HSV-Legende Horst Hrubesch: In Dresden erlebte er das pure Chaos
Er wird am Montag nicht in Dresden vor Ort sein, Horst Hrubeschs Kopfkino aber dürfte auf Hochtouren laufen. Den Nachwuchsdirektor des HSV verbindet mit dem Pokal-Gegner seines Klubs das wohl dunkelste Kapitel seiner eigenen Trainer-Geschichte. Im Winter 1994/95 war Hrubesch ganze 98 Tage lang Trainer der Dynamos, dann war schon wieder Schluss …
Hrubesch und Dresden. Ein einziges Missverständnis, so hat es rückblickend den Anschein. Der heute 69-Jährige kam in einer Zeit zu Dynamo, in der alles drunter und drüber ging. Am 19. November 1994 heuerte Hrubesch an, nach fünf Spielen (ohne Sieg und mit zwei Unentschieden) war am 24. Februar alles vorbei. Was bleibt, sind die Erinnerungen.
Hrubesch geriet bei Dynamo Dresden ins Chaos
„Das ist schon ganz gut ausgedrückt mit dem Wort Chaos“, erklärte Hrubesch rückblickend auf Dynamos Vereins-Homepage. „Es war damals kaum etwas klar strukturiert. Bei dem Unterfangen wusste ich von vorn herein, dass wir gewinnen mussten, zum Erfolg im Prinzip verdammt waren.“ Und weiter: „Ich hätte gern weitergearbeitet, aber das konnte ich nicht beeinflussen, so wie es vieles gab, das nicht beeinflussbar war. Trotz allem war Dynamo für mich eine unheimlich wichtige Station, wo ich in der kurzen Zeit sehr viel gelernt habe.“
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Es sollte Hrubeschs letzte Station als Vereinstrainer in Deutschland sein. Nach einem Intermezzo bei Austria Wien begann dann seine so erfolgreiche Tätigkeit für den DFB. Als Jugendcoach führte Hrubesch Deutschlands U19 (2008) und U21 (2009) zu EM-Titeln und holte 2016 in Rio Olympia-Silber. Warum es als Vereinstrainer nicht ganz so gut klappte, erläuterte Hrubesch vor wenigen Jahren in der „Sächsischen Zeitung“: „Wenn Sie Bayern München als Einsteiger kriegen, sind Sie schon mal auf der richtigen Seite. Aber wenn Sie mit Rot-Weiß Essen als Aufsteiger gegen den Abstieg spielen oder kurz nach der Wende nach Dresden gehen, sind sie höchstwahrscheinlich auf der falschen Seite gewesen. Wenn man diese Angebote kriegt, ist die Frage, ob man das macht oder nicht. Dann muss man halt auch damit leben, wenn es nicht passt.“
So, wie in Dresden. Hrubesch kann damit gut leben. Und wird am Montag dennoch zurückdenken und die unangenehmsten drei Monate seiner Trainer-Karriere.