Überwachung, Druck, Zickenkrieg – der GNTM-Albtraum: TV-Models packen aus
Die Traummaschine Germany‘s next Topmodel läuft seit 17 Jahren unaufhörlich. Seit der ersten Staffel 2006 verspricht die Sendung tausenden jungen Frauen die Chance auf eine Weltkarriere. Doch die Realität sieht oft ganz anders aus. Die Folgen: Psychische und soziale Probleme, Depressionen bis hin zu Suizidgedanken.
In einer aktuellen STRG_F-Dokumentation (NDR/funk) beklagen mehrere ehemalige Kandidatinnen von „Germany’s Next Topmodel“ teils gravierende Folgen im Zuge ihrer Teilnahme an Heidi Klums Casting-Show. „Was das mit einem macht, kann man nicht beschreiben,“ sagt Simone Kowalski, Gewinnerin der 14. Staffel, in der Dokumentation.
„Ich bin gar nicht klargekommen“: TV-Models erzählen vom GNTM-Albtraum hinter den Kulissen
Für die 74-minütige Dokumentation unter dem Titel „STRG_F EPIC“ hat das Format mit mehr als 50 ehemaligen Teilnehmerinnen unterschiedlicher Staffeln gesprochen. Neun von ihnen erzählen vor der Kamera von ihren Erfahrungen. Die Dreharbeiten beschreiben viele von ihnen als sehr anstrengend: Extrem lange Drehtage, fehlende Rückzugsräume, die Abschottung von der Außenwelt und enormer Druck ließen viele Kandidatinnen dünnhäutig werden. „Überall waren Kameras“, beschreibt es Simone Kowalski, die bei ihrer Teilnahme 19 Jahre alt war: „Alles wurde mit Ton und so aufgenommen. Irgendwann wurde uns verboten, rauszugehen. Man durfte nicht joggen gehen. Ich bin gar nicht klargekommen. Mental, körperlich, sozial auch nicht.“
Für einige Teilnehmerinnen war die Show Sprungbrett für eine Karriere in der Öffentlichkeit. Für andere endete sie als Albtraum. „Das Zusammenleben in der Modelvilla war die größte Herausforderung in meinem ganzen Leben.“ Lijana Kaggwa, der während und nach Ausstrahlung der Sendung 2020 viel Hass im Netz entgegenschlug, erzählt im Interview von Depressionen und Suizidgedanken. Sie habe irgendwann begonnen zu glauben, was die Leute schrieben: „Ich bin scheiße, wertlos, eine Hure, ein Affe und meiner Familie würde es eigentlich besser gehen, wenn ich nicht mehr existiere.“
Neue Doku gibt TV-Models eine Stimme: So ist es wirklich bei GNTM
Heidi Klum habe sich auf Anfrage von STRG_F nicht dazu äußern wollen heißt es in einer Pressmitteilung des NDR. ProSieben habe schriftlich mitgeteilt, es gebe eine Fürsorgepflicht gegenüber den Kandidatinnen. So erkläre man ihnen zum Beispiel im Vorfeld, was Öffentlichkeit bedeuten könne. Es gebe Coachings und Beratung durch ein Social Media Team. Auch ein Psychologe gehöre schon immer zum Team. Wer auf diese Regeln keine Lust habe, könne jederzeit aussteigen. Zu Manipulationsvorwürfen am Set teilt ein Sender-Sprecher mit: „Die Kandidaten antworten, was sie antworten möchten.“
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Die Dokumentation „STRG_F EPIC“ ist ab sofort im YouTube-Kanal von Strg_F und in der ARD Mediathek zu sehen. (mp)