EM-Kracher gegen Spanien: Wolff und Bitter sind Deutschlands Hoffnung
Der erst am Ende souveräne EM-Auftaktsieg der deutschen Handballer gegen die Niederlande (34:23) hat zwei Dinge deutlich gemacht: Das Team von Bundestrainer Christian Prokop muss sich im Kracher am Sonnabend (18.15 Uhr, ZDF live) gegen Spanien mächtig steigern. Die zweite Erkenntnis: Deutschland kann im Duell der Giganten auf seine Riesen in der Kiste bauen.
Es ist, als sei er nie weg gewesen. Neun Jahre nach seinem Rücktritt aus dem Nationalteam macht 2,05-Meter-Mann Johannes Bitter (37) beim Drei-Länder-EM nicht nur das, was er am besten kann: Bälle halten. Er nimmt bei seinem Comeback-Turnier auch mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit und sehr glaubwürdig die Rolle eines Leitwolfes und Frontmanns abseits des Spielfeldes ein.
Bitter ist ein gefragter Mann – und dem ebenso bärigen wie sensiblen und manchmal auch schwierigen 1,98-Meter-Hünen Andreas Wolff (28) passt das gut in den Kram. Dann kann sich Deutschlands Nummer eins zurückziehen.
Bitter spricht über die Zusammenarbeit mit Wolff
„Wir ergänzen uns sehr gut“, sagt Bitter im Gespräch mit der MOPO und meint das nicht nur auf das Sportliche bezogen. „Es ist nicht so, dass wir alles zusammen machen. Wir sind unterschiedliche Typen. Aber wir verstehen uns gut, können über alles reden, haben Spaß. Es passt einfach.“
Das war in der Vergangenheit nicht unbedingt der Fall. Zwischen Wolff und dem langjährigen DHB-Keeper Silvio Heinevetter hatte die Chemie nie so richtig gestimmt. Wolff braucht ein Wohlfühl- und kein Reizklima, um Topleistung abrufen zu können. Es ist kein Zufall, dass er beim EM-Titelgewinn 2016 sein bestes Turnier spielte – ohne Heinevetter und mit Carsten Lichtlein als erfahrenem Back-up.
Duo soll zum Trumpf im Kampf um EM-Medaille werden
Die Hoffnung bei den Verantwortlichen ist, dass die Klasse und auch die Präsenz von Teamplayer Bitter, der beim TVB Stuttgart überragende Leistungen bringt, die Mannschaft stabiler und stärker und auch Wolff besser macht. Das Duo soll zum Trumpf im Kampf um eine EM-Medaille werden. Bislang scheint das aufzugehen.
„Jogi hat mich moralisch ziemlich gut unterstützt“, berichtete Wolff, der beim polnischen Topklub Kielce unter Vertrag steht, nach dem Sieg gegen die Niederlande, bei dem er in der zweiten Halbzeit aufgetrumpft hatte. „Er hat auch in schwierigen Phasen zu mir gehalten und mich aufgebaut.“ In der Schlussphase war dann Bitter in die Partie gekommen und hatte mit mehreren Paraden, die Wolff auf der Bank feierte, seine Klasse gezeigt. „Auch Jogi war überragend“, lobte Wolff. Bitter zur MOPO: „Wir gönnen es dem anderen, wenn er in der Kiste steht und Bälle hält.“
EM-Schlüsselspiel gegen Spanien
Bundestrainer Prokop freut das harmonische Teamwork. „Beide Torhüter waren stark.“
Im Schlüsselspiel der Vorrundengruppe C in Trondheim, in dem es schon um eine gute Ausgangsposition für den Kampf ums Halbfinale geht, braucht es gegen Titelverteidiger Spanien neben einer stabilen Abwehr auch eine starke Torhüterleistung.
Wolff und Bitter sind bereit. Jeder für sich. Und vor allem gemeinsam.