• Gähnende Leere vor dem Millerntor-Stadion: So soll es bei Heimspielen ohne Zuschauer nach Wunsch des FC St. Pauli und der DFL aussehen.
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Heikles Thema: So plant St. Pauli Geisterspiele am Millerntor

Der Masterplan der Deutschen Fußball Liga (DFL) für die Fortsetzung des Spielbetriebes ohne Zuschauer liegt auf dem Tisch. Jetzt ist der Ball im Sechzehner der Politik. Die 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga arbeiten weiterhin an einer Umsetzung des umfangreichen Konzeptes mit diversen Anforderungen und Vorgaben. Auch beim FC St. Pauli laufen die Planungen für „Geisterspiele“ am Millerntor auf Hochtouren – mit weitreichenden Änderungen für die Profis.

Wenn sich Bundeskanzlerin Angela Merkel am 30. April mit allen Ministerpräsidenten zum weiteren Vorgehen in der Corona-Krise berät und voraussichtlich auch darüber entscheiden wird, ob im Mai wieder Profi-Fußball gespielt werden kann und darf, dann wollen die Klubs vorbereitet sein.

Bei St. Pauli beschäftigt man sich schon seit sechs Wochen mit der Geisterspiel-Thematik. „Wir haben ja bereits vor dem ausgefallenen Nürnberg-Spiel an einem Plan für ein Spiel ohne Zuschauer gearbeitet, den wir seitdem weiter ausarbeiten, anpassen und verfeinern“, verweist Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit der MOPO auf die für den 15. März angesetzte Partie.

FC St. Pauli: Geisterspiele schon seit sechs Wochen Thema

Vier der noch neun ausstehenden Zweitligapartien des Kiezklubs sind Heimspiele. Das bedeutet: Rund 29 500 Menschen weniger im Stadion, dafür ebenso viele Dinge, die es zu bedenken und zu regeln gilt. Gefühlt jedenfalls.

„Die Durchführung von Spielen unter Ausschluss von Zuschauern ist eine enorme logistische und hochkomplexe Herausforderung“, betont Bornemann. Das gilt auch für die Planung solcher Geisterspiele.

Andreas Bornemann: „Enorme logistische Herausforderung“

Laut DFL-Plan sollen sich in der 2. Bundesliga am Spieltag maximal 270 Personen in drei Zonen des Stadions (Innenraum, Tribünen, Außengelände) aufhalten und dort möglichst aus dem Weg gehen – auch zeitlich – beziehungsweise Abstand halten. Die Zahlen variieren logischerweise je nach Stadiongröße und auch beispielsweise üblicher Nachfrage nach Presseplätzen.

„Jeder Verein setzt das vorgegebene Konzept unter Berücksichtigung seiner individuellen Gegebenheiten um“, sagt Bornemann. Vereine wie St. Pauli, Stuttgart oder der HSV dürften die maximale Personenzahl benötigen, Klubs wie Wehen Wiesbaden oder Sandhausen nicht. „Die eindeutige Vorgabe ist, dass sich nur ein klar definierter Personenkreis innerhalb der drei festgelegten Zonen des Stadions aufhalten darf.“

DFL-Konzept: Was es für den FC St. Pauli bedeutet

Das bedeutet: maximal 100 Personen gleichzeitig im Innenraum. 22 Spieler auf dem Rasen, das fünfköpfige Schiedsrichtergespann, pro Mannschaft ein achtköpfiges Team aus Trainern, Betreuern und Ärzten, jeweils neun Reservespieler sowie vier statt bislang zwölf Ballkinder und kleine Teams von Sanitätern und Greenkeepern (nur vor und nach dem Spiel sowie in der Halbzeit im Innenraum). Hinzu kommen TV-Leute und Ordner.

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Ein großer Klub wie St. Pauli dürfte das maximal zulässige Kontingent für Personen auf den Tribünen, das bei 113 liegen soll, ausschöpfen. Dazu zählen 30 Medienvertreter, eine achtköpfige Delegation des gastgebenden Klubs und vier Vertreter des Gästevereins sowie weitere TV-Mitarbeiter, Ordner, Feuerwehrleute und Polizisten und die Mitarbeiter der Stadiontechnik.

Corona-Maßnahmen im Stadion: Mundschutz, Waschbecken, Fiebermessen

In allen Arenen soll es als Hygienemaßnahme mobile Waschbecken und Desinfektions-Stationen geben. Für den Großteil der Personen außerhalb des sportlichen Bereichs gilt Mundschutz-Pflicht. Beim Einlass ins Stadion wird zudem eine Messung der Körpertemperatur durchgeführt.

Für die Kiezkicker würde sich im Fall von Heim-Geisterspielen fast alles, was vor und nach den 90 Minuten passiert, ändern. Angefangen mit dem Vortag. „Wir werden nicht wie üblich unsere Mannschaft am Abend vor einem Heimspiel im Hotel versammeln, und am Spieltag nicht zusammen im Bus anreisen“, so Bornemann. Stattdessen sollen die Kiezkicker am Spieltag individuell anreisen, auf dem Harald-Stender-Platz parken und anders als sonst über den Haupteingang der Geschäftsstelle zum Kabinentrakt gehen.

FC St. Pauli: Diverse Änderungen rund um das Spiel

Nur auf dem Spielfeld werden sich die Teams begegnen. „Mit Ausnahme der 90 Minuten soll es eine noch striktere räumliche Trennung der beiden Mannschaften geben“, so Bornemann über die DFL-Vorgabe. Der Kiezklub wird deshalb im Kabinengang im Inneren der Südtribüne eine Wand aufstellen, die Heim- und Gästebereich trennt. Die Gastmannschaft wird den Kabinentrakt nach Anreise über das Heiligengeistfeld wie üblich durch den Eingang an der Ecke Süd/Gegengerade betreten und wieder verlassen.

Auch das Einlaufen der Mannschaften vor dem Spiel (ohne Einlaufkinder) findet nicht gemeinsam statt. Während St. Pauli wie üblich durch den Tunnel marschiert, sollen die Gäste zwischen Südtribüne und Gegengerade auf den Platz einlaufen.

Millerntor: Spielt St. Pauli trotzdem „Hells Bells“?

Und was ist mit „Hells Bells“?

Im Verein wird noch beraten, ob die Einlauf-Hymne gespielt wird, um einen Hauch von Heimspiel-Atmosphäre zu gewährleisten.

Auch der Tor-Jingle „Song 2“ könnte wie gewohnt ertönen, wenn die Kiezkicker einen Treffer erzielen, damit wenigstens etwas Leben in der Bude ist, wofür nicht nur die Spieler, sondern sicher auch die TV-Zuschauer dankbar wären. Andererseits könnte die Beschallung Besucher vor das Stadion locken, was unbedingt vermieden werden soll.

Fan-Banner auf den Tribünen des Stadions?

Ein heikles Thema. Die Entscheidung in dieser Frage steht noch aus. Das gilt auch für die Verlesung der Aufstellung sowie das Ansagen von Aus- und Einwechslungen sowie der Nachspielzeit durch die Stadionsprecher*innen.

Darüber hinaus wird intern beraten, ob und wie die nackten Tribünen dekoriert werden sollen und können, um der grauen Beton-Tristesse entgegenzuwirken.

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