„Schwer vorstellbar“: Söder bremst die Hoffnungen der deutschen Fußball-Fans
In Deutschland steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen wieder an. Dennoch will die Deutsche Fußball Liga (DFL) die 36 Profivereine am Dienstag über das Konzept für einen Start der Bundesliga und Zweiten Liga am 18. September mit Zuschauern präsentieren. Aber ist das realistisch und angesichts der aktuellen Lage angebracht? Aus der Politik gibt es kritische Stimmen.
Sieben Wochen sind es noch, bis der Ball wieder rollen wird in Deutschlands Stadien und die Frage ist, ob dann vor leeren Rängen gespielt wird, vor spärlich besetzten Tribünen oder in halbvollen Arenen.
„Geisterspiele ja, Stadien mit 25.000 Zuschauern halte ich aber für sehr schwer vorstellbar“, äußerte Markus Söder (CSU), bayerischer Ministerpräsident und möglicher Kanzlerkandidat der Union, in der „Bild am Sonntag“ große Zweifel. Es sei derzeit fraglich, dass bei der nächsten Gesprächsrunde von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten im August überhaupt „weitere Lockerungen beschlossen werden. Daher bin ich auch als Fußballfan sehr skeptisch zum Start der Bundesliga“.
Bundesligastart: Markus Söder hält halbvolle Stadien für „schwer vorstellbar“
Bei der Außerordentlichen Mitgliederversammlung der DFL geht es um das geplante Verbot von Stehplätzen und Alkohol bis zunächst 31. Oktober sowie den Verzicht auf Gästefans bis zum Jahresende. Auch das bei Fans so polarisierende Thema Datenschutz steht auf der Agenda.
„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie“, hieß es in der DFL-Mitteilung, „erfordern erhebliche Anpassungen gewohnter Verhaltensweisen in vielen gesellschaftlichen Bereichen und hohe Wachsamkeit“.
Stehplatz-Verbot, keine Gästefans: Vereine stimmen über DFL-Pläne ab
Die Vertreter der meisten Vereine halten sich derzeit verbal zurück. Man müsse „unterscheiden zwischen Wunsch und Realismus“, mahnte BVB-Sportdirektor Michael Zorc in der Debatte. „Wir wünschen natürlich alle, dass Zuschauer zurück ins Stadion kommen. Wir haben in den letzten Heimspielen gemerkt, dass uns die Unterstützung der Fans fehlte.“ Die Pandemie sei jedoch eine „dynamische Entwicklung“.
Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge hatte jüngst auf die Gefahr einer „zweiten Welle“ hingewiesen. Trotzdem habe er die Hoffnung, „zumindest mit einer gewissen Anzahl von Fans“ wieder spielen zu dürfen.
Corona: Experte Fritz Sörgel kritisiert DFL
Der Pharmakologe Fritz Sörgel wirft der DFL eine mangelhafte Vorbereitung auf die Diskussionen rund um das Thema Zuschauer-Zulassung vor. Er hätte in einem ersten Schritt Risikountersuchungen befürwortet, vor allem weil die sinkenden Temperaturen im Herbst das Infektionsrisiko erhöhen könnten.
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„Dass ausgerechnet die DFL, die finanziell am besten aufgestellte Organisation im Sport- und Unterhaltungswesen in Deutschland, keine eigene Studie entwickelt hat, ist inakzeptabel“, erklärte Sörgel gegenüber der „Funke Mediengruppe“.
(sid/dpa)