde am Mittwoch mit. Die Behörde betonte zudem, in Hamburg werde die Öffentlichkeit regelmäßig durch Kampagnen auf das Thema Organspende aufmerksam gemacht. (dpa/mp)

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