Um die 1000 Hamburger Ampeln fielen stundenlang aus – wegen eines Spielzeugs
Kleine Schnur, großes Chaos: Ein Kinderspielzeug hat am Freitagmorgen mitten im Hamburger Berufsverkehr zu riesigen Problemen geführt. 842 Ampeln fielen gleichzeitig aus, erst gegen Mittag wurden die letzten wieder eingeschaltet. Was hat da eigentlich so lange gedauert und kann so etwas in Zukunft verhindert werden?
Um 7.20 Uhr wurden die Ampeln an Hamburgs Kreuzungen plötzlich dunkel. Anstatt wie sonst den Verkehr zu regeln, fielen 842 Ampeln gleichzeitig aus – sogar einige Lichtzeichenanlagen in Pinneberg und Elmshorn waren betroffen.
Mitten im Berufsverkehr: 1000 Ampeln fallen in Hamburg aus
Viele Autofahrer waren verunsichert, kamen aber größtenteils mit der außergewöhnlichen Situation zurecht. Die Polizei rief dazu auf, Verkehrsschilder sowie die Einsatzkräfte an den Kreuzungen zu beachten. Laut Sprecher Thilo Marxsen war die Verkehrslage nicht auffälliger als an „normalen“ Freitagen, es kam zu keinen größeren Staus. Trotzdem krachte es einige Male, unter anderem fuhr ein Pkw an der Kreuzung Gärtnerstraße/Hoheluftchaussee in einen Lkw. Ob die Ampeln dort aber der tatsächliche Grund waren, muss die Unfallermittlung klären.
Betroffen von dem Ampel-Ausfall war die ganze Stadt. Die grobe Ursache war schnell geklärt: Ein Spannungseinbruch hatte zu den Ausfällen geführt. Aber woher kam er? Das war zunächst unklar. Stromnetz Hamburg verwies direkt auf den Betreiber des überregionalen Übertragungsnetzes, das Berliner Unternehmen „50Hertz“.
Drachenschnur sorgt für Stromausfall bei Ampeln
Dort, so Sprecher Alexander Sewohl, habe man am Freitagvormittag fieberhaft nach der Ursache der großräumigen Störung gesucht – und sie schließlich gefunden: eine Drachenschnur, die sich in einer Hochspannungsleitung zwischen den Umspannwerken Krümmel und Hamburg Ost verfangen hatte.
Dadurch wurde eine kurzzeitige Spannungsschwankung im Millisekundenbereich verursacht. „Die Stromversorgung war zu keinem Zeitpunkt unterbrochen. Dennoch fielen wegen der Spannungsschwankung vermehrt Ampeln im Stadtgebiet Hamburg aus, die nicht über eine entsprechende Absicherung verfügen“, sagte er.
Ampeln in Hamburg mussten teils manuell reaktiviert werden
Warum aber haben von den knapp 1800 Ampeln im Stadtgebiet anscheinend knapp die Hälfte keine solche Absicherung und könnten diese nachgerüstet werden, um solche Ausfälle zu verhindern? Eine MOPO-Anfrage an die Hamburger Verkehrsanlagen (HHVA) blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Die Drachenschnur konnte bereits am Vormittag entfernt werden, trotzdem dauerte es noch bis zum späten Mittag, bis alle Ampeln wieder leuchteten. Grundsätzlich könnten alle Systeme aus der Verkehrsleitzentrale der Polizei heraus reaktiviert werden, so Sprecher Marxsen. Nur, wenn wenn bei dem Stromausfall zusätzlich noch eine Sicherung der Ampel rausgeflogen war, seien die Beamten zusammen mit Mitarbeitern der HHVA hingefahren und hätten diese manuell wieder zum Laufen bringen müssen. Nach MOPO-Informationen war das bei etwa 80 Stück der Fall.