Nürnberg-Sportchef: Palikuca: Bei Fußball-Romantik denkt er an St. Pauli
Auftritte vor TV-Kameras gereichen nicht jedem Menschen zum Vorteil. Manch ein Medien-Profi weiß sich im Fernsehen als stets gut gelaunter und witziger Vertreter zu verkaufen, gleichwohl er im wahren Leben ganz anders ist. Und es gibt den entgegengesetzten Fall, zum Beispiel Robert Palikuca, der am Sonntag als Sportchef des 1. FC Nürnberg an seine alte Profi-Wirkungsstätte Millerntor zurückkehren wird – sollte das Coronavirus diesem Plan keinen Strich durch die Rechnung machen.
Wer das uneingeschränkte Vergnügen hatte, den Kroaten in der Zeit zwischen 2004 und 2006 als Spieler des FC St. Pauli kennenzulernen, der fragt sich bisweilen, warum in der Zweitliga-Vorberichterstattung bei Sky Interviews mit Palikucas griesgrämigen Zwillingsbruder gesendet werden. Dabei weiß der inzwischen 41-Jährige das Leben zu leben und zu lieben, Spaß zu haben und allein schon ob seiner privaten Rolle als dreifacher Vater Empathie zu entwickeln – und sich durchzusetzen. Eine Eigenschaft, die ihm bei seiner ersten Beschäftigung auf einem solch verantwortungsvollen Posten bei einem Traditionsverein durchaus zugutekommt.
Erste Trainer-Wahl beim 1. FC Nürnberg passte nicht
„Es ist eine herausfordernde Saison mit einem großen Umbruch und auch einem Trainerwechsel, weil wir den Umbruch anfangs nicht gemeistert haben“, sagt Palikuca über seine elf Monate als Clubberer, die schon so einiges an Hürden für ihn bereithielten. Mit seinem ersten Coach Damir Canadi hatte der ehemals gnadenlose Defensivmann kein Glück, auch mit Jens Keller ging es zögerlich los, inzwischen aber scheint der Erstliga-Absteiger angekommen zu sein im Unterhaus. „Wir haben uns nach der Winterpause stabilisiert“, erklärt Palikuca, „auch wenn wir jetzt gegen Hannover verloren haben.“
Kein Statement mehr zum Thema Morddrohungen
Ein Grund für den kleinen Rückfall könnte der finstere Skandal um die Morddrohungen gegen die Nürnberger Profis Lukas Mühl und Hanno Behrens gewesen sein. Aus verständlichen Gründen wurde das Thema in Franken schnell wieder in den Hintergrund gedrängt, „zum Thema Drohungen gegen unsere Spieler werden wir uns nicht mehr äußern“, sagt Palikuca. Die Täter konnten allerdings noch immer nicht ermittelt werden.
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Am Wochenende aber steht für den ehemaligen Düsseldorfer ein freudiges, wenngleich von Corona getrübtes Ereignis an. „Wir sind alle enttäuscht, dass es ein Geisterspiel werden wird“, sagt er über den Kick am Millerntor, eine Art Heimkehr wird es für den einstigen „Bokal“-Helden der Braun-Weißen dennoch. „Wenn ich in Fußball-Romantik verfalle, dann denke ich immer wieder sehr gerne an St. Pauli zurück“, schwärmt er. „Ich habe dort mit vielen geilen Typen zusammen gekickt und im Umfeld viele Menschen kennengelernt, zu denen ich auch heute noch Kontakt habe.“
Palikuca holte St. Paulis ehemaligen Medienchef
Zum Beispiel Christian Böing, den ehemaligen Medienchef der Hamburger holte Palikuca unlängst als Pressesprecher nach Nürnberg. Die Aversion gegen TV-Kameras konnte aber auch der ihm bislang noch nicht nehmen.