NATO-Manöver: „Schülern wird Nachtruhe geraubt“ – Verlegung von Klausuren gefordert
Mit etwa 2000 geplanten Übungsflügen innerhalb von zehn Tagen gilt „Air Defender 23“ als größte Luftwaffen-Übung in der Geschichte der NATO. Schwerpunkt ist Norddeutschland. Die geplante Aufhebung der Nachtflugbeschränkungen am Hamburger Flughafen während des NATO-Manövers sorgt jetzt für Proteste. Die Wirtschaftsbehörde plant, die geltenden Beschränkungen von 23 Uhr bis 6 Uhr morgens weitgehend außer Kraft zu setzen, wobei eine Entscheidung noch nicht gefallen ist. Der BUND Hamburg fordert, dass keine Ausnahmen vom Nachtflugverbot gemacht werden.
Besonders besorgniserregend sei die Tatsache, dass das Manöver in der Zeit vor den Sommerferien stattfindet, in der die letzten Klassenarbeiten geschrieben werden, kritisiert Sabine Sommer, Vorsitzende des BUND Hamburg, die Entscheidung des Senats: „Der Hamburger Senat will zulassen, dass Tausende Schülerinnen und Schüler in den Einflugschneisen des Flughafens um ihren Schlaf gebracht werden. Die Belastungssituation rund um den Flughafen ist bereits unerträglich. Allein im Mai gab es rund 120 Verspätungsflüge zwischen 23 und 24 Uhr.“
Air Defender 2023: Hamburg will Nachtflugverbot lockern
Die Wirtschaftsbehörde hatte zuvor betont, dass sie es für „sinnvoll und geboten“ halte, „mit einer Ausweitung der Flugzeiten auf die außergewöhnlichen Umstände zu reagieren, um die Einschränkungen für Fluggäste so gering wie möglich zu halten“. Auch habe es eine entsprechende Empfehlung des Bundes gegeben.
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Sommer weist darauf hin, dass das NATO-Manöver seit drei Jahren geplant wird und die Fluggesellschaften seit Februar dieses Jahres über Einschränkungen und Flugverbote informiert seien. Sie kritisiert, dass es klare politische Vorgaben hätte geben müssen, um Passagiere bereits beim Ticketkauf über alternative Rückflugmöglichkeiten zu informieren, falls der Rückflug nicht nach Hamburg möglich ist.
Hamburg: Wie sehr werden Schüler durch Nachtflüge belastet?
Der BUND Hamburg e.V. appelliert an Umweltsenator Jens Kerstan, keine Ausnahmen vom Nachtflugverbot zu genehmigen. Stattdessen müsse die bestehende Überschreitung der Lärmbelastung bereits jetzt deutlich reduziert werden. Falls dies nicht gewährleistet sei, solle die Schulbehörde handeln und den Schulen im Manöverzeitraum verbieten, Klassenarbeiten zu schreiben.
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Sommer betont, dass die letzten Schularbeiten, die oft eine große Rolle für die Jahresnote spielen, gerade jetzt geschrieben werden. „Unsere Kinder waren bereits in der Corona-Zeit die Leidtragenden, jetzt wird ihnen auch noch die Nachtruhe wegen des Manövers geraubt.“
Das ist „Air Defender 23“
An der Übung „Air Defender 23“ vom 12. Juni bis zum 23. Juni unter deutscher Führung sollen nach Luftwaffenangaben 25 Nationen mit 250 Flugzeugen und 10.000 Soldaten und Soldatinnen teilnehmen. Während der zweiwöchigen Operation sollen jeweils von Montag bis Freitag drei Lufträume zeitversetzt für die zivile Luftfahrt gesperrt werden. Die meisten Flüge könnten nach Angaben der Luftwaffe über der Nord- und Ostsee stattfinden. (mn)