Annika Kruse
  • Annika Kruse (21), Aktivistin bei Fridays for Future
  • Foto: Patrick Sun

Aktivistin Annika (21): „Manchmal denkt man, das bringt doch alles nicht so viel“

Annika Kruse (21) aus Groß Borstel kam vor vier Jahren als Schülerin zu Fridays for Future – und während viele Jugendliche, die einst an den großen Klimastreiks teilnahmen, sich heute anderen Themen widmen, blieb der Kampf gegen den Klimawandel für Annika das zentrale Anliegen – und beeinflusste die Wahl ihres Studienfaches entscheidend. Heute ist die junge Frau Sprecherin für Fridays for Future in Hamburg.

Wie erleben Sie den Klimawandel in Ihrem Alltag?

Ich persönlich spüre noch keine riesigen Unterschiede, im Gegensatz zu meiner Mutter und meiner Großmutter, die sich an Sommer und Winter erinnern, die anders waren als die heutigen. Aber darum geht es ja: Die Klimakrise verläuft schleichend und jede kleine Veränderung im Klimasystem ist zwangsläufig unnatürlich und wird mit der Zeit heftige Auswirkungen haben. Und wir müssen handeln, auch wenn die Auswirkungen in Deutschland im Moment noch nicht so spürbar sind wie anderswo.

Wie beeinflusst die Klimakrise Ihre Entscheidungen? Können Sie das noch alles ertragen?

Ich fliege nicht, ich esse keine tierische Produkte, ich fahre kein Auto. Ich versuche, zu tun, was ich kann. Mein Aktivismus bei Fridays for Future hat meine Entscheidung für ein Studium der Politikwissenschaft beeinflusst und auch die Entscheidung, direkt nach der Schule in Hamburg zu bleiben, damit ich mein Engagement fortsetzen konnte. Aber es ist sehr, sehr anstrengend: Jeder, der Aktivismus betreibt, kommt immer wieder an den Punkt, an dem man denkt, das bringt doch alles nicht so viel, wie man dachte.

„Frustrierend, dass Veränderungen nicht durchgesetzt werden“

Wir haben 2019 angefangen und dachten, wir machen ein paar Wochen oder Monate Klimastreik und das war’s. Dann hätte sich was geändert. Jetzt bin ich vier Jahre später noch bei Fridays for Future. Wir haben einiges erreicht, etwa das erste Klimaschutzgesetz 2019, das ist ein Verdienst der Klimabewegung. Und ja, ich kann das alles noch ertragen. Mich motiviert, dass viele Menschen auf unserer Seite stehen und mehr Klimaschutz wollen, aber es ist frustrierend, dass die Veränderungen, die die Wissenschaft fordert, nicht von der Politik durchgesetzt werden.

Welche konkreten Maßnahmen wünschen Sie sich?

Es müssten alle Menschen in die Lage versetzt werden, klimaschonend zu leben. Auf dem Land etwa können die Leute nicht so einfach wie ich aufs Auto verzichten. Die Öffis müssen ausgebaut werden, und sie müssen billiger werden. 49 Euro sind für viele Menschen noch zu teuer. Und in Hamburg könnte man noch mehr Radwege bauen.

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