Schärfste Waffe: Deutsche Handballer setzen auf Kanonier Kühn
Der Mann ist eine Waffe. Die gefährlichste im Arsenal der deutschen Handballer. Julius Kühn – Sprengkraft verteilt auf zwei Meter Länge und 110 Kilo Körpergewicht. Mit seiner rohen Wurfgewalt ist der Rückraumspieler von der MT Melsungen einer der großen Hoffnungsträger für die EM-Hauptrunde in Wien, die für die DHB-Auswahl am Donnerstag mit dem Spiel gegen Weißrussland (20.30 Uhr, ARD live) beginnt.
Kühn, und das ist keine kühne Behauptung, ist einer der ganz wenigen deutschen Spieler, der mit mächtig Rückenwind aus der Vorrunde gekommen ist. Man könnte gar von Sturm sprechen. In dieser Verfassung ist Kanonier Kühn ein Trumpf. Er hat die Durchschlagskraft, an der es im deutschen EM-Kader mangelt. Kühn kann Spiele entscheiden.
Julian Kühn kann Handball-Spiele entscheiden
„Wir brauchen seine einfachen Tore, müssen ihn dafür aber auch in Szene setzen“, betont DHB-Vizepräsident Bob Hanning vor dem Hauptrundenstart gegenüber der MOPO. „Wir sind froh, dass er gegen Lettland explodiert ist und hoffen, dass er so weitermacht.“
Acht Tore bei neun Versuchen hatte Kühn beim 28:27-Zittersieg im letzten Vorrundenspiel erzielt und eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie brandgefährlich und deshalb wirkungs- und wertvoll er für seine Mannschaft sein kann, oder wie Abwehrrecke Patrick Wiencek es kernig formulierte: „Julius hat uns den Arsch gerettet.“
Nur wenn Kühn auch in Wien zündet, geht für Deutschland noch was im Kampf ums Halbfinale. Er sagt: „Wir sind heiß darauf, dass die Hauptrunde endlich losgeht. Wir haben jetzt schon so viel drüber gesprochen: Jetzt gilt es auch mal, mit Leistung zu überzeugen.“
Julian Kühn fehlte bei der Handball-WM 2019
Der blonde Hüne ist der Mann für die sogenannten einfachen Tore, was leichter gesagt ist, als getan, denn auch wenn er aufgrund seiner Größe keine Vorbereitung in Form komplexerer Spielzüge für seine Würfe braucht, so muss er dennoch in Wurfposition gebracht werden. Das Timing beim Zuspiel muss stimmen, damit der Shooter möglichst aus der Bewegung kommt. Dann ist er kaum zu stoppen. Gegen offensive Abwehrformationen tut sich ein Spielertyp wie Kühn allerdings schwer.
Wie wertvoll der gebürtige Duisburger für die Mannschaft ist, hat die Heim-WM im Januar 2019 gezeigt. Kühn war aufgrund eines drei Monate zuvor Kreuzbandrisses nicht dabei und damit fehlte dem Team im Angriff Durchschlagskraft. Zwar kompensierte die DHB-Auswahl den Ausfall im Kollektiv. Mit Kühn wäre aber vermutlich noch mehr drin gewesen als Platz vier. Nach langer Leidenszeit hatte er erst Ende Oktober sein Comeback im DHB-Trikot gegeben.
Kühn setzt in Wien auf die deutschen Fans
Jetzt ist Kühn fit und in Form, aber seine Mannschaft schwächelt. Es ist Zeit, mehr Verantwortung auf seine breiten Schultern zu laden. Zeit, den nächsten Schritt zu machen und zu einem Führungsspieler dieser Nationalmannschaft zu werden. Julius Kühn wird gebraucht. Mehr denn je.
Er setzt in Wien auch auf einen kleinen Heimvorteil: „Wir haben positive Erinnerungen an die Stadt. Bei dem Testspiel waren auch viele deutsche Fans. Das wird hier eine andere Hausnummer. Von uns Spielern sind viele Familien, die Freunde alle da. Das gibt noch einmal einen Extraschub Motivation.“