In der Verlängerung: Joker Martinez köpft den Sieg – Bayern holt den Supercup
Bayern München hat nach 2013 zum zweiten Mal den europäischen Supercup gewonnen. Das Team von Hansi Flick setzte sich in Budapest mit 2:1 nach Verlängerung gegen den FC Sevilla durch. Siegtorschütze war ausgerechnet der scheidende Javi Martínez, der kurz vor einem Wechsel nach Bilbao steht. Wegen der hohen Corona-Infektionszahlen in der ungarischen Hauptstadt hinterlässt das Spiel vor 15180 Zuschauern mehr als einen schalen Beigeschmack.
Immerhin war es endlich mal wieder eine anspruchsvolle Aufgabe für den Triple-Gewinner, der seine letzten 22 Partien allesamt gewonnen hatte, ob nun in Champions League, Bundesliga oder DFB-Pokal. Europa-League-Gewinner Sevilla ging forsch ins Spiel – und sogar in Führung. In der 11. Minute zeigte Schiedsrichter Anthony Taylor auf den Punkt: David Alaba, der für Jerome Boateng in die Startelf gerückt war, hatte Ivan Rakitic im Strafraum umgerempelt. Lucas Ocampos (13.) verwandelte den Elfmeter zum 1:0 für die Andalusier.
Nach frühem Rückstand drängen die Bayern
War ein Rückstand der Bayern auch ungewohnt – der weitere Spielverlauf war es nicht. Die Münchner drückten: Thomas Müller (22.) verpasste noch den Ausgleich, als sein Schuss zur Ecke abgelenkt wurde. Robert Lewandowski (30.) lupfte den Ball dann freistehend auf Sevilla-Keeper Bono. Dreimal war aber auch bayerisches Recht: Als Lewandowski präzise ablegte, hämmerte Leon Goretzka (34.) die Kugel zum 1:1 in die Maschen.
Bayern-Tore von Lewandowski und Sane aberkannt
Die taktisch starken Andalusier blieben eine harte Nuss. Lewandowski (51.) erzielte nach Doppelpass mit Müller ein schönes Tor, stand dabei aber haarscharf im Abseits. Leroy Sané (63.) staubte einen abgewehrten Schuss von Goretzka zum vermeintlichen 2:1 ab, doch Schiedsrichter Taylor entschied, dass Lewandowski zuvor gefoult hatte.
Bayern-Keeper Neuer: eine Glanzparade, einmal rettet der Pfosten
Wenn Sevilla ausnahmsweise nach vorn spielte, wurde es gefährlich: Nach einem Alaba-Patzer musste Manuel Neuer gegen En-Nesyri (87.) retten, in der Verlängerung rettete ihn der Pfosten, wiederum gegen En-Nesyri (92.).
Bayern-Matchwinner Martínez – schon zum zweiten Mal
Nach 99 Minuten kam Javi Martínez ins Spiel, der vor sieben Jahren mit seinem späten Ausgleich gegen Chelsea erst Bayern Münchens ersten Supercup-Sieg (nach Elfmeterschießen) möglich gemacht hatte. Der Spanier steht kurz vor einem Wechsel zu Athletic Bilbao, doch vorher wollte er in seinem Lieblingswettbewerb noch einmal richtig auftrumpfen: Als Sevillas Torwart Bono einen Alaba-Schuss nur schwach abwehrte, war Martínez (104.) zur Stelle und köpfte zum 2:1-Sieg ein. Den Supercup gewannen: Neuer – Pavard, Süle, Alaba (112. Boateng), Hernández (99. Martínez) – Kimmich, Goretzka (99. Davies) – Sané (70. Tolisso), Müller, Gnabry – Lewandowski.
„Stupid Cup“: Budapest war keine Reise wert
Neben dem „Super Cup“ hätte die UEFA allerdings auch einen „Stupid Cup“ vergeben sollen, einen Pokal für Dümmlichkeit – und den am besten an sich selbst. Ohne Not – und gegen den Willen des dortigen Bürgermeisters – wurde im europäischen Corona-Hotspot Budapest ein sportlich verzichtbares Spiel vor mehr als 15000 Stadionzuschauern aus Ungarn, Deutschland und Spanien ausgetragen. Budapest, eine der schönsten Städte Europas, ist fast immer eine Reise wert – nur gerade jetzt nicht.
Bayern gewinnt, der Fußball verliert
Für die UEFA war es angeblich ein „Testballon“ für eine generelle Rückkehr von Zuschauern. Für Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban, der das Land ansonsten wie Privatbesitz verriegelt, war es ein Prestige-Projekt. Klar, dass beide Seiten sich als Gewinner sehen. Der Verlierer ist der Fußball, der dank der UEFA tatsächlich wie ein Testballon wirkt: aufgeblasen und abgehoben.
Liverpool und Wolfsburg kommen weiter
Bayern München löst als Supercup-Sieger damit den FC Liverpool ab, der zur gleichen Zeit sein Ligapokal-Spiel beim Drittligisten Lincoln City 7:2 gewann. Der VfL Wolfsburg erreichte unterdessen durch ein 2:0 gegen Desna Cherniiv die letzte Qualifikationsrunde für die Europa League. Josuha Guilavogui (16.) und Daniel Ginczek (90.) trafen für die „Wölfe“, die nun am 1. Oktober bei AEK Athen antreten müssen.