Ironman-Tragödie: Verband rechtfertigt Rennfortsetzung – Veranstalter reagiert
Nach der Tragödie bei der Ironman-Europameisterschaft in Hamburg, bei der am Sonntag ein 70-jähriger Motorradfahrer nach dem Zusammenstoß mit einem Athleten, der auf dem Fahrrad saß, starb, hat sich die Deutsche Triathlon Union (DTU) hinter die Entscheidung des Veranstalters gestellt, das Rennen fortzusetzen. Die Veranstalter des populären Triathlons in Roth, der sogenannten Challenge Roth, erklärten zudem, welche Veränderungen sie vornehmen werden, um einen vergleichbaren Zwischenfall wie in Hamburg zu verhindern.
„Das kann bei jedem Wettkampf passieren. Das kann auch bei uns passieren. Es gibt andere Wettkämpfe, wo es auch Todesfälle gegeben hat, beim Triathlon“, rechtfertigte DTU-Präsident Martin Engelhardt im „Deutschlandfunk“ am Montag die vielfach kritisierte Entscheidung zur Rennfortsetzung. Dass das Rennen am Sonntag nicht abgebrochen wurde, habe mit der „Gesamtverantwortung“ der Veranstalter, „auch was die Sicherheitslage des Gesamtwettkampfes anbelangt“, zu tun gehabt.
DTU-Präsident Engelhardt: Abbruch wäre „unkalkulierbar“ gewesen
„Sie waren natürlich auch über den Unfall und natürlich den Tod geschockt, haben aber in alle Richtungen überlegt, was jetzt die richtige Handlungsweise ist. Auf der Strecke waren über 2000 Leute. Wenn sie jetzt das ganze Rennen gestoppt hätten, wäre das relativ unkalkulierbar geworden, laut Aussagen von den hauptverantwortlichen Organisatoren“, sagte Engelhardt: „Deswegen hat man sich bei aller Entsetztheit, auch bei den betroffenen Leuten, dafür entschieden, eben das Rennen fortzuführen – bei allem Respekt vor dem tragischen Unfall, der da passiert ist.“
Engelhardt sagte, dass die Entscheidung gegen einen Rennabbruch das Team in Hamburg getroffen habe und nicht, wie am Renntag kommuniziert, die in Tampa (Florida) ansässige Organisation World Triathlon Corporation. Er nannte die Organisatoren erfahren, sie hätten sich die Entscheidung sicherlich nicht leicht gemacht.
Teilnehmer trugen Räder über den Deich, um das Rennen fortzusetzen
Nachdem der Unfallort abgesperrt worden war, trugen Teilnehmer teilweise ihre Räder über den angrenzenden Deich, um weiterfahren zu können. Ob das Rennen, das auch als WM-Qualifikation gewertet wird, sportlich regulär gewesen sei, darüber könne man streiten, so Engelhardt. Die Athleten hätten aber wenig Anspruch, weil es sich um eine von einer Firma organisierte Meisterschaft handle, erklärte er.
Die EM war eine Veranstaltung der Ironman-Serie. „Diese Europameisterschaften sind letztendlich nicht sanktioniert von einem Verband, sondern sie werden von einer kommerziellen Gesellschaft durchgeführt. Der sportliche Wert ist trotzdem gegeben, weil dort Spitzensport gemacht wird, wie auch in anderen Sportarten, die professionell organisiert sind.“
Veranstalter der Challenge Roth übt Kritik an Streckenführung in Hamburg
Unterdessen hat der Veranstalter der Challenge Roth indirekt Kritik an der Streckenführung in Hamburg geübt. „In Roth gibt es keine Out-and-back-Strecken mit Gegenverkehr. Wir versuchen, immer breite Straßen zu wählen und nicht solche Dämme und Kopfsteinpflaster-Passagen“, sagte Geschäftsführer Felix Walchshöfer dem Bayerischen Rundfunk.
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Bei der Veranstaltung am 25. Juni in Mittelfranken werden etwa keine externen Medienschaffenden auf Motorrädern auf der Radstrecke zugelassen. Konkret seien es 40 Motorräder weniger, sagte Walchshöfer.
Triathlon in Roth reduziert das Feld der Begleit-Motorräder
Beim Triathlon in Hamburg war am Sonntag ein Motorradfahrer mit einem Fotografen auf seiner Maschine mit einem Athleten auf der Radstrecke frontal zusammengestoßen. Nach Angaben der Polizei starb der 70 Jahre alte Motorradfahrer noch am Unfallort, der Sportler (26) wurde schwer verletzt. Der Kameramann (50) auf dem Motorrad erlitt einen Schock und wurde wie der Triathlet in ein Krankenhaus gebracht.
„Schon vor Monaten haben wir in Zusammenarbeit mit Top-Athletinnen und -Athleten und Pressevertretern beschlossen, wesentlich weniger Motorräder auf der Rennstrecke zu haben“, sagte Walchshöfer. Fotografen würden jetzt von Außen an die Strecke gefahren. „Damit die Windschatten-Problematik nicht mehr so im Fokus ist, aber natürlich auch die Sicherheit“, sagte Walchshöfer. (dv/dpa)