Streit an Hamburger Theater: Wird jetzt mit einer Tradition gebrochen?
Auf der Bühne des Ohnsorg-Theaters werden plattdeutsche Stücke aufgeführt, hinter den Kulissen brodelt es: Die Fronten zwischen Intendant, künstlerischer Leitung und Aufsichtsratsvorsitzender sind verhärtet. Nun hat sich Kultursenator Carsten Brosda (SPD) als Vermittler angeboten – und übt strukturelle Kritik an dem Theater.
„Alle Beteiligten wissen, dass wir als Behörde immer gern einen Tisch in die Mitte stellen können und zum Austausch einladen”, sagte Brosda der „Welt am Sonntag”. Falls man feststelle, dass beide Seiten sich nicht annäherten, „würden wir sicher etwas tun”. „Ohne diese Gespräche wird es nicht gehen.” Das Ohnsorg-Theater ist zwar ein Privattheater, wird aber mit jährlich 2,2 Millionen Euro aus der Kulturbehörde subventioniert.
Zukunft des Ohnsorg-Theaters: Verschwindet Plattdeutsch von der Bühne?
Hintergrund ist ein Streit über die zukünftige Ausrichtung des traditionsreichen Theaters. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob und in welchem Umfang auch hochdeutsche Texte an der niederdeutschen Bühne verwendet werden sollen.
Ende April war die Schauspielerin Sandra Keck – eine Vertreterin der Traditionalisten – überraschend zur neuen Vorsitzenden der Niederdeutschen Bühne e.V., des Trägervereins des Theaters, gewählt worden. Daraufhin erklärte Oberspielleiter Murat Yeginer seinen Rücktritt zum Ende der nächsten Spielzeit, Intendant Michael Lang ist krankgeschrieben.
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Brosda kritisierte auch die besondere Gesellschafter-Struktur des Theaters. „Wenn man mich fragen würde, würde ich zu einer anderen Konstruktion raten”, sagte Brosda. Keck ist als Erste Vorsitzende des Trägervereins zugleich Aufsichtsratsvorsitzende des Theaters.
„Ich kann mir sehr gut vorstellen, die Zusammenarbeit mit Michael Lang sehr gut hinzubekommen”, sagte Keck. „Er ist ein ausgesprochen freundlicher Mensch und wird sicher darauf eingehen. Ich möchte ja gar nicht so viel anders machen, sondern dass gehört wird, was die Mitarbeiter brauchen.” Der Vertrag von Lang läuft noch bis 2027. (dpa/mp)