• Der DFB wollte den FC St. Pauli für diese Fan-Aktion im Heimspiel gegen Darmstadt bestrafen.
  • Foto: imago images/Jan Huebner

Pro-kurdische Fan-Plakate: St. Pauli droht DFB-Strafe – Boss Göttlich protestiert!

Wie politisch dürfen sich die Fans des FC St. Pauli am Millerntor positionieren? Wegen pro-kurdischer Fan-Plakate droht dem Kiezklub eine Strafe des DFB – die Präsident Oke Göttlich aber nicht hinnehmen möchte.

Beim Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 am 19. Oktober hatten die Anhänger des FC St. Pauli ein Plakat gezeigt, auf dem „Biji Rojava“ zu lesen war, übersetzt etwa „Es lebe Rojava“. Dazu schwenkten sie im Fanblock am Millerntor Fahnen der kurdischen Frauenverteidigungseinheiten YPJ und zeigten die Farben Gelb, Rot und Grün – die Farben der nordsyrischen Region Rojava.

St. Pauli droht Strafe wegen pro-kurdischer Fan-Plakate

Der Hintergrund: Bei Rojava handelt es sich um das umkämpfte Gebiet in Nordsyrien, in das die Türkei mit einer Militäroffensive nur wenige Tage vor dem Heimspiel einmarschiert war. Es war jene Militäraktion, die Ex-St. Pauli-Profi Cenk Sahin in einem Instagram-Post unterstützt hatte, woraufhin er von den Verantwortlichen am 14. Oktober freigestellt worden war. Zum Zeitpunkt der Plakat-Aktion war das gerade mal fünf Tage vergangen.

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Ein St. Paulis-Fan hält eine Fahne der kurdischen Frauenverteidigungseinheiten YPJ in die Höhe.

Foto:

dpa

Nun wurde der DFB in einem Brief des Türkischen Fußballverbandes auf die Plakate der St. Pauli-Fans aufmerksam gemacht. Der Türkische Verband wiederum soll das Schreiben verfasst haben, nachdem er von ganz oben alarmiert worden sei – vom türkischen Außenministerium.

St. Pauli-Präsident Oke Göttlich will Strafe nicht hinnehmen

Nun könnte der Kiezklub für die Fan-Aktion bezahlen müssen. Der DFB-Kontrollausschuss hat laut dpa eine Geldstrafe in Höhe von 4000 Euro für St. Pauli beantragt, um das – aus ihrer Sicht – Fehlverhalten der Anhänger zu sanktionieren. Nun soll das DFB-Sportgericht über den Fall entscheiden.

Eine mögliche Strafe wäre für St. Pauli-Präsident Oke Göttlich aber nicht akzeptabel. „Man kann ganz klar sagen: Für den FC St. Pauli ist die Meinungsfreiheit nicht verhandelbar – auch im Stadion“, stellte Göttlich gegenüber der dpa klar und betonte: „Wir als FC St. Pauli haben uns immer ganz klar dazu bekannt, dass Sport politisch ist.“

Plakat-Aktion: Hintergrund war die Trennung von Cenk Sahin

„Natürlich gibt es in der türkischen Bevölkerung und auch in der deutsch-türkischen Bevölkerung ganz andere Meinungen als die, die der FC St. Pauli vertritt. Diese akzeptieren wir auch“, sagte Göttlich weiter. „Aber wir als FC St. Pauli können unsere Entscheidung nur aufgrund unseres Wertekosmos treffen. Und der beinhaltet, dass wir kriegerische Handlungen ablehnen. Wenn ein Spieler das bei uns nicht tut und das auch wiederholt, dann müssen wir auch Maßnahmen treffen.“

Überhaupt gehe es bei der Entscheidung gar nicht um die Tatsache an sich – immerhin sieht auch Göttlich einen klaren Zusammenhang zu der Debatte um Cenk Sahin: „Es geht gar nicht um das, was im Stadion passiert ist. Das Plakat wurde gezeigt, nachdem wir uns wenige Tage zuvor vom Spieler Cenk Sahin getrennt haben.“

DFB-Sportgericht: St. Pauli erwartet Entscheidung morgen

Dabei hat sich der Wirbel um Cenk Sahin beim FC St. Pauli gerade wieder beruhigt. Nach dem Instagram-Post am 11. Oktober hatten die St. Pauli-Ultras Sahins sofortigen Rauswurf gefordert, die Verantwortlichen stellten ihn drei Tage später frei. Inzwischen spielt Sahin beim türkischen Erstligisten Kayserispor, sein Vertrag bei St. Pauli war Ende November endgültig aufgelöst worden.

Ob das Gericht eine solche politische Haltung ebenfalls toleriert, soll schon am Freitag entschieden werden. Vor dem DFB-Sportgericht wird ab 11 Uhr der Pyro-Streit im Derby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli verhandelt. Im Rahmen dieser Auseinandersetzung soll auch die Plakat-Aktion thematisiert werden.

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