„Im Herzen Hamburger“: Judo-Koloss Koné will bei der EM zum King werden
Bosnien-Herzegowina. Frankreich. Israel. Georgien. Türkei. Katar. Österreich. Mongolei. Der nächste Halt heißt Polen für Losseni Koné, Hamburgs zurzeit stärksten Judoka. Bei den Europaspielen könnte der Koloss zum King werden. Mit dem deutschen Mixed-Team greift er am Samstag nach einer Medaille.
Wer 1,89 Meter groß ist und 119 Kilo auf die Waage bringt, der kann sich Schöneres vorstellen, als wieder und wieder im Flugzeug zu sitzen und um die Welt zu jetten. „Der Flugstress ist schon nervig“, sagt der 22-Jährige im Gespräch mit der MOPO, „aber ich habe ja immer ein Ziel vor Augen und weiß, wofür ich das Ganze tue.“
Weltweite Wettkämpfe – Konés Flugstress zahlt sich aus
Das Ziel, der Traum, er heißt Olympia. Auf dem Weg zu den Spielen ist Krakau ein Zwischenschritt. Und die Chance, die starke Form zu bestätigen. Beim Grand Slam in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar landete der Langenhorner am Wochenende auf Platz drei, beim Grand Prix in Linz wurde er zuvor Zweiter. In der Weltrangliste verbesserte sich der beste deutsche Kämpfer im Superschwergewicht auf Platz 23.
Vor allem seine Eltern macht Koné mit diesen Erfolgen mächtig stolz. „Mein Vater war Taxifahrer in der Elfenbeinküste. Er hat sein Geld gespart, um sich seinen Traum von Europa zu erfüllen“, berichtet der angehende Bundespolizist, dessen Eltern vor seiner Geburt nach Hamburg auswanderten. „Mein Papa war auch selbst Judoka und hat mich zu dem Sport gebracht. Letztlich mache ich Judo auch für ihn. Es ist ein schönes Gefühl, wenn der Vater zufrieden ist.“
Kones Vater ist selbst Judoka: „Kämpfe auch für ihn“
Koné trainiert am Bundesstützpunkt in Berlin. „Im Herzen bleibe ich Hamburger“, sagt er und fügt mit einem Lachen hinzu: „Aber das Essen ist schon geil in Berlin. Da ist ein Döner am Wochenende wie ein Fünf-Sterne-Gericht.“ Anders als Kämpfer in anderen Gewichtsklassen muss er nicht penibel auf sein Gewicht achten. Einen Ernährungsberater habe er „natürlich“ trotzdem. „In jedem Training verliere ich drei Kilo an Gewicht, das muss man ausgleichen.“ 150 Kilo wie einige seiner Konkurrenten wolle er nicht auf die Matte bringen. „Dann bist du zwar schwer zu werfen, aber hast auch nicht die nötige Ausdauer.“
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Er selbst hat sie. Auch mit Blick auf seine Karriere. Rückschläge werfen ihn nicht um. Schwere Erschütterungen auch nicht. Eine solche hatte es vor fünf Jahren gegeben, als ihn der Trainer Frank Möller, Olympia-Bronze-Gewinner von 1996, attackiert und übel rassistisch beleidigt hatte. Der Verband hatte Möller daraufhin lange gesperrt. Inzwischen begegnen sich beide wieder, sehen sich beim Training. „Die ersten Monate und Jahre war ich wütend, denn so etwas gehört sich nicht, aber er hat sich mehrfach entschuldigt. Auch er ist reifer geworden“, sagt Koné. „Und ich bin durch die Sache nur noch stärker geworden.“