N Klub in Hamburg: Häuser dämmen mit Ostsee-Gras
Als Treibgut am Strand ist es unbeliebt, als Dämmmaterial ist Seegras ein Multitalent. Swantje Streich (50) und Jörn Hartje (54) aus Trenthorst (Kreis Stormarn) handeln seit mehr als zehn Jahren mit dem Rohstoff aus der Ostsee. Was Seegras besser kann als andere Materialien und warum es sich auch als Kopfkissenfüllung eignet, darüber haben Sie mit der MOPO gesprochen.
„Seegras ist der ideale Dämmstoff: Es brennt nicht, schimmelt nicht und ist resistent gegen Schädlinge“, sagt Jörn Hartje. Im Jahr 2004 entschieden er und seine Partnerin Swantje Streich, ihr eigenes Haus mit Seegras aus der Ostsee zu dämmen.
Die Umwelt freut es: Seegras als Baumaterial
„Renata Wendt von der Lauenburgischen Lehmwerkstatt sagte uns, dass Seegras der allerbeste Dämmstoff für alte Häuser ist”, erzählt Streich. Das Gras aus dem Meer hat mit Feuchtigkeit natürlich kein Problem. Schon im Mittelalter wurden Häuser mit Seegras gedeckt. Das mit Seegras gedämmte Haus von Hartje und Streich steht inzwischen sogar unter Denkmalschutz.
Als engagierte Umweltschützer freuen sie sich, eine nachhaltige Dämmung gefunden zu haben. „Seegras ist deutlich umweltfreundlicher als andere Dämmstoffe, es verbraucht kein CO2 bei der Produktion, sondern speichert welches. Außerdem wächst es nach und wird am Strand sowieso weggeräumt“, sagt Hartje.
So kommt das Seegras in den Handel
Weil der Lieferant dicht machte, eröffneten sie 2012 ihren eigenen Seegrashandel. „Das Seegras wird am Strand eingesammelt, mit Regenwasser gewaschen und wie Heu getrocknet. Unseres kommt aus der Ostsee vor Dänemark“, sagt Hartje. Mittlerweile haben sie schon über 500 Baustellen beliefert.
Ihr nächstes Projekt: Das Seegras aus Deutschland beschaffen. „Da wollen wir weitere Landwirte finden, die uns unterstützen und auch eine eigene Anlage aufbauen. Hier sind wir mit mehreren Gemeinden an der Ostseeküste in Verhandlung“, so Hartje weiter.
N-Klub: Finanzsenator Dressel im Interview
Mit Seegras kann man übrigens nicht nur Gebäude dämmen, auch als Polsterung in Matratzen und Kissen eignet es sich. „Besonders unter Allergikern ist es beliebt, weil es zum Beispiel für Hausstaubmilden nicht so anfällig ist“, sagt Hartje.
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Am Mittwochabend stellen die beiden das Projekt beim N Klub (unterstützt von der MOPO) vor, der dieses Mal im Kulturhaus Eidelstedt, Alte Elbgaustraße 12, stattfindet. Auch andere Hamburger Projekte wie „FairerSchulkiosk“, ein Projekt, dass fair gehandelte Produkte an die Schulkioske bringen will, oder „Welcoming Out“, die dafür sorgen wollen, dass sich LGBTIQ+ Personen ohne Bedenken outen können, stellen sich in dem 100-Sekunden-Segment der Veranstaltung vor. Zudem wird sich Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) Fragen von Lars Meier, dem Chef der Gute Leude Fabrik und Initiator des N Klubs, stellen.