Revierförster Nils Fischer: „Die Bäume sterben uns ab“
Wohl kaum ein Mensch in Hamburg kennt den Wald so gut wie Nils Fischer. Der 49-Jährige ist seit 20 Jahren Revierförster im Klövensteen. Mit seiner Frau und den drei Kindern lebt er am Rande des Erholungsforstes. Das bedeutet, dass Fischer nicht nur beruflich viel Zeit im Wald verbringt, sondern auch privat. Die Auswirkungen des Klimawandels auf sein Zuhause mitten in der Natur beobachtet Fischer mit Sorge.
Wie erleben Sie den Klimawandel konkret in Ihrem Alltag?
Ich bin seit 20 Jahren Revierförster im Klövensteen. Die Veränderungen sind nicht übersehen. Durch die zunehmende Trockenheit sterben uns zum Beispiel die Bäume ab. Eine Baum-Art haben wir sogar schon komplett verloren – die Sitka-Fichte. Es gibt viele Kahlflächen im Klövensteen, wo früher Bäume standen. Dort forsten wir aktuell wieder massiv auf. Auch das Thema Windwürfe beschäftigt uns. Heutzutage stürzen viel häufiger Bäume durch Sturmeinwirkung um als früher. Und durch die längeren Wärmeperioden halten sich die Käferpopulationen länger. So ist der Borkenkäfer jetzt anders als früher bis in den Oktober hinein aktiv.
Wie beeinflusst das ihr Leben? Können Sie das Thema Klimawandel noch hören?
Ja, natürlich! Die Veränderungen sind sichtbar. Das zu leugnen wäre fatal. Ich bin ein Freund davon, wissenschaftliche Erkenntnisse anzunehmen und daraus die richtigen Maßnahmen abzuleiten. Wir müssen den Wald umbauen und an die veränderten Bedingungen anpassen, wenn wir möchten, dass er eine Zukunft hat. Der Senat und das Bezirksamt Altona haben uns dazu bereits vor vielen Jahren einen klaren Auftrag erteilt, hinter dem ich voll stehe. Auch privat kann jeder seinen Beitrag leisten. So verbringe ich den Urlaub mit meiner Familie dicht an der Natur. Wir gehen Zelten in Norddeutschland. Außerdem ernähren wir uns bewusst von regionalen Produkten.
Welche konkreten Maßnahmen wünschen Sie sich?
Was den Wald angeht, werden gerade genau die Maßnahmen ergriffen, die notwendig sind. Wir bewegen uns weg von Monokulturen. Frühere Nadelwälder, die in der Nachkriegszeit aufgeforstet wurden, werden zu artenreichen Laubmischwäldern umgebaut. Das hemmt auch die Waldbrandgefahr. Allein im letzten Jahr haben wir 30 Hektar Erholungswald umgebaut. Das muss weitergehen. Zu Maßnahmen in anderen Tätigkeitsbereichen kann ich nichts sagen. Da bin ich kein Experte, habe aber Vertrauen in die Politik. Die Regierung ist dafür gewählt worden, dass sie die richtigen Maßnahmen einleitet. Was ich mir vor allem wünsche, ist dass Menschen davon abgehalten werden, Bomben zu werfen. Dass wir mitten in Europa einen Krieg haben, finde ich schlimm.